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Zwei- vs. Vierzylinder: Stimmt die Balance of Performance?

Ducati muss sich in der Superbike-WM stark bemühen, um mit den Vierzylinder-maschinen mitzuhalten: Werden die V2-Superbikes vom Reglement benachteiligt?

(Motorsport-Total.com) - Seit der Gründung der Superbike-WM tobt die Diskussion um unterschiedliche Hubräume bei unterschiedlichen Motorkonzepten. Zu Beginn kämpften Vierzylindermaschinen mit maximal 750 Kubikzentimeter Hubraum gegen Zweizylinder mit maximal 1.000 Kubikzentimeter Hubraum. Zwischenzeitlich gab es keine Unterschiede beim Hubraum, was zu extrem teuren Tuningmaßnahmen bei den Zweizylindern führte. Seit 2008 wird unter dem aktuellen Reglement gefahren: Vierzylinder haben nach wie vor 1.000 Kubikzentimeter Hubraum, V2-Maschinen dürfen 1.200 Kubikzentimeter haben.

Titel-Bild zur News: Jonathan Rea, Chaz Davies

Werden die Ducatis vom aktuellen Superbike-Reglement benachteiligt? Zoom

Schaut man auf die Statistik, dann fällt auf, dass Ducati in den acht Jahren seit der Einführung des aktuellen Reglements nur zwei Mal die Meisterschaft gewann. Werden die V2-Maschinen aktuell benachteiligt? "Diese Diskussion ist beinahe so alt wie ich selbst (lacht; Anm. d. Red.)", kommentiert Ducatis Superbike-Projektleiter Ernesto Marinelli im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

"Jeder Hersteller versucht natürlich, die Regeln bestmöglich zu seinen Gunsten zu nutzen. Im Moment dürfte niemand behaupten, dass es unausgeglichen ist. Mehr oder weniger liegen die unterschiedlichen Konzepte gleichauf", analysiert Marinelli und hält fest: "Ich persönlich denke, dass die Vierzylindermaschinen aktuell leicht im Vorteil sind, aber das ist nur meine Meinung."

Ducati erkennt leichtes Ungleichgewicht

Ducati-Werkspilot Chaz Davies besätigt Marinellis Eindrücke: "Es ist ziemlich ausgeglichen, doch ich denke, dass die Vierzylindermaschinen einen kleinen Vorteil haben", schildert der Brite, der sich um die Vorteile der V2-Superbikes sorgt: "In der Vergangenheit konnten die Zweizylinder ihre Stärken besser ausspielen, weil die Elektronik nicht so fortschrittlich war. Damals wurde der Gasbefehl direkt ans Hinterrad weitergeleitet. Nun ist es ein bisschen anders, denn die Elektronik filtert die Leistung durch die Traktionskontrolle und die anderen Fahrhilfen und unterstützt den Fahrer. Die Vierzylinder konnten deshalb die Stärken der Zweizylinder ausgleichen."

Crescent-Yamaha-Teammanager Paul Denning ist mit dem aktuellen Reglement zufrieden: "Ich denke, es ist gut so, wie es im Moment ist. Seit der Gründung der Superbike-WM ist es ein Diskussionsthema. Es ging hoch und runter und von hier nach da", erinnert sich der Brite. "Auf manchen Strecken haben die Zweizylindermaschinen vielleicht leichte Vorteile, aber es ist so, wie es ist. Die Verantwortlichen haben mit Blick auf das aktuelle Reglement gute Arbeit geleistet. Es liegt an uns, die Regeln besser zu nutzen und uns zu steigern. Es ist nicht so, dass die Ducatis allen anderen davonfahren. Das zeigt, dass die Regeln gut sind."

Chaz Davies

Chaz Davies muss hart kämpfen, um gegen die Kawasakis zu bestehen Zoom

Yamaha-Pilot Sylvain Guintoli betont, dass es unmöglich ist, eine Regel für die Ewigkeit zu definieren: "Ich denke, dass man ständig die technischen Bestimmungen anpassen sollte. Die Motorräder entwickeln sich weiter. Manchmal dominiert ein Motorrad. Dann müssen die Verantwortlichen einschreiten", bemerkt der Franzose, der in der Vergangenheit verschiedene Motorkonzepte fuhr.

Gibt es bald Zugeständnisse?

"Im vergangenen Jahr waren die Zweizylinder besonders gegen Ende der Saison sehr nah dran. In diesem Jahr fiel es den Fahrern etwas schwerer. Doch man muss auch die Form der Fahrer und andere Faktoren mit einbeziehen", grübelt Guintoli, der davon ausgeht, dass Ducati in der kommenden Saison ein paar Zugeständnisse bekommt: "Ich denke, es wird für die kommende Saison ein bisschen angepasst. Ich kann mir vorstellen, dass die Vierzylindermaschinen ein bisschen eingebremst werden. Ich weiß es aber nicht, denn ich mache nicht die Regeln."

Ducati-Superbike-Projektleiter Marinelli vergleicht die Situation mit der vergangener Jahre: "In der Vergangenheit waren alle zufrieden und stimmten zu, dass 750er-Vierzylinder gegen 1.000er-Zweizylinder antreten. Das heißt, es waren 250 Kubikzentimeter und jetzt sind es 200. Zudem war es prozentual noch deutlicher, da die Motoren kleiner waren", vergleicht er.

Ernesto Marinelli

Ernesto Marinelli erinnert sich an die klassische Superbike-Regel Zoom

Doch was ist das optimale Verhältnis? "Ein Professor einer Universität würde immer bei der Quadratwurzel von 2 landen, was einem Verhältnis von 1:1,4142 entspricht. Doch es müssen weitere Aspekte mit einbezogen werden. Man kann es nicht rein mathematisch lösen. Einerseits akzeptieren wir die aktuelle Regel und andererseits setzen wir uns für eine fairere Lösung ein. Im Moment wird durch die aktuellen Ergebnisse aber deutlich, dass die Meisterschaft ziemlich ausgeglichen ist."

Hayden erkennt kein Ungleichgewicht

Superbike-Neuling Nicky Hayden sieht aktuell keinen Handlungsbedarf: "Ich denke, es ist im Moment ziemlich ausgeglichen. Aber ich möchte mich nicht zu sehr von den anderen Motorrädern ablenken lassen. Ich konzentriere mich auf mein Motorrad. Ich habe nicht gehört, dass jemand mit der aktuellen Regel nicht zufrieden ist", kommentiert der US-Amerikaner.

Teamchef Ronald ten Kate äußert sich diplomatisch und lässt ein leichtes Ungleichgewicht durchblicken: "Im Moment ist es ziemlich ausgeglichen. Ducati muss aber sehr hart arbeiten, um konkurrenzfähig zu sein. In der Vergangenheit sah es so aus, als ob jeder mit einer Ducati Siege einfahren konnte. Sie müssen sich jetzt richtig anstrengen, um vorne mitzumischen. Es fällt ihnen nicht leicht, Rennen zu gewinnen", stellt der Holländer fest.