WSBK-Test Misano: Razgatlioglu bricht Rundenrekord, Bautista stürzt vier Mal!

BMW-Pilot Toprak Razgatlioglu gibt beim Test der Superbike-WM in Misano das Tempo vor - Alvaro Bautista mit Problemen - Honda bringt neue Entwicklungen

(Motorsport-Total.com) - Die lange Pause zwischen den WSBK-Wochenenden in Assen Mitte April und Misano Mitte Juni wurde vergangene Woche durch den Test auf der für die Superbike-WM neuen Piste in Cremona verkürzt (zum Bericht). Diese Woche trafen sich die WSBK-Piloten in Misano für einen weiteren Test, bei dem beinahe das komplette Feld vertreten war.

Titel-Bild zur News: Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglu zeigte beim Test das Potenzial der BMW M1000RR Zoom

Bereits am Donnerstag gab Toprak Razgatlioglu mit seiner BMW M1000RR das Tempo vor. Der türkische Ausnahmekönner lieferte sich am ersten Testtag einen spannenden Schlagabtausch mit Titelverteidiger Alvaro Bautista (Ducati).

Schlussendlich behauptete sich Razgatlioglu mit einer 1:32.663er-Runde an der Spitze der Tageswertung. Damit fuhr Razgatlioglu unter dem bestehenden Rundenrekord. Und auch Ducati-Werkspilot Nicolo Bulega unterbot die bisherige Bestmarke, schob sich auf die zweite Position und verdrängte Teamkollege Bautista auf die dritte Position.

Bei Yamaha deutete sich bereits am Donnerstag an, dass es bergauf geht. Rekord-Weltmeister Jonathan Rea beendete den Testtag als bester Yamaha-Pilot auf der vierten Position. Laut Teammanager Paul Denning wurde die Balance des Fahrwerks verändert. Diese Änderung vermittelt Rea ein besseres Gefühl.

BMW an der Spitze: Toprak Razgatlioglu holt zwei Tages-Bestzeiten

Auch am zweiten Testtag setzte sich Razgatlioglu stark in Szene und unterbot seine Bestmarke vom Vortag um etwas mehr als eine Zehntelsekunde. Ein Regenschauer in den Mittagsstunden hatte zur Folge, dass die Fahrer nicht so viele Runden drehten wie am ersten Testtag. Doch Razgatlioglu ließ sich davon nicht aufhalten.

Razgatlioglu und seine BMW-Crew beschäftigten sich beim Misano-Test hauptsächlich mit der Abstimmungsarbeit am Fahrwerk und der Elektronik. Der Weltmeister der Saison 2021 lobte explizit die Verbesserungen bei der Motorbremse.

Teamkollege Michael van der Mark konnte das hohe Tempo zumindest auf eine schnelle Runde nicht mitgehen. Der Niederländer reihte sich am Freitag mit 1,3 Sekunden Rückstand auf P9 ein.

Endlich spürbare Fortschritte: Jonathan Rea mit Yamaha auf P2

Erneut stark unterwegs war auch Rea, der am Freitag die zweite Position der Tageswertung belegte. "Ich habe die R1 bei diesem Test genossen", berichtet der sechsmalige Superbike-Weltmeister, der zusammen mit seiner Crew neue Abstimmungen testete und offensichtlich Fortschritte erzielte.

Jonathan Rea

Jonathan Rea schob sich am Freitag auf die zweite Position Zoom

"Es liegt noch viel Arbeit vor mir, aber ich bin froh, dass das Rennwochenende in Misano bald beginnt und freue mich auf die Aussichten", berichtet Rea. "Es war schön, sich gut auf dem Motorrad zu fühlen, und besonders auf dem weichen Reifen konnte ich die R1 wirklich schnell bewegen."

Licht und Schatten bei Ducati: Alvaro Bautista stürzt vier Mal!

Das Ducati-Werksduo konnte sich beim Heimspiel in Misano nicht mit Bestzeiten in Szene setzen. Nicolo Bulega schob sich auch am zweiten Testtag vor Teamkollege Alvaro Bautista, der einen durchwachsenen Freitag erlebte.

Bautista stürzte am Freitag gleich drei Mal. Der zweifache Superbike-Weltmeister landete in Kurve 8, Kurve 14 und Kurve 16 im Kiesbett. Zusammen mit dem Sturz am Donnerstag kam Bautista beim Misano-Test auf vier Stürze. Hinsichtlich des Selbstvertrauens keine guten Voraussetzungen für das Rennwochenende im Juni.

Alvaro Bautista

Alvaro Bautista erlebte beim Test einige Rückschläge Zoom

Laut Bautista war das Gefühl mit Rennreifen deutlich besser als in der Superpole-Simulation mit der weichen Reifenmischung. Blendet man die vier Stürze aus, dann hat Bautista einige Fortschritte bei der Abstimmung erzielt. Zusammen mit seiner Crew arbeitete der Spanier an der Motorcharakteristik. Ob er auch 2025 noch fahren wird, will Bautista nach dem Ducati-Heimspiel in Misano verkünden.


Fotos: WSBK 2024: Test in Misano


Die Ducati-Kundenteams hatten beim Test ebenfalls Mühe. Andrea Iannone (GoEleven) landete am Donnerstag mit etwa einer Sekunde Rückstand auf P7 und lag am Freitag weit zurück. "Wir hatten einige Schwierigkeiten bei diesem Test, das Gefühl für das Motorrad war nicht sehr positiv", kommentiert der Italiener. Beim Rennwochenende will Iannone weitere Änderungen testen.

Danilo Petrucci

Danilo Petrucci fuhr beim Comeback nicht allzu viele Runden Zoom

Danilo Petrucci (Barni), der sich vor dem WSBK-Wochenende in Assen bei einem Motocross-Sturz schwer verletzte, feierte beim Misano-Test sein Comeback. Petrucci kam am Donnerstag auf 29 Runden und hörte am Freitag nach sieben Runden auf. Er beklagt Schmerzen in der Schulter und mangelnde Beweglichkeit. Am Rennwochenende möchte "Petrux" laut aktuellem Stand aber teilnehmen.

Eine Sekunde Rückstand: Kawasaki in Misano nur vierte Kraft

Kawasaki war mit den beiden Werkspiloten Alex Lowes und Axel Bassani sowie Puccetti-Pilot Tito Rabat vor Ort. Rabat fuhr auf Augenhöhe zu den beiden Werkspiloten, doch Kawasaki wird in Misano Mühe haben, die Ergebnisse von Phillip Island und Assen zu bestätigen.

Alex Lowes

Alex Lowes testete eine neue Abstimmung und äußerte sich positiv Zoom

Alex Lowes hatte als bester Kawasaki-Pilot am finalen Tag etwa eine Sekunde Rückstand. Mit P7 war der Brite aber nicht unzufrieden. Zusammen mit Crewchief Pere Riba tüftelte er an den Fahrwerks-Einstellungen und der Elektronik.

Axel Bassani

Axel Bassani konnte sich seit seinem Wechsel zu Kawasaki nur bedingt in Szene setzen Zoom

"Ehrlich gesagt, war es ziemlich gut", kommentiert Alex Lowes die Chassis-Einstellungen. "Ich habe den SCQ-Reifen am Freitag zum ersten Mal mit der neuen Chassis-Abstimmung ausprobiert und konnte eine Rundenzeit von 1:33.4 Minuten fahren, womit ich recht zufrieden war. Wir verbessern uns ständig." Teamkollege Axel Bassani hatte an beiden Testtagen etwa 1,4 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit.

Neuer Auspuff und neue Schwinge: Honda bringt Updates nach Misano

Auch beim Misano-Test war Honda das Schlusslicht der fünf Hersteller. HRC brachte einige Änderungen nach Italien, mit denen die großen Probleme der Fireblade behoben werden sollen: die aggressive Leistungsentfaltung und die schlechte Traktion.

Honda Schwinge

In Cremona und Misano wurde eine neue Schwinge getestet Zoom

Honda verspricht sich vom neuen Auspuff einige Verbesserungen. Die Anlage soll dabei helfen, die Leistungsentfaltung der des Reihen-Vierzylinders sanfter zu gestalten. Zudem sah man an den Werks-Hondas eine neue Schwinge.

Hinsichtlich der Rundenzeiten konnte man noch keine großen Fortschritte erkennen. Beim Auftakt am Donnerstag fehlten knapp zwei Sekunden. Iker Lecuona kam am Freitag immerhin bis auf 1,3 Sekunden an die Bestzeit heran.

Dominique Aegerter in den Top 8, Philipp Öttl stürzt

Auf für die deutschsprachigen Piloten war der Misano-Test eine gute Gelegenheit, um die lange Pause zwischen dem dritten und vierten WSBK-Event der laufenden Saison zu überbrücken und sich für das Wochenende in Misano vorzubereiten.

Dominique Aegerter (GRT-Yamaha) schob sich am finalen Testtag in die Top 8, nachdem er beim Auftakt am Donnerstag nur die 17. Position belegte. Mit 84 Runden war Aegerter am ersten Tag aber einer der fleißigsten Fahrer. Seinen Rückstand konnte Aegerter am Freitag auf 1,2 Sekunden verringern.

Dominique Aegerter

Dominique Aegerter machte am Freitag einen großen Schritt Zoom

Weniger erfreulich verlief der Test für Philipp Öttl (GMT94-Yamaha), der großen Rückstand hatte. Sowohl am Donnerstag als auch am Freitag landete der Deutsche auf P18 und lag etwa 2,6 Sekunden zurück. Ein Sturz bescherte der GMT94-Crew zusätzliche Arbeit. Öttl blieb unverletzt.

Die WSBK-Saison 2024 wird in zwei Wochen in Misano fortgesetzt.

Die Rundenzeiten vom WSBK-Test (Donnerstag):
1. Toprak Razgatlioglu (BMW) - 1:32.663 Minuten (68 Runden)
2. Nicolo Bulega (Ducati) +0,068 Sekunden (75)
3. Alvaro Bautista (Ducati) +0,488 (76)
4. Jonathan Rea (Yamaha) +0,543 (73)
5. Sam Lowes (Marc-VDS-Ducati) +0,683 (91)
6. Andrea Locatelli (Yamaha) +0,927 (76)
7. Andrea Iannone (GoEleven-Ducati) +0,990 (75)
8. Remy Gardner (GRT-Yamaha) +1,157 (77)
9. Michael van der Mark (BMW) +1,315 (94)
10. Axel Bassani (Kawasaki) +1,376 (70)
11. Tito Rabat (Puccetti-Kawasaki) +1,442 (94)
12. Alex Lowes (Kawasaki) +1,525 (68)
13. Danilo Petrucci (Barni-Ducati) +1,845 (29)
14. Michele Pirro (Ducati-Testteam) +1,853 (45)
15. Iker Lecuona (Honda) +1,934 (73)
16. Xavi Vierge (Honda) +2,227 (88)
17. Dominique Aegerter (GRT-Yamaha) +2,593 (84)
18. Philipp Öttl (GMT94-Yamaha) +2,620 (39)
19. Tarran Mackenzie (MIE-Honda) +3,295 (43)
20. Adam Norrodin (MIE-Honda) +4,042 (71)

Die Rundenzeiten vom WSBK-Test (Freitag):
1. Toprak Razgatlioglu (BMW) - 1:32.535 Minuten (45 Runden)
2. Jonathan Rea (Yamaha) +0,578 Sekunden (25)
3. Nicolo Bulega (Ducati) +0,598 (38)
4. Alvaro Bautista (Ducati) +0,640 (45)
5. Andrea Locatelli (Yamaha) +0,784 (35)
6. Remy Gardner (GRT-Yamaha) +0,876 (44)
7. Alex Lowes (Kawasaki) +0,923 (39)
8. Dominique Aegerter (GRT-Yamaha) +1,180 (52)
9. Michael van der Mark (BMW) +1,281 (53)
10. Tito Rabat (Puccetti-Kawasaki) +1,321 (33)
11. Iker Lecuona (Honda) +1,331 (44)
12. Michele Pirro (Ducati-Testteam) +1,341 (52)
13. Axel Bassani (Kawasaki) +1,394 (41)
14. Sam Lowes (Marc-VDS-Ducati) +1,414 (14)
15. Danilo Petrucci (Barni-Ducati) +1,428 (7)
16. Andrea Iannone (GoEleven-Ducati) +1,652 (29)
17. Xavi Vierge (Honda) +1,884 (51)
18. Philipp Öttl (GMT94-Yamaha) +2,658 (57)
19. Tarran Mackenzie (MIE-Honda) +3,060 (27)
20. Adam Norrodin (MIE-Honda) +4,349 (38)

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