Honda-Tief in der Superbike-WM: Welche Rolle spielt(e) die Wahl der Fahrer?

Das Honda-Werksduo fährt in der Superbike-WM hinterher: Hat HRC einen Fehler gemacht, als man in der WSBK-Saison 2022 zwei Rookies verpflichtete?

(Motorsport-Total.com) - Der weltgrößte Motorradhersteller hat nicht nur in der MotoGP den Anschluss an die Spitze verloren. Auch in der Superbike-WM fährt Honda aktuell hinterher. Bei den Herstellern liegt der japanische Motorradgigant auf der fünften und letzten Position. Verantwortlich dafür sind die nach wie vor ungelösten Probleme der CBR1000RR-R Fireblade (warum Honda zurückliegt). Man muss aber auch hinterfragen, ob Honda bei der Fahrerwahl die richtigen Entscheidungen traf.

Titel-Bild zur News: Xavi Vierge, Iker Lecuona

Honda verpflichtete vor zwei Jahren zwei WSBK-Rookies: Ein Fehler? Zoom

Für die werksseitige Rückkehr in der WSBK-Saison 2020 griff Honda tief in die Tasche und warb Alvaro Bautista von Ducati ab. In seiner Superbike-Debütsaison feierte Bautista im Jahr davor Siege in Serie, bevor er durch Stürze die WM-Führung verlor.

Der Spanier sollte Honda zum Erfolg führen. Mit Leon Haslam wurde ein sehr erfahrener Teamkollege verpflichtet, der reichlich Know-how zu HRC brachte.

Alvaro Bautista, Leon Haslam

Honda setzte 2020 und 2021 auf Alvaro Bautista und Leon Haslam Zoom

Honda wollte mit Bautista und Haslam um Laufsiege kämpfen, doch der Plan scheiterte. Nach zwei enttäuschenden Jahren kehrte Bautista zu Ducati zurück und gewann zwei Mal in Folge die Meisterschaft. Haslams Dienste wurden bei HRC nicht mehr benötigt, der Brite kehrte in die Britische Superbike-Meisterschaft zurück.

Für die WSBK-Saison 2022 traf Honda die mutige Entscheidung, zwei Rookies ins Team zu holen. Mit Iker Lecuona und Xavi Vierge wurden zwei ehemalige Grand-Prix-Piloten verpflichtet, die weder Erfahrungen mit seriennahen Rennmotorrädern noch mit Pirelli-Reifen hatten.

Wegen unerfahrenen Rookies bei der Entwicklung vom Kurs abgekommen?

Hat Honda zu viel riskiert und ist auch auf Grund der Fahrerwahl bei der Entwicklung der Fireblade vom Kurs abgekommen? "Ich denke nicht, dass es ein Fehler war", kommentiert HRC-Teammanager Jose Escamez, als wir ihn auf die Fahrerwahl seiner Vorgänger ansprechen.

Iker Lecuona; Xavi Vierge

WSBK 2022: Honda holte Iker Lecuona und Xavi Vierge in die Superbike-WM Zoom

Jose Escamez kam im vergangenen Winter zum WSBK-Projekt und verteidigt seine Fahrer: "Sie haben ihr Potenzial unter Beweis gestellt und in der Vergangenheit gute Ergebnisse eingefahren. Momentan sind wir nicht nah dran, doch ich denke nicht, dass das an den Fahrern liegt. Beide verfügen über viel Talent. Wir können uns nicht beschweren."

Haben die Fahrer den Glauben ans HRC-Projekt verloren?

Auf Grund der ausbleibenden Erfolge fällt es den Fahrern schwer, die Motivation hoch zu halten. Im WSBK-Paddock reden einige Insider davon, dass vor allem Iker Lecuona nur noch vom HRC-Projekt bedingt überzeugt ist.

Iker Lecuona

Iker Lecuona kam mit großen Hoffnungen zu Honda, hat bisher aber nicht viel erreicht Zoom

Neben fehlenden Ergebnissen wurde Lecuona durch eine Reihe schwerer Stürze zurückgeworfen. Es ist nachvollziehbar, dass der ehemalige MotoGP-Pilot für Positionen im Mittelfeld nicht mehr alles riskiert.

Jose Escamez

Teammanager Jose Escamez stärkt seinen Fahrern den Rücken Zoom

"Natürlich ist es nicht einfach, die Fahrer zu motivieren", bemerkt HRC-Teammanager Jose Escamez im exklusiven Interview mit Motorsport-Total.com. "Es ist normal, dass die Fahrer in so einer Situation ihre Motivation verlieren können, zumal es für dieses neue Motorrad hohe Erwartungen gab."


Fotostrecke: Die Geschichte der Superbike-WM: Alle Weltmeister seit der Saison 1988

Doch das 2024er-Update der Honda CBR1000RR-R Fireblade war bisher eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Xavi Vierge und Teamkollege Iker Lecuona klagen vor allem über mangelnde Traktion und ein zu aggressives Ansprechverhalten des Motors.

Iker Lecuona

Spektakulär, aber langsam: Die Honda-Piloten kommen nicht auf gute Rundenzeiten Zoom

Wir haben direkt bei Vierge nachgehakt, ob er in seiner dritten Saison für Honda Probleme hat, sich zu motivieren. "Natürlich ist es schwierig, sich zu motivieren, wenn man um P12 kämpft. Ich als Fahrer und Honda als Hersteller haben das Ziel, zu gewinnen oder zumindest näher dran zu sein", kommentiert der Spanier.

Xavi Vierge

Xavi Vierge trainiert hart, fährt in den Rennen aber nur im Mittelfeld Zoom

"Ich trainiere so hart wie zuvor. Auch das Team ist motiviert, die Situation umzudrehen. Doch es ist schwierig, wenn man ans Limit geht, sich richtig schnell fühlt und dann auf dem Display P16 sieht", berichtet Vierge gegenüber Motorsport-Total.com und fügt hinzu: "Das ist ein merkwürdiges Gefühl."

Große Ernüchterung beim Heimspiel in Barcelona

Besonders ernüchternd war Hondas Performance beim Heimrennen des Teams in Barcelona. Der MotoGP-Kurs in Montmelo lag der Fireblade in den zurückliegenden Jahren. Iker Lecuona holte in Barcelona eine Pole und zeigte gute Rennen. Doch in diesem Jahr fuhren die HRC-Piloten hinterher.

Xavi Vierge

Xavi Vierge kam bisher nicht über zehnte Plätze hinaus Zoom

"Einige Strecken waren in der Vergangenheit gut für uns, wie zum Beispiel Barcelona. Dort fuhren wir meist in den Top 5 oder in den Top 6. In diesem Jahr hofften wir, erneut um diese Positionen zu kämpfen. Doch das war nicht möglich. Es war umso bitterer, weil es unser Heimrennen ist", blickt Vierge auf das zweite WSBK-Wochenende der laufenden Saison zurück.

Nach drei von zwölf Events ist Xavi Vierge als WM-14. mit 25 Punkten der bestplatzierte Honda-Pilot. Teamkollege Iker Lecuona verpasste verletzungsbedingt einige Rennen und hat als WM-21. aktuell nur drei Punkte auf seinem Konto.

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