WSBK-Test Jerez (Mittwoch): Bautista mit Rückstand, Bulega und BMW stark!

Ducati-Pilot Nicolo Bulega stürmt beim Testauftakt zur Bestzeit - Weltmeister Alvaro Bautista kämpft mit Problemen - BMW-Neuzugang Toprak Razgatlioglu in den Top 3

(Motorsport-Total.com) - Der mit Spannung erwartete erste Testtag des Jahres 2024 ist Geschichte. Beim heutigen Testauftakt im spanischen Jerez trafen die Spitzenfahrer der Superbike-WM aufeinander. Bei nahezu optimalen Bedingungen konnten die fünf Hersteller viele Erfahrung für die bevorstehende WSBK-Saison sammeln. Auf Grund der Herstellerwechsel einiger Fahrer und der angepassten Regeln für 2024 gab es viel Gesprächsstoff. Der erste Testtag lieferte einige Antworten.

Titel-Bild zur News: Nicolo Bulega

Nicolo Bulega war über eine Sekunde schneller als der Rest des Feldes Zoom

Pünktlich um 10:30 Uhr nahm Philipp Öttl (GMT94-Yamaha) als erster Fahrer die Testarbeit auf. Der Deutsche sammelte seine ersten Erfahrungen mit der WSBK-Version der Yamaha R1. Anfang Januar konnte sich Öttl bereits bei einem privaten Test mit der Stock-Version der R1 mit dem Charakter des Yamaha-Superbikes vertraut machen.

Bereits in der ersten halben Stunde gelang BMW-Neuzugang Toprak Razgatlioglu die erste 1:39er-Zeit des Tests. Wenig später fuhr auch Yamaha-Neuzugang Jonathan Rea unter 1:40 Minuten.

Zum Vergleich: Die Bestzeit vom Nachsaison-Test wurde von GRT-Yamaha-Pilot Remy Gardner (1:38.448 Minuten) aufgestellt. Die Polezeit des Saisonfinales stammt von Ducati-Werkspilot Alvaro Bautista (1:38.635 Minuten).

Rookie Nicolo Bulega kratzt am Alltime-Rundenrekord

Es fuhren immer mehr Fahrer 1:39er-Zeiten. Zur Mittagszeit lagen weniger als 0,3 Sekunden zwischen P1 und P10. Ducati-Werkspilot Nicolo Bulega drückte die Bestzeit am frühen Nachmittag auf 1:39.193 Minuten und übernahm souverän die Spitze. Damit war der Italiener zu diesem Zeitpunkt mehr als 0,4 Sekunden schneller als der Rest. Allerdings verwendete Bulega für seine Bestzeit den extraweichen SCQ-Reifen.

An der Spitze gab es am Nachmittag wenig Bewegung. Nicolo Bulega behauptete sich auf der ersten Position. Kawasaki-Pilot Alex Lowes übernahm die zweite Position und verdrängte Toprak Razgatlioglu auf die dritte Position. Dahinter folgten die beiden Yamaha-Piloten Remy Gardner und Jonathan Rea. Ebenfalls schnell unterwegs war WSBK-Neuling Andrea Iannone (GoEleven-Ducati).

Nicolo Bulega legte in der finalen Stunde des Tests nach und schraubte die Bestzeit mit einem weiteren SCQ-Reifen auf 1:38.292 Minuten herunter. Damit war der Superbike-Neuling schneller als Remy Gardner beim Test im November.

Die Polezeit von Weltmeister Alvaro Bautista vom Saisonfinale unterbot Bulega um dreieinhalb Zehntelsekunden. Der 24-jährige Italiener verwendete erneut einen SCQ-Reifen und kratzte am Alltime-Rundenrekord von Jonathan Rea aus dem Jahr 2019 (1:38.247 Minuten).


Fotos: WSBK 2024: Vorsaison-Test in Jerez


Diese Zeit sollte bis zum Ende des ersten Testtags unerreicht bleiben. Kawasaki-Pilot Alex Lowes war mit 1,182 Sekunden Rückstand der erste Verfolger. Dahinter folgte das BMW-Werksduo Toprak Razgatlioglu und Michael van der Mark. Remy Gardner rundete die Top 5 ab und war 0,003 Sekunden schneller als Markenkollege Jonathan Rea.

Ducati spielt mit dem Zusatzgewicht an Alvaro Bautistas Motorrad

Im Lager von Ducati sorgte Nicolo Bulega mit seiner Fabelzeit für Schlagzeilen. Der Supersport-Champion der vergangenen Saison bestätigte seine starke Form des Nachsaison-Tests, der ebenfalls in Jerez stattfand. Der winklige Grand-Prix-Kurs in Südspanien zählt zu den absoluten Paradestrecken des Italieners.

Weltmeister Alvaro Bautista hielt sich am ersten Testtag des neuen Jahres zurück. Der Spanier hatte zwei Motorräder zur Verfügung und testete verschiedene Optionen bezüglich des Zusatzgewichts. Laut Reglement muss Bautista zwischen sechs und sieben Kilogramm zuladen.

Über den Winter analysierte Ducati die Daten vom Test im Herbst und entwickelte neue Lösungen für die Unterbringung des Ballasts. Ziel ist es, Bautista ein ähnliches Fahrgefühl zu ermöglichen wie im Vorjahr. Trotz der unterschiedlichen Reifenwahl überraschend der große Rückstand auf Teamkollege Bulega.

Alvaro Bautista

Alvaro Bautista testete zwei unterschiedlich abgestimmte Motorräder Zoom

"Es war nicht der beste Tag für mich", gesteht Bautista, der beim Test mit Schmerzen fuhr: "Ich hatte im Winter stark zu kämpfen auf Grund meines Sturzes hier beim Test. Ich hatte große Schmerzen und konnte nicht trainieren."

Nacken- und Rückenschmerzen bereiteten dem Weltmeister Probleme (zur ausführlichen Bautista-Reaktion). "Ich habe mir große Sorgen gemacht, doch es wurde mit der Zeit besser", bemerkt Bautista, der mit dem Tag dennoch zufrieden war: "Ich testete die beiden Motorräder. Wir fanden heraus, welche Richtung wir einschlagen müssen. Es war ziemlich eindeutig."

Alvaro Bautista

Weltmeister Alvaro Bautista beklagte körperliche Probleme Zoom

BMW mit Toprak Razgatlioglu in Schlagdistanz zur Spitze

BMW schickt beim WSBK-Test in Jerez nicht weniger als sechs Fahrer auf die Strecke. Neben den beiden ab 2024 gleichgestellten Werksteams war auch das Testteam mit Sylvain Guintoli und Bradley Smith im Einsatz.

Ex-Weltmeister Guintoli testete zum ersten Mal das BMW-Superbike. Smith absolvierte bereits einige Tests und setzte die Entwicklungsarbeit am Mittwoch fort. Der Brite hatte in Kurve 3 einen harmlosen Sturz.

Im Fokus stand natürlich Neuzugang Toprak Razgatlioglu. Der Türke testete die BMW M1000RR bereits im Dezember, traf bei seinen ersten Test-Kilometern in Portimao, Jerez und Valencia aber nicht auf die Konkurrenz aus der Superbike-WM.

Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglu beendete den ersten Testtag auf der dritten Position Zoom

Am Mittwoch war Razgatlioglu von Beginn an schnell unterwegs und behauptete sich im vorderen Feld. Bei seiner besten Rundenzeit war der BMW-Neuzugang bereits schneller als beim finalen Rennen im Vorjahr mit der Yamaha.

Teamkollege Michael van der Mark schob sich in den finalen Minuten des ersten Testtags auf die dritte Position und wurde wenig später von Toprak Razgatlioglu auf P4 verdrängt. Lediglich 0,010 Sekunden trennte das BMW-Werksduo. Markenkollege Garrett Gerloff war ebenfalls schnell unterwegs und behauptete sich in den Top 10. Scott Redding war der langsamste der vier BMW-Stammpiloten.

Kawasaki testet Motor mit höherer Drehzahl

Die Ex-Weltmeister von Kawasaki kamen mit einem überarbeiteten Motor nach Jerez. Durch die neuen Freiheiten im Reglement konnte Kawasaki über den Winter an den Innereien des Reihen-Vierzylinder-Motors arbeiten und ihn für eine höhere Drehzahl optimieren.

Routinier Alex Lowes deutete das Potenzial des 2024er-Pakets eindrucksvoll an, während Teamkollege Axel Bassani weiterhin mit der Umstellung von der Ducati Panigale V4R zur Kawasaki ZX-10RR zu kämpfen hat.

Alex Lowes

Alex Lowes fuhr nur 31 Runden, schob sich aber auf die zweite Position Zoom

Yamaha: Philipp Öttl einer der fleißigsten Fahrer

Remy Gardner und Jonathan Rea waren die beiden schnellsten Yamaha-Piloten. Andrea Locatelli lag außerhalb der Top 10. Einen soliden ersten Tag hatte Philipp Öttl, der mit 80 Runden einer der fleißigsten Fahrer war. Der Deutsche war nur minimal langsamer als Werkspilot Locatelli.

Dominique Aegerter (GRT-Yamaha) verpasste den ersten Testtag. Der Schweizer fiel auf Grund einer vermuteten Viruserkrankung aus. Noch ist unklar, ob Aegerter am zweiten Testtag die Arbeit aufnehmen kann.

Honda: Noch überzeugt die 2024er-Fireblade nicht

Honda hat als einziger der fünf beteiligten Hersteller ein neues Homologationsmodell für die WSBK-Saison 2024. Die überarbeitete Fireblade verfügt über einige Detailverbesserungen. Die auffälligste Änderungen ist die neue Aerodynamik, die wesentlich effektiver sein soll als die von 2020 bis 2023 verwendete Verkleidung.

Weder Iker Lecuona noch Teamkollege Xavi Vierge schaffte den Sprung in die Top 15. Die beiden HRC-Werkspiloten verloren mehr als zwei Sekunden auf die Tages-Bestzeit. Selbst wenn man die unterschiedlichen Reifenoptionen bedenkt, ist der Rückstand alarmierend groß.

Honda Fireblade 2024

Die Honda-Piloten hatten über zwei Sekunden Rückstand Zoom

Neben dem Großteil des WSBK-Feldes waren auch MotoGP-Testpilot Stefan Bradl (Honda) sowie einige Teams aus der Supersport-WM vor Ort. Bradl testete den 2024er-Prototyp und umrundete den Kurs in 1:39.368 Minuten. Im Feld der Supersport-WM war Marcel Schrötter mit seiner MV Agusta F3 der schnellste Fahrer. Für seine Bestzeit benötigte der Deutsche 1:42.015 Minuten.

Der Test wird am Donnerstag fortgesetzt. Der Wetterbericht sagt ähnlich gute Bedingungen wie am Mittwoch voraus.

Die Testzeiten aus Jerez (Mittwoch):
1. Nicolo Bulega (Ducati) - 1:38.292 Minuten (71 Runden)
2. Alex Lowes (Kawasaki) +1,182 Sekunden (31)
3. Toprak Razgatlioglu (BMW) +1,229 (74)
4. Michael van der Mark (BMW) +1,239 (72)
5. Remy Gardner (GRT-Yamaha) +1,387 (83)
6. Jonathan Rea (Yamaha) +1,390 (72)
7. Andrea Iannone (GoEleven-Ducati) +1,392 (67)
8. Garrett Gerloff (Bonovo-BMW) +1,471 (73)
9. Danilo Petrucci (Barni-Ducati) +1,481 (66)
10. Alvaro Bautista (Ducati) +1,555 (68)
11. Andrea Locatelli (Yamaha) +1,625 (72)
12. Philipp Öttl (GMT94-Yamaha) +1,711 (80)
13. Scott Redding (Bonovo-BMW) +1,750 (56)
14. Axel Bassani (Kawasaki) +1,767 (77)
15. Sam Lowes (Marc-VDS-Ducati) +1,841 (82)
16. Iker Lecuona (Honda) +2,087 (52)
17. Tito Rabat (Puccetti-Kawasaki) +2,257 (87)
18. Xavi Vierge (Honda) +2,384 (73)
19. Florian Marino (Kawasaki-Testteam) +3,143 (28)
20. Bradley Smith (BMW-Testteam) +3,570 (70)
21. Sylvain Guintoli (BMW-Testteam) +3,606 (41)