Ronald ten Kate: "Markt der Sportmotorräder am Tiefpunkt"

Superbike-Urgestein Ronald ten Kate spricht über die Situation sportlicher Motorräder und erklärt, warum er durchaus optimistisch in die Zukunft schaut

(Motorsport-Total.com) - Die Verkäufe von Sportmotorrädern rechtfertigen momentan die Budgets der Hersteller in den Rennserien nur selten. Durch die Einführung der Euro4-Bestimmungen nehmen einige Hersteller im kommenden Jahr diverse Modelle aus dem Programm. In Europa wird es zum Beispiel die Honda CBR600 ab 2017 nicht mehr angeboten.

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Das Interesse an sportlichen Motorrädern war in der Vergangenheit größer Zoom

Honda verzichtet darauf, die Supersport-Maschine für die neuen Abgas- und Sicherheitsbestimmungen umzubauen und nimmt den Klassiker im neuen Modelljahr aus dem Portfolio. Welche Folgen hat das für Rennteams wie das von Ronald ten Kate? Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' erklärt der zukünftige Teamchef von Stefan Bradl, wie er die aktuelle Situation einschätzt und was er sich von der Zukunft verspricht.

Frage: "Der Markt der Sportmotorräder ist nicht so groß wie in der Vergangenheit. Wie beurteilst du die Lage?"
Ronald ten Kate: "Es gibt immer ein Auf und Ab. Es bereitet uns natürlich Sorgen, denn wir sind ein Rennteam und gleichzeitig ein Honda-Händler. Zudem haben wir eine Tuning-Firma. Wir sind wirklich besorgt. Es ist aber vergleichbar mit einer Welle. Momentan befinden wir uns nicht gerade am höchsten Punkt, doch es wird in Zukunft sicher wieder nach oben gehen."

Frage: "Welche Motorräder stehen momentan hoch im Kurs?"
Ten Kate: "Wir erlebten die bisher größte Krise. Die Leute wollten nur günstige Motorräder kaufen. Das Wort Spaß existiert in einer Krise nicht. Ein Motorrad darf keinen Spaß machen. Ein Motorrad muss den Besitzer zur Arbeit bringen. Ein Motorrad darf in solch einer Phase nicht zu teuer und aufregend sein. Wenn es wieder bergauf geht, dann profitieren die Sportmotorräder davon. Ein Sportmotorrad kauft man ausschließlich für den Spaß. Man entscheidet sich damit für den ultimativen Spaß. Ein Sportmotorrad ist natürlich teurer. Was kostet eine Honda NC750? 7.000 Euro? Die Fireblade kostet das Doppelte."


Fotos: Superbike-WM auf dem Lausitzring


Frage: "Ist es ein Problem, dass aktuell beinahe ausschließlich die 1.000er-Superbikes im Fokus stehen? Die Verkäufe der einst so beliebten Supersport-Maschinen sind auf dem absoluten Tiefpunkt."
Ten Kate: "Die Leute nutzen die Motorräder heutzutage anders. Es gibt viele Trackday-Events, die stets ausgebucht sind. Die Trackdays finden auf nahezu jeder Strecke statt. Für uns Rennteams ist es teilweise sehr schwierig, eine Strecke zu mieten, weil die Kurse so gut wie ausgebucht sind. Die Leute setzen die Motorräder dafür ein. Dann muss man feststellen, dass selbst 200 PS starke Maschinen mittlerweile sehr sicher sind, weil die Elektronik sehr fortgeschritten ist. Ich denke, in ein paar Jahren wächst der Markt der Sportmotorräder wieder. Es wird alles vielleicht nie wieder so groß werden, wie es einmal war, doch aktuell befinden wir uns am absoluten Tiefpunkt, denke ich."

Ronald ten Kate

WSBK-Teamchef und Honda-Händler Ronald ten Kate hofft auf bessere Zeiten Zoom

Frage: "Die Honda CBR600 wird ab 2017 nicht mehr in Europa angeboten. Ist das ein Vorbote für das drohende Aus der Supersport-WM? Welche Klasse eignet sich als Nachfolger?"
Ten Kate: "Es muss nicht unbedingt die Supersport-Klasse sein, wie wir sie jetzt kennen. Es kann auch eine andere Serie sein mit einem anderen Hubraum. Die 600er-Klassse gibt es schon ziemlich lange. Es ist eine spannende Klasse, doch ich würde mich nicht zwingend dafür einsetzen. Es gibt vielleicht bessere Ideen, doch die Industrie muss dahinter stehen. Es wird aktuell über eine 300er-Klasse gesprochen, doch die Industrie muss dafür vorbereitet sein."

Nicky Hayden

Ten Kate ist das einzige Honda-Team in der Superbike-Weltmeisterschaft Zoom

Frage: "Aktuell unterscheiden sich die Einsteigermaschinen der Hersteller stark. Es ist schwer vorstellbar, alle Konzepte in einer Rennserie unterzubringen, oder?"
Ten Kate: "Das stimmt. Es muss einen Langzeitplan geben, der von der Industrie oder von den Verantwortlichen der Serie aufgestellt wird. Man braucht vier oder fünf Jahre Vorlauf für solch eine Serie. Es funktioniert nicht, wenn man auf einmal eine Klasse ins Leben ruft und dann krampfhaft versucht, 250er mit 350ern oder 400ern unter einen Hut zu bringen. Das kann nicht gut gehen."

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