Melandri: "BMW arbeitet anders als andere Rennteams"
Vizeweltmeister Marco Melandri steht bei BMW vor einer großen Aufgabe - Die ersten Eindrücke von der S 1000 RR und dem neuen Team sind sehr positiv
(Motorsport-Total.com) - Marco Melandri hat ereignisreiche Jahre hinter sich. Im Jahr 2005 wurde der Italiener mit einer Honda Vizeweltmeister in der MotoGP. In der darauf folgenden Saison gab es noch drei Podestplätze, aber anschließend kam der sportliche Abstieg. Das eine Jahr bei Ducati war eine Katastrophe. Anschließend folgte der Wechsel zu Kawasaki, doch das Werk zog sich zurück und Melandri fuhr in der privaten Hayate-Mannschaft. Bei der Rückkehr zu Gresini-Honda waren die Erfolge ebenfalls überschaubar.

© Yamaha
Freundin Manuela Raffaeta begleitet Marco Melandri zu allen Rennen
Mit dem Wechsel in die Superbike-WM wollte Melandri seine Karriere neu durchstarten. Bei Yamaha fand der 29-Jährige auch eine neue Heimat und gewann gleich sein drittes Rennen. Doch auch Yamaha zog sich zurück und Melandri musste sich erneut ein Team suchen. Im Gegensatz zu den letzten MotoGP-Jahren ist der Vizeweltmeister in der Superbike-WM ein gefragter Mann. Schließlich fiel die Entscheidung zwischen Aprilia und BMW auf das bayrische Motorrad. "Bei Aprilia ist das Potenzial der Motorräder ganz klar, sie haben schon gewonnen."
"Ich wäre als späterer Nachfolger von Biaggi eingestiegen. Aber BMW ist einfach anders und emotionaler. BMW fahren ist einfach cool", wird Melandri von 'Motorsport aktuell' zitiert. "Ähnlich ist es bei den Bikes, sie sind anders als der Rest. Außerdem stehen die Leute voll hinter dem Superbike-Projekt." Melandri hat sich schon vor der Vertragsunterzeichnung die Firmenzentrale von alpha-Racing in Stephanskirchen angesehen. "BMW arbeitet anders als andere Rennteams."
Melandri brachte zwei Leute mit zu BMW
"Andere Teams entwickeln sich Schritt für Schritt. Aber BMW kommt aus der Formel 1, alles ist unglaublich groß. Im Motorsport zählt Erfahrung, und die kann man sich nicht kaufen. 2010 gab es bei BMW ein paar Probleme, aber jetzt ist der Weg klar." Melandri hat außerdem Andrea Dosoli und seinen Chefmechaniker Silvano Galbusera von Yamaha zu BMW mitgebracht. "Andrea ist der perfekte Manager", sagt der beste Rookie der abgelaufenen Saison.
"Er wird das Bindeglied zwischen dem Team und den Bossen bilden. Er kennt mich schon lange und weiß, dass ich manchmal auch etwas eigenwillig bin. Silvano ist ein hervorragender Techniker, er sieht oft an meinem Gesicht, was ich brauche." Mit Leon Haslam hat Melandri einen neuen Teamkollegen. Der Brite ist in seiner ersten BMW-Saison dreimal auf das Podium gefahren. Der erste Sieg der deutschen Marke lässt aber noch auf sich warten.
Positive Eindrücke
Die beiden Werksfahrer kommen gut miteinander aus und wollen zusammenarbeiten. "Wir hatten zu jener Zeit, als ich in Italien wohnte, Kontakt", sagt Melandri. "In Imola sind wir lange in seinem Motorhome zusammen gesessen. Wir verfolgen beide das gleiche Ziel und wollen mit BMW nach oben." Nach dem Saisonfinale drehte er in Portimao seine ersten Runden mit der S 1000 RR.
Wie war der Eindruck? "Dazu darf ich aus vertraglichen Gründen noch nicht viel sagen. Aber nur soviel: Der Motor ist sehr gut. Ich habe bereits die schlimmsten Dinge über dieses Bike gehört, aber ich kann das nicht bestätigen." Melandri fühlt sich bei den Superbikes wohl und hat mit BMW eine große Aufgabe vor sich. Die MotoGP ist für ihn abgehackt.
"Ich kann nur für mich sprechen. Ich wurde kritisiert als ich zu den Superbikes ging. Aber ich wollte in der MotoGP keine Nummer sein. Jetzt kämpfe ich wieder an der Spitze, es macht Spaß. Ich bin definitiv glücklich. Es fühlt sich sehr gut an. Ich mag die Emotionen bei den öffentlichen Pressekonferenzen. Ich war als Junge ein großer Fan der Superbike-Stars. Jetzt gebe ich den Zuschauern gerne etwas zurück. Die Superbike-WM ist sehr eng mit den Fans verbunden."

