Ducati Panigale V4R: Wird das Konzept der Einarmschwinge in Zukunft geopfert?

Als einziger Hersteller in der Superbike-WM verwendet Ducati eine Einarmschwinge: Wird dieses Alleinstellungsmerkmal für noch mehr Performance geopfert?

(Motorsport-Total.com) - Die Ducati Panigale V4R sticht im Feld der Superbike-WM klar heraus und ist im Vergleich zu den Motorrädern der Konkurrenz ein regelrechter Exot. Als einziger Hersteller verwendet Ducati einen V4-Motor. Zudem sind die Aerodynamik aus optischer und die Trockenkupplung aus akustischer Sicht einmalig. Aber auch beim Chassis schlägt Ducati einen eigenen Weg ein. Als einziger der fünf Hersteller stattet Ducati sein Superbike mit einer optisch auffälligen Einarmschwinge aus.

Titel-Bild zur News: Ducati Panigale V4R Einarmschwinge

Wird die Einarmschwinge durch eine konventionelle Schwinge nach MotoGP-Vorbild ersetzt? Zoom

Die Einarmschwinge hat bei Ducati eine große Tradition. Zu Beginn der 1990er verwendete Honda beim Innovationsträger NR750 eine Einarmschwinge. Die legendäre Ducati 916 folgte der Designsprache der Ovalkolben-Honda und teilte sich Merkmale wie den Auspuff unter dem Heck, einige Designelemente und auch die Einarmschwinge.

Mit Ausnahme der 999-Baureihe blieb Ducati der Einarmschwinge treu, während die anderen Hersteller - vor allem Honda - dieses Konzept nicht weiter verfolgten. Unter den Ducati-Kunden genießt die Einarmschwinge einen beinahe heiligen Status. Doch dieses optische Merkmal könnte zumindest beim Homologationsmodell für die Superbike-WM bald wegfallen.

Was aus Performance-Sicht gegen eine Einarmschwinge spricht

Denn aus Performance-Sicht hat eine Einarmschwinge keine Vorteile. Im Gegenteil: Gewicht und Steifigkeit bereiten den Ingenieuren einige Probleme. Die Steifigkeit der Felge ist in Rechts-/Linkskurven unterschiedlich.

Der Vorteil des schnelleren Radwechsels wurde mit Schnellwechselsystemen für konventionelle Schwingen obsolet. Im Grand-Prix-Sport sind Einarmschwingen bereits vor zwei Jahrzehnten verschwunden.

Ducati Panigale V4R

Optisches Highliht: Die Einarmschwinge an der Ducati Panigale V4R Zoom

Wir haben exklusiv bei Ducati-Technikdirektor Marco Zambenedetti nachgehakt, ob es in Zukunft eine Panigale V4R mit konventioneller Schwinge geben könnte. "Wir sind immer offen, wenn es darum geht, unser Motorrad mit den bestmöglichen Merkmalen auszustatten", erklärt der Italiener und deutet damit an, dass die Einarmschwinge nicht unersetzbar ist.

Haben die Marketing-Verantwortlichen das letzte Wort?

Doch den Wechsel muss sich Ducati gut überlegen. "Es ist eine Entscheidung, die aus technischer Sicht getroffen werden muss, bei der aber auch das Marketing und das Design eine Rolle spielen. Es müssen viele Stationen durchlaufen werden, um so etwas zu realisieren", erklärt Marco Zambenedetti im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Marco Zambenedetti

Marco Zambenedetti mit Alvaro Bautistas Motorrad Zoom

"Wir wollen nicht eines unserer wichtigsten Merkmale verlieren. Doch auf der anderen Seite wollen wir unseren Kunden das bestmögliche Fahrerlebnis bieten", nennt der Ducati-Ingenieur den Interessenkonflikt bei diesem Thema.

Ducati Desmosedici Schwinge

Ducati Desmosedici: In der MotoGP sammelte Ducati viele Erfahrungen mit konventionellen Schwingen Zoom

In der MotoGP setzt Ducati seit dem werksseitigen Einstieg in der Saison 2003 eine Zweiarmschwinge ein und verfügt somit über sehr viel Know-how. Kann die WSBK-Abteilung auf dieses Wissen zurückgreifen?

Ducati Panigale V4R

Die aktuelle Ducati Panigale V4R wurde im Herbst 2022 vorgestellt Zoom

"Niemand kann voraussagen, was die Zukunft bereithält. Es ist aber sicher möglich", deutet der Ducati-Verantwortliche einen möglichen Wechsel zur Lösung aus der MotoGP an. Doch dafür müsste Ducati ein neues Serienmodell entwickeln.

Für die WSBK-Saison 2023 hat Ducati eine Evolution der Panigale V4R aus der Saison 2019 homologieren lassen. Es wäre eine Überraschung, wenn nach nur einem Jahr ein Nachfolger präsentiert wird.

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