• 20.09.2008 14:50

  • von Pete Fink

Was Porsche über die Motoren-Zukunft denkt

Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürheimer gab einen Ausblick in die Zukunft - wie stellt sich Porsche die kommenden Jahre im Motorsport vor?

(Motorsport-Total.com) - Eines ist sonnenklar: Der Automobilbereich, und damit auch der gesamte Motorsport, haben in den kommenden Jahren einige große Herausforderungen zu stemmen. Klimadiskussionen und Ölpreis-Turbulenzen produzierten Schlagzeilen in den weltweiten Massenmedien, und die Branche reagiert: Auf breiter Basis, inklusive des Aushängeschildes Formel 1, wird an Konzepten gearbeitet, wie sich der gesamte Sport fit für die Zukunft machen könnte.

Titel-Bild zur News: Wolfgang Dürheimer

Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürheimer kennt die Zukunftsaufgaben

Mögliche Szenarios gibt es dabei viele. Ausgedient, und darin sind sich die Hersteller und Verbände einig, haben die großvolumigen Hubraummonster, die - nicht nur um Motorsport - als reine Benzinfresser verschrien sind. Da ist es auch kein Zufall, dass es in jüngster Zeit vor allem die Amerikaner schwer gebeutelt hat, denn General Motors, Ford und Chrysler schreiben 2008 dunkelrote Zahlen.#w1#

Das Stichwort lautet Effizienz, und dies in doppelter Hinsicht. Was in der Formel 1 unter der Bezeichnung KERS läuft, hat der ACO nun in Le Mans spätestens für 2010 in Aussicht gestellt. Hybride werden salonfähig - Elektromotoren, die ihre Energie aus dem Bremsvorgang beziehen, werden sukzessive Einzug in den Motorsport halten.

Auch Porsche hat die feste Absicht, in diesem Spiel der Neu- und Umorientierung ganz weit vorne mitzumischen. Allerdings, so unterstrich Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürheimer, will man im Hause Porsche zunächst einmal abwarten, wie genau sich die einzelnen Verbände dieses Thema vorstellen.

Erst die Regeln, dann die Entwicklung

"Wir entwickeln dann, wenn wir wissen, wie wir die Nummer eins werden können", erklärte Dürheimer am Rande des ALMS-Rennens in Detroit. Denn natürlich sind zunächst einmal die Verbände in der Pflicht, Regelwerke zu erstellen, im Rahmen derer die Hersteller dann agieren können.

Le Mans

Auch in Le Mans wird es in Zukunft bald Hybrid-Fahrzeuge geben Zoom

Porsche erwartet dabei nichts anderes als eine "Spreizung der Konzepte". Dürheimer bezeichnete auch einen möglichen Hybrid-Motor als "interessant" und "hochwillkommen. Je mehr unterschiedliche Konzepte, desto mehr Auswahl hat der Kunde. Wichtig ist, dass der Motorsport als Schrittmacher erhalten bleibt."

Aber ganz abgesehen vom Zukunftsthema Hybrid hat man bei Porsche eine klare Vorstellung der kommenden Jahre: "Weniger Zylinder, weniger Hubraum und ein Turbo", lautet die Meinung der Zuffenhausener. Mit einem Konzept solcher Natur kann sich Porsche auch den Einstieg in Serien vorstellen, wie es derzeit in Indianapolis diskutiert wird.

Ein Motor für verschiedene Serien

Die IndyCars wollen 2011 ein komplett neues Auto an den Start bringen, und in diesem Rahmen natürlich auch einen neuen Motor samt neuer Hersteller. "Wir sitzen dort beratend mit am Tisch", sagte Dürheimer, "denn wir glauben, dass die Motorenfrage bei den IndyCars eine riesige Chance darstellt."

Start zum Indy 500 2008

Die IndyCar-Serie sucht für 2011 ein neues Motoren-Reglement Zoom

Die Porsche-Idee ist einleuchtend: "Der Rumpfmotor eines solchen Triebwerks könnte in Zukunft auch als Basismotor für verschiedene Sport- und Tourenwagenserien dienen. Wenn man einen Motor mit nur leichten Anpassungen in diversen Serien einsetzen kann, spart dies Geld und macht die Sache für Hersteller attraktiv."

Derzeit ist seitens der IndyCar-Offiziellen angedacht, einen 1,5-Liter-Turbomotor und 1,5 bar Ladedruck zu bringen, was in das Porsche-Konzept haargenau passen würde. Ein solcher Rumpfmotor, wie auch immer er wirklich aussehen wird, so Dürheimer weiter, könnte dann irgendwann auch ein Thema für den ACO oder gar für die DTM werden. Das ist die zweite Effizienzkomponente, die Porsche überdenkt, denn so blieben die Entwicklungskosten für die Hersteller kontrollierbar.

Spyder am Entwicklungsende

Ein weiterer Grund für das Ausstrecken der Fühler in andere Serien, ist der Porsche RS Spyder. An dem LMP2-Protoypen führte man vor einigen Wochen einen neuen Motor mit Benzin-Direkteinspritzung ein. Damit sind die Weiterentwicklungs-Möglichkeiten des Spyder verhältnismäßig ausgereizt, Dürheimer bezeichnete den Spyder als ein Auto, "das sich im vierten Quartal befindet."

Sascha Maassen

Der Porsche RS Spyder ist in seiner Entwicklung "im vierten Quartal" Zoom

Ein interessantes Detail am Rande: Auch die FIA habe, so Dürheimer, im Rahmen deren Diskussionen zum Thema KERS die Porsche-Meinung eingeholt. Was aber nicht gleichbedeutend damit sei, dass man nun einen Formel-1-Motor entwickeln wolle - auch nicht in dem Fall, wenn ein Privatier seinen Geldkoffer aufmachen würde.

"Ein Formel-1-Motor als reine Kundenentwicklung erscheint etwas skurril", lautete Dürheimers Meinung zu diesem Thema. Aber egal ob Le Mans, IndyCars oder alle Aktivitäten in den Porsche-Cups dieser Welt: "Porsche wird auch in Zukunft Motorsport machen. Wir werden die Fahne aus dem Fenster hängen."