• 31.01.2010 21:48

  • von Pete Fink

Sensationssieg: Mike Rockenfeller gewinnt in Daytona!

Der neue Action-Express-Porsche mit Mike Rockenfeller, Joao Barbosa, Ryan Dalziel und Terry Borcheller gewann das 24-Stunden-Rennen von Daytona

(Motorsport-Total.com) - Schwarz-Rot-Gold gewann das 24 Stunden-Rennen von Daytona! DTM-Pilot Mike Rockenfeller aus Neuwied, Joao Barbosa aus Portugal, der Schotte Ryan Dalziel und der US-Amerikaner Terry Borcheller holten sich in einem Porsche-Riley des neuen Teams Action Express Racing den Gesamtsieg bei der 48. Auflage des Rolex 24 at Daytona.

Titel-Bild zur News: Mike Rockenfeller, Ryan Dalziel

Mike Rockenfeller fuhr in Daytona mit dem Action-Express-Porsche zum Sieg

Zweite wurden mit knapp einer Minute Rückstand Scott Pruett, Memo Rojas, Justin Wilson und Max Papis im besten Ganassi BMW, vor dem NPN BMW mit Ryan Hunter-Reay, Richard Westbrook, Christophe Bouchut und Audi-Sportwagenpilot Lucas Luhr.#w1#

Es ist ein Sieg mit einem riesigen Überraschungsmoment, denn für das Action-Express-Team war es der erste große Renneinsatz überhaupt. Niemand hatte die aus der Brumos-Mannschaft hervorgegangene Truppe von Teambesitzer Bob Johnson ernsthaft auf der Rechnung, doch eine absolut konstante Fahrt mit nur kleinen Widrigkeiten sicherten Barbosa/Borcheller/Dalziel/Rockenfeller am Ende den Triumph.

Damit wiederholte Porsche seinen Gesamtsieg des Vorjahres, als der Brumos-Porsche gewann. 2009 setzte das Brumos-Team in Daytona noch zwei Fahrzeuge ein, bevor man das Grand-Am-Programm zusammenkürzen musste. Aus deren Restbeständen formierte sich Action Express, die zudem nicht mit einem klassischen Porsche-Boxermotor antraten, sondern ein privat getuntes V8-Triebwerk auf Cayenne-Basis nutzten.

Äußerst passend für Mike Rockenfeller war die in weiß gehaltene Lackierung, mit drei Streifen in den Farben der Deutschen Flagge - die der 26-Jährige in der Victory Lane auch glücklich schwenken konnte. "Das Auto hat keinen Kratzer", lautete die erste Reaktion des frischgebackenen Daytona-Siegers. "Es war für uns einfach ein perfektes Rennen!"

Großes Pech für Chip Ganassi

Justin Wilson, Max Papis, Scott Pruett

Für Chip Ganassi reichte es wie im Vorjahr nur zu einem zweiten Platz Zoom

Ein wichtiger Grund dafür war natürlich auch die schwächelnde Konkurrenz. Chip Ganassi verlor bereits vor Rennhalbzeit sein auf Sieg programmiertes Starensemble mit Scott Dixon, Dario Franchitti, Jamie McMurray und Juan Pablo Montoya nach einem kapitalen Motorschaden.

In der Folge kristallisierte sich das Schwesterauto mit Papis, Pruett, Rojas und Wilson als die Konkurrenz für den Action-Express-Porsche heraus. Etwa zweieinhalb Stunden vor dem Ende geschah die letztlich entscheidende Rennsituation, als Justin Wilson unvermittelt in die Boxengasse abbog, weil der Brite ausgangs der Bus-Stop-Schikane einen lauten Knall gehört hatte.

In der Garage checkte das Ganassi-Team das Auto durch, konnte aber keinen gravierenden Schaden finden. Dabei verlor die Mannschaft fast zwei Runden auf Rockenfeller und Co., die in der verbleibenden Zeit nicht mehr gut gemacht werden konnten. Am Ende hatte der Rockenfeller-Porsche etwa 50 Sekunden Vorsprung vor dem favorisierten Ganassi-Team.

Chip Ganassi, für den das Daytona 24 immer ein sehr bedeutendes Rennen ist, versuchte gute Miene zum bösen Spiel zu machen: "Es hat nicht sollen sein", sagte der Teambesitzer, der Justin Wilson nach dessen vermeintlichem Fehlalarm aber keinen Vorwurf machen wollte. "Das war nicht die bittere Pille. Die bittere Pille war der Ausfall des anderen Autos."

Kühle Witterung, viele Ausfälle

Mike Rockenfeller, Ryan Dalziel

Konstante Sieger: Mike Rockenfeller, Ryan Dalziel, Joao Barbosa und T. Borcheller Zoom

Auch Rang drei ging an eine neu formierte Mannschaft: Teambesitzer Scott Tucker und das NPN-Team profitierten dabei von einem späten Motorschaden am Shank-Ford von A.J. Allmendinger. Dreiviertel der Renndistanz hatte auch die Startnummer 6 eine realistische Siegchance, bevor zunächst ein Reifenplatzer nach einem Kontakt, und später das rauchende Ford-Triebwerk dem Ganzen ein Ende bereitete.

Überhaupt erlebte das 24-Stunden-Rennen der Ausgabe 2010 sehr anspruchsvolle Rahmenbedingungen. Zum Rennstart regnete es noch in Strömen und in der Folge sorgten kühle Temperaturen von weniger als zehn Grad Celsius für jede Menge Probleme, denn es dauerte zwei bis drei Runden, bis die Einheitsslicks von Pirelli auf Temperatur waren. Reifenwärmer sind in der Grand-Am-Serie nicht gestattet, was vor allem bei Feuchtigkeit und in der langen Daytona-Nacht zu zahlreichen Drehern und Ausritten in beiden Kategorien sorgte.

Unter anderem Ricardo Zonta kann davon ein Lied singen, dem dieses Malheur in der Anfangsphase gleich zweimal passierte. Trotzdem fuhr sein Krohn-Team mit einem Lola-Chassis und Ford-Power wenigstens noch Rang vier nach Hause. Noch in der Qualifikation beherrschte Ford die Szenerie, doch im Rennen war gegen den Porsche-V8 und die beiden BMW kein Kraut gewachsen.


Fotos: 24 Stunden von Daytona


Auch das Titelverteidigerauto sah die Zielflagge von Daytona nicht. Der Brumos-Porsche holte sich auf der rechten Seite früh einen zerstörten Frontsplitter, und hatte daraufhin "keine Balance und keinen Abtrieb" mehr, wie Langstreckenlegende Hurley Haywood bei seinem letzten Rennen überhaupt bemerkte. Als dann der Motor noch Rauchzeichen von sich gab, war die lange Karriere Haywoods vorzeitig beendet, der noch in der Boxengasse seinen Rücktritt erklärte.

Der Bob-Stallings-Chevrolet von NASCAR-Champion Jimmie Johnson, Jimmy Vasser sowie dem Grand-Am-Duo Alex Gurney und Jon Fogarty schied nach etwa 20 Stunden mit defekter Ölpumpe aus, während der zweite NPN BMW mit Emanuelle Collard, Christophe Bouchut, Sascha Maassen und Sébastien Bourdais ebenfalls einen Motorschaden erlitt.

Mazda gewinnt die GT-Klasse

SpeedSource Mazda RX-8

Der siegreiche SpeedSource-Mazda RX-8 behielt in der GT-Klasse die Oberhand Zoom

Ein Daytona-Drama gab es auch in der GT-Klasse. Der TRG-Porsche mit der Startnummer 71, auf dem Timo Bernhard und Romain Dumas fuhren, lag am Daytona-Morgen bereits fast drei Runden in Front, als NASCAR-Altmeister Bobby Labonte plötzlich ohne Sprit ausrollte. Es geschah in einer Gelbphase, in der zuerst die Prototypen zum Tanken kommen dürfen. Später gesellten sich noch Getriebeprobleme dazu, das Auto fiel aussichtslos zurück.

Auch der von TRG und Flying Lizard Motorsports gemeinsam eingesetzte 911er von Jörg Bergmeister, Patrick Long, Seth Neiman und Johannes van Overbeek kam nicht ohne Probleme durch die 24 Stunden: Erst musste ein Stoßdämpfer gewechselt werden, dann klemmte das Gaspedal. Nur Rang zwei war die Folge.

Auf diese Art und Weise kam der am Sonntagmorgen noch drittplatzierte Speedsource Mazda RX8 mit Bomarito/Ham/Haskell/Tremblay in die Führungsposition und gewann am Ende ungefährdet. Rang drei ging an einen weiteren der insgesamt sechs TRG-Porsche, in dem unter anderem auch der Nürtinger Wolf Henzler fuhr.

Doch aus Deutscher Sicht lautet der strahlende Gesamtsieger der 24-Stunden-Schlacht natürlich Mike Rockenfeller. Erst zum achten Mal in der 48-jährigen Daytona-Historie kann sich damit ein Deutscher Pilot in der Victory Lane von Florida feiern lassen. Zuletzt glückte dies im Jahr 2003 Timo Bernhard und Jörg Bergmeister in einem Porsche 911 GT3-RS.

Das Ergebnis aus Daytona:

01. Barbosa/Borcheller/Dalziel/Rockenfeller (Action-Express-Porsche) - 755 Runden
02. Papis/Pruett/Rojas/Wilson (Ganassi BMW) - 755
03. Bouchut/Hunter-Reay/Luhr/Tucker/Westbrook (NPN BMW) - 751
04. Braun/Jonsson/Krohn/Zonta (Krohn-Ford) - 735
05. Frisselle/Negri/Pew/Wilkins (Shank-Ford) - 726
06. Angelelli/Lamy/Taylor/Taylor (SunTrust-Ford) - 711
07. Allmendinger/Frisselle/Patterson/Valiante (Shank-Ford) - 707
08. Bomarito/Ham/Haskell/Tremblay (SpeedSource-Mazda) - 707
09. Bergmeister/Long/Neiman/van Overbeek (TRG/Flying Lizard-Porsche) - 703
10. Ballou/Collins/Flanagan/Henzler (TRG/Porsche GT3) - 691
11. Davis/Liddell/Magnussen (Stevenson-Camaro) - 683
12. Bleekemolen/Lietz/Potter/Stanton (Magnus-Porsche) -683
13. Dempsey/Espenlaub/Foster/Maxwell (Dempsey-Mazda) -682
14. Nonnamaker/Nonnamaker/Nonnamaker/Sahlen (Sahlen-Mazda) -682
15. Auberlen/Dalla Lana/Hand/Said (Turner BMW M6) - 675
16. Bernhard/Dumas/George Jr/Labonte/Pumpelly (TRG-Porsche GT3) - 668
17. Bell/Borkowski/Refenning/Schaldach (Stevenson-Camaro) - 661
18. Finlay/Hyatt/Merrill/Westphal (Corsa BMW M6) - 657
19. Baldwin/Burtin/Farnbacher/Pagerey/Ragginger (Alex-Job-Porsche) - 656
20. Bentley/McIntosh/Nierop/O'Young (Bullet-Porsche) - 632
21. Fogarty/Gurney/Johnson/Vasser (Bob-Stallings-Chevrolet) - 630
22. Gue/Keen/Kitch Jr./Lacey (Dempsey-Mazda) - 620
23. Bouchut/Bourdais/Collard/Maassen/Tucker (NPN BMW) - 619
24. Gidley/Gollin/Jaeger/Johnston (Doran-Ford) 612
25. Friedman/Gatlin/Graeff/Thomas/Yarab Jr. (Autometrics-Porsche) - 611
26. Donohue/Haywood/Law/Leitzinger/Matos (Brumos-Porsche) - 582
27. Forest/James/Lester/von Moltke (Starworks BMW) - 549
28. Assentato/Lazzaro/Longhi/Segal (SpeedSource-Mazda) - 488
29. Baker/Cosmo/Mowlem/Papadopoulos/Willsey (Orbit-Porsche) - 444
30. Hines/Ludwig/Miller/Roush (Miller-Barrett-Porsche) - 411
31. Doyle/Ledoux/Quinlan/Sheehan/Watkins (TRG-Porsche) - 386
32. Garcia/Manning/Menard/Rice (Spirit-of-Daytona-Porsche) - 346
33. Brown/Dean/Richard/Thomas/R.Villeneuve (TRG-Porsche) - 335
34. Beyer/Cameron/Kapudija/Lueders/Wagner (Beyer-Chevrolet) - 319
35. Breslin/Breslin/Romagnoli/Romanini/Vinkemulder (MCM-Corvette) - 316
36. Lapierre/Menten/Palttala/Slingerland (Connolly-Porsche) - 276
37. Dixon/Franchitti/McMurray/Montoya (Ganassi BMW) - 249
38. Edwards/Jones/McCutchen/Reese/Russell (Godstone-Corvette) - 201
39. Briody/Lassally/Rosa/Steuer/Trenery (Connolly-Pontiac) - 153
40. Collins/Ianetta/Lewis/Zahn (Autohaus-Pontiac) - 125
41. Castellano/Michaelian/Safina/Schmidt/Swartzbaugh - WilMar-Ferrari - 112
42. Lowe/Lux/Pace/Sugden/Walker - JLowe-Porsche GT3 - 100
43. Bocchino/Buford/Edwards/Lamb/Taylor - Racers-Edge-Mazda) - 69
44. Nonnamaker/Nonnamaker/Nonnamaker/Sahlen (Sahlen-Mazda) -27
45. Poordad/Sigal/West/Yasukawa (Sigalsport-Ferrari) - nicht gestartet