• 04.01.2009 14:18

  • von Pete Fink

Who is ... Kyle Busch? (2)

Jeder Sport braucht seinen Antihelden - Kyle Busch ist die perfekte und gleichzeitig superschnelle NASCAR-Besetzung für die Rolle des Bösewichts

(Motorsport-Total.com) - Üblicherweise zerbrechen viele kleine Brüder großer NASCAR-Champions an ihrem großen Namen. Nicht so im Fall Kyle Busch, dem 2005 eine einzige Cup-Saison reichte, um die Bezeichnung "Kurts kleiner Bruder" abschütteln zu können. Dieser ist zumindest indirekt auch heute noch in seinem Spitznamen "Shrub" enthalten, denn dieser Ausdruck bedeutet nichts anderes als Strauch, oder im übertragenen Sinne "kleiner Busch".

Titel-Bild zur News:

Keiner kann den NASCAR-Bösewicht so überzeugend spielen wie Kyle Busch

So lautete Kyle Buschs Ansage Ende 2005 auch klipp und klar: "Ich will es 2006 in den Chase schaffen", und nur wenige wollten ihm zu diesem Zeitpunkt keine Chancen dazu einräumen. Zu Recht: Nach 26 Saisonrennen 2006 und einem Sieg in New Hampshire stand Kyle Busch zu Beginn der Playoffs als Gesamtvierter locker in den Top 10.#w1#

Es ist eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass Kyle Busch damit auch der jüngste Pilot der NASCAR-Geschichte ist, der bisher den Sprung in den Chase schaffte. Vier Totalausfälle in den letzten zehn Saisonrennen vermasselten ihm jedoch die Tour und er landete am Ende nur auf Position zehn - eine Parallele zur gerade abgelaufenen Saison 2008.

2007 fing nur gut an...

Kyle Busch Jeff Burton

Bristol 2007: Kyle Busch gewinnt das erste CoT-Rennen vor Jeff Burton Zoom

Im Winter 2006/2007 lernte Kyle Busch in Hawaii die Kunst des Surfens, wenige Wochen später ging er erneut in die NASCAR-Geschichte ein, als er in Bristol nach einem harten Zweikampf gegen Childress-Pilot Jeff Burton das überhaupt erste Rennen mit dem neuen Car of Tomorrow (CoT) gewann.

Doch kurz darauf sollten sich dunkle Wolken über dem Youngster zusammenbrauen: Es begann mit dem Samsung 500 auf dem Texas Motor Speedway. In Runde 253 drehte sich Gibbs-Pilot Tony Stewart direkt vor dem DEI-Chevrolet von Dale Earnhardt Jr. Kyle Busch verschlief die Situation und knallte Earnhardt voll ins Heck.

Beide Autos waren arg onduliert, doch während Earnhardt in der Box blieb und wartete, hatte sich Kyle Busch in Richtung Flughafen verabschiedet. Er war der festen Überzeugung, dass sein Hendrick-Chevrolet unrettbar verloren sei. Seine Crew machte jedoch das Unmögliche möglich und als das Auto zum Finale von Texas wieder einsatzbereit war, war der Pilot bereits verschwunden.

Alle wollen Kyle Busch

Kyle Busch

In Texas hatte der Kyle-Busch-Chevy einen Gastpiloten - Dale Earnhardt Jr. Zoom

Kurzerhand wurde Earnhardt Jr. gefragt, ob er den Busch-Chevrolet übernehmen würde. "Junior" zögerte keine Sekunde und beendete das Texas-Rennen. Das NASCAR-Regelwerk erlaubt einen solchen Fahrerwechsel, aber diese Situation hatte ungeahnte Auswirkungen. Zumindest in den Augen abergläubischer Zeitgenossen.

Doch zunächst kam es beim Allstar-Rennen im Mai zu einem Lackaustausch der Busch-Brothers, nach sogar Bruder Kurt ätzte: "Im Rahmen unserer Diskussionen hat er langsam realisiert, dass er in letzter Zeit vielleicht ein oder zwei Prozent zu aggressiv zu Werke ging. Wir waren alle einmal junge Piloten und gingen alle einmal durch die 'Hey, ich habe ein schnelles Auto, ich verdiene den Sieg'-Phase."

Zwei Wochen später platzte dann die NASCAR-Bombe des Jahres 2007, denn Hendrick-Motorsports gab die Verpflichtung von Dale Earnhardt Jr. bekannt. Plötzlich war bei Hendrick also kein Platz mehr für Kyle Busch und es gibt nicht wenige im NASCAR-Fahrerlager, die auch heute noch Stein und Bein schwören, dass alles mit dem Fahrerwechsel von Texas begann.

Doch genauso plötzlich war Kyle Busch - am Saisonende übrigens Gesamtfünfter - auch das mit Abstand heißeste Eisen auf dem NASCAR-Fahrermarkt. Gillett Evernham Motorsports, Richard Childress Racing, Chip Ganassi Racing, Dale Earnhardt, Inc. - die Crème de la Crème der NASCAR-Teams bemühte sich monatelang um die Dienste des Youngster.

Wechsel zu Gibbs und Toyota

Kyle Busch

Historisch: Kyle Busch feiert in Atlanta den ersten Cup-Sieg von Toyota Zoom

Diese Silly Season dauerte fast zwei Monate, ehe am 14. August der Wechsel von Kyle Busch zu Joe Gibbs Racing offiziell verkündet wurde. Neben Tony Stewart und Denny Hamlin hatte das Gibbs-Team damit einen dritten Hochkaräter in seinen Reihen. Und: Auch die bärenstarken Toyota-Triebwerke gaben für die Saison 2008 zu einigen Hoffnungen Anlass.

"Wir wollen um den Titel fahren", lautete die Gibbs-Ansage zu Jahresbeginn, und schon die Daytona-Tests deuteten einiges an, denn Kyle Busch stellte dort eine Bestzeit nach der anderen auf. "Alles läuft großartig", hieß es Ende Januar und die neue Toyota-Mannschaft sollte sich auch nicht täuschen.

Schon im vierten Sprint-Cup-Rennen holte sich Kyle Busch in Atlanta den ersten von insgesamt acht Saisonsiegen. Zählt man die Nationwide-Serie und die Truck-Rennen dazu, so kam der Gibbs-Pilot 2008 auf stattliche 21 Einzelerfolge. Atlanta war im April auch der erste historische Toyota-Sieg in der NASCAR-Topliga.

Die Quintessenz lautet also offenbar: Gibbs und Kyle Busch - das passt. "Für meine Karriere war dies sicher ein guter Zug", bestätigt Kyle Busch denn auch. "Ich bin sehr zufrieden mit dem, was 2008 passiert ist. Bis zum Chase. Gibbs passt zu mir. Ich kann etwas mehr aus mir herausgehen und auch ab und zu das machen, was zu mir passt. Und nicht das, was andere von mir erwarten."

Der perfekte Antiheld

Kyle Busch Joe Gibbs

Und wenn die Die-Hard-Fans weinen - Kyle Busch feiert seine Siege trotzdem Zoom

Auch sein jüngstes Chase-Fiasko hat er überwunden: "Da gab es nichts, was wir tun konnten", so Busch nach dem Saisonende. "Und da gibt es auch nicht viel zu analysieren. Es ging einfach alles schief. Es gab kein einziges Rennen ohne Probleme. Jetzt will ich einfach nur einen Neustart, denn Jimmie Johnson hat uns kräftig in den Hintern getreten. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns."

Den NASCAR-Fans wird dies auch 2009 wahrscheinlich herzlich egal sein - und das Feindbild hegt auch nur wenige Absichten, an diesem Status Quo etwas zu ändern. "Wenn ich gewinne, dann regen sie sich nur noch mehr auf und weinen auf dem Nachhauseweg", ätzte Kyle Busch nach seinem Sieg in Darlington im Mai 2008.

Das herzerfrischende Pfeifkonzert bei jeder Fahrervorstellung steckt er locker weg: "Ich war ihnen seit dem Beginn meiner Karriere verhasst und daran wird sich auch in den kommenden zehn Jahren nichts ändern. Also versuche ich zu gewinnen und die Leute so unglücklich nach Hause zu schicken."

Eines seiner Markenzeichen ist es dabei auch, sich eine imaginäre Träne aus dem Auge zu wischen. "Das macht schon Spaß", muss der mit seiner Rolle kokettierende Antiheld zugeben. Schwarz und weiß war immer schon ein Erfolgsgeheimnis. Bei einer Titelschlacht Earnhardt Jr. gegen Kyle Busch würden sich alle am NASCAR-Geschäft beteiligten Personen die Hände reiben.

Zehn von seinem Kaliber

Kyle Busch

Kyle Busch wird seine Gegner auch in Zukunft noch einige Male einnebeln Zoom

In der Formel 1 hielt ein Duell Ayrton Senna gegen Alain Prost die Menschen viele Jahre lang in Atem. Über die Saison 1997 und den Kampf Michael Schumacher gegen Jacques Villeneuve wird heute noch heiß diskutiert. Ein klassischer Bösewicht vom Schlage eines Kyle Busch wäre auch für die Formel 1 eine absolute Bereicherung.

Um die Person Kyle Busch zu beschreiben, wurden in der Vergangenheit viele Attribute herangezogen: Talentiert, aggressiv, einzigartig, leidenschaftlich ist nur eine kleine Auswahl dessen. Fakt ist: In absoluter Rekordzeit hat sich der Mann aus Las Vegas in die absolute Spitze des NASCAR-Fahrerfeldes hinein gefahren.

Doch so unbestritten seine fahrerischen Qualitäten sind, so kontrovers sind die Ansichten über seine vielschichtige Persönlichkeit. Dabei erscheinen zwei Dinge sicher: Angesichts seiner erst 23 (!) Lenze wird der Sprint-Cup-Titel in absehbarer Zeit nur über Kyle Busch gehen. Und der Entertainment-Faktor wird dabei sehr bunt gestaltet werden können.

NASCAR-Legende Darrell Waltrip bringt es auf den Punkt: "Er ist genau das, was dieser Sport braucht", sagt der dreifache NASCAR-Champion über Kyle Busch. "In Wirklichkeit bräuchten wir etwa Zehn von seinem Kaliber. Er kämpft in jedem Rennen jede einzelne Runde. Deswegen lieben wir alle es ihm zuzusehen."

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