• 02.12.2008 08:03

  • von Pete Fink

Who is ... Clint Bowyer?

Clint Bowyer vertritt den Urtyp eines NASCAR-Piloten, aber der bodenständige und ehrgeizige "Country-Boy" aus Kansas hat damit auch großen Erfolg

(Motorsport-Total.com) - Wenn es einen NASCAR-Piloten der jüngeren Garde gibt, der noch für die alten und klassischen StockCar-Attribute steht, dann muss die Rede zwangsläufig auf Clint Bowyer kommen. Aber nicht nur das: Der "Country-Boy" aus Kansas kann sich seit November 2008 auch als echter NASCAR-Champion fühlen, denn Bowyer gewann den Titel in der Nationwide-Serie, der zweiten Liga der NASCAR.

Titel-Bild zur News:

"Country-Boy" Clint Bowyer ist eines der letzten klassischen NASCAR-Urgesteine

Wie sein großer Titelkonkurrent Carl Edwards stammt Bowyer aus dem Mittleren Westen oder dem Herzen Amerikas, wie die Einheimischen sagen. Genauer gesagt kommt er aus dem kleinen Nest Emporia im US-Bundesstaat Kansas, dessen berühmtester Sohn der am 30. Mai 1979 geborene Bowyer mittlerweile ist.#w1#

Und ähnlich wie Edwards nahm auch Bowyers Karriere den absolut klassischen Weg über die zahlreichen kleinen lokalen Dirt-Tracks - allerdings zunächst auf zwei Rädern, denn seine frühe Liebe galt dem MotoCross. Damals war der kleine Clint fünf Jahre alt, erst elf Jahre später wechselte er auf die Variante mit den vier Rädern.

Sein bevorzugter Untergrund blieb jedoch zunächst der amerikanische Dirt-Track, den er sehr erfolgreich bewältigte. Es folgte ein langsamer aber logischer Aufstieg durch die diversen Nachwuchsklassen und erst in der Saison 2002, als Bowyer bereits in der Late-Model-Meisterschaft fuhr, trat er zum ersten Mal überhaupt auf Asphalt an. Doch dann sollte alles recht schnell gehen.

Richard Childress sitzt am Fernseher

Clint Bowyer

Seinem Teamchef Richard Childress hat Clint Bowyer fast alles zu verdanken Zoom

Bowyer bekam im Juli 2003 die Chance, in Nashville ein ARCA-Rennen zu bestreiten. 47 Runden lang lag er damals in Front und wurde am Ende Zweiter. Unter den TV-Zuschauern befand sich einer der ganz großen NASCAR-Teamchefs: Richard Childress, der in Pocono eine parallele Regenpause nutzte, und sich von Rookie Bowyer begeistert zeigte.

Buchstäblich in letzter Minute: "Damals arbeitete ich in Kansas in einer Karosseriewerkstatt", erinnerte sich Bowyer. "Ich hatte kein Geld mehr, denn meine Eltern hatten ihr Haus bereits dreimal verschuldet, um mich dorthin zu bringen wo ich war. Eigentlich stand das Ende kurz bevor. Doch plötzlich klingelte das Telefon und am anderen Ende war Richard."

Es folgte ein einziges Meeting und kurze Zeit später war Bowyer ein Childress-Pilot, der sich 2004 in der Busch-Serie einen RCR-Chevrolet mit Kevin Harvick teilte. Und wie, denn bereits in seinem zweiten Busch-Rennen - wieder in Nashville - gewann er um ein Haar. Lediglich ein Kontakt mit Kyle Busch verhinderte dieses, und Bowyer endete hinter Michael Waltrip, Johnny Sauter und Kasey Kahne auf Platz vier.

Obwohl Bowyer 2004 also nur die Hälfte aller Saisonrennen fuhr, belegte er am Ende hinter Kyle Busch den zweiten Platz in der Rookie-Wertung, was ihm für 2005 einen vollen Busch-Einsatz bescherte. Der Titelfavorit 2005 war Martin Truex Jr., damals in Diensten von Dale Earnhardt Inc., und Youngster Bowyer stellte sich als dessen Hauptkonkurrenz heraus.

In der NASCAR braucht man viel Herz

Jeff Burton Clint Bowyer Kevin Harvick Childress

Jeff Burton, Clint Bowyer und Kevin Harvick - das etablierte Childress-Trio Zoom

Wieder war es das 1,333 Meilenoval von Nashville, auf dem Bowyer zur Höchstform auflief, denn im Juni 2005 gewann er dort sein erstes Busch-Rennen. Später ließ er in Memphis noch einen zweiten Saisonsieg folgen, den Busch-Titel holte sich jedoch Truex vor Bowyer, Carl Edwards, Reed Sorenson und Denny Hamlin.

Doch zu diesem Zeitpunkt war aus Bowyer bereits ein Nextel-Cup-Pilot geworden, denn einmal dazu entschlossen, schob Teamchef Childress seine NASCAR-Karriere mächtig an. Neben Jeff Burton und Kevin Harvick fuhr 2005 Dave Blaney den dritten Childress-Chevrolet im Cup, aber der ausgebuffte Boss wollte frisches Blut sehen.

"Natürlich hatte er durch seine Dirt-Track-Erfahrung die nötige Car-Control", begründete der üblicherweise eher an NASCAR-Veteranen interessierte Childress seinen Entschluss. "Aber um in diesem - wie ich meine - schwierigsten Motorsport der Welt zu bestehen, brauchst du vor allem Herz. Und genau das entdeckte ich in Clint Bowyer, als ich ihn zum ersten Mal fahren sah."

Harvick und Burton waren in ihren Childress-Chevys mit den Startnummern 29 und 31 natürlich gesetzt, unzufrieden war Childress jedoch seit einigen Jahren mit der Nummer 30. Weder Jeff Green, noch Johnny Sauter oder zuletzt Blaney brachten das Team aus dem Mittelfeld entscheidend nach vorne.

2007 begann mit einem Paukenschlag

Clint Bowyer Daytona

Mit dem Dach über die Ziellinie - dieses Foto machte Clint Bowyer berühmt Zoom

Dazu kam, dass zur Nextel-Cup-Saison 2005 mit Jack Daniels ein hochprozentiger Sponsor gefunden wurde. Dessen Hauptmarke "Black Label" firmiert unter der Bezeichnung Jack Daniels Old Nr. 7, weshalb die Startnummer kurzerhand in 07 umbenannt wurde.

Blaney musste also gehen und Bowyer fuhr eine eher unauffällige Rookie-Saison 2006, die ihn nach vier Top-5-Resultaten am Ende des Jahres auf Gesamtplatz 17 sah. Das änderte sich jedoch ein Jahr später, denn bereits im legendären Daytona 500 sollte Bowyer für riesige Schlagzeilen sorgen.

Auf der Zielgerade kam es zu einer Massenkarambolage, nach der Bowyer die Zielflagge als 18. überquerte - auf dem Dach über die Ziellinie rutschend! Die Bilder seines RCR-Chevrolets gingen um die Welt, aber anschließend wurde es wieder ruhig um Bowyer.

Das sollte sich erst im September 2007 mit einem zweiten Paukenschlag schlagartig ändern. Bowyer hatte sich durch seine Konstanz als Zwölfter unauffällig in den NASCAR-Chase geschlichen. Er war der einzige der zwölf Top-Piloten, der zuvor kein Saisonrennen gewinnen konnte, und nicht wenige zweifelten daran, ob der Country-Boy diesen Platz an der Sonne auch verdient hatte.

Dritter hinter den Hendrick-Zwillingen

Clint Bowyer erster Sieg Loudon

Riesenjubel: Clint Bowyers erster Cup-Sieg in Loudon im September 2007 Zoom

Die passende Antwort gab Bowyer gleich im ersten Chase-Rennen auf dem New Hampshire Speedway, als er in überlegener Manier sein erstes Cup-Rennen von der Pole Position aus gewann. Der Jubel war so groß, dass er sein Chevrolet-Triebwerk vor lauter Begeisterung überdrehte, und nicht einmal mehr aus eigener Kraft in die Victory Lane kam.

Nicht nur das: Der Bowyer-Sieg kam auch so überraschend, dass der Teamchef nicht einmal vor Ort war, denn Childress weilte auf einem Jagdausflug in der Mongolei. "Wer weiß schon, wo der Mann wieder ist", lautete das treffende Bowyer-Statement. "Er besucht wirklich verrückte Stellen auf der Welt, wir beten nur immer, dass er gesund wiederkommt."

Bei seinem Heimrennen in Kansas und später in Charlotte schob Bowyer noch zwei zweite Plätze hinterher und am Ende des Jahres war der Außenseiter plötzlich Gesamtdritter hinter den 2007 so dominierenden Hendrick-Zwillingen Jimmie Johnson und Jeff Gordon.

Der Kampf mit der Krawatte

Clint Bowyer

Krawatte: Nationwide-Sieger Clint Bowyer muss sich nun an Dresscodes gewöhnen Zoom

Doch die größte Prüfung des Jahres sollte noch auf den Jungen vom Land warten: Die Championsweek von New York. Humpy Wheeler, der mittlerweile zurückgetretene Chef des Lowe's Motor Speedways, brachte es einmal auf den Punkt: "Clint Bowyer erinnert mich an einen ehemaligen Trainer eines Fitness-Studios, der aussieht und fährt wie ein Fahrer aus den 1950er Jahren und zudem keine Krawatte besitzt."

Dem konnte - und wollte - Bowyer nicht widersprechen: "Mein PR-Berater hat mir gesagt, dass ich mir für das Bankett und den Medienmarathon in New York besser einen Anzug kaufen sollte. Also zog ich los und kaufte mir einen, und ich glaube, an diesem Abend habe ich einmal auch eine Krawatte getragen - aber die musste er mir binden."

Typisch für den bekennenden Elvis-Presley-Fan, der ein persönliches Treffen mit Lisa-Marie Presley bis heute als eines seiner wirklich beeindruckenden Erlebnisse betitelt. Der bescheidene Bowyer sagt von sich selbst auch gerne: "Wenn ich kein Rennfahrer wäre, dann würde ich froh sein, wenn ich überhaupt einen Job hätte."

Aus der 07 wird die 33

Clint Bowyer

Den Jack-Daniels-Chevrolet mit der 07 wird in Zukunft Casey Mears fahren Zoom

Doch neben aller Bodenstsändigkeit ist Bowyer vor allem eines: Ehrgeizig, denn nur so konnte er sich von ganz unten nach fast ganz oben durchbeißen. Die Saison 2008 untermauerte dieses, denn wieder gelang Bowyer ein Sieg und der Sprung in den Chase, in dem er zwischen seinen beiden Teamkollegen Harvick und Bowyer am Ende Platz fünf belegte.

2009 wird Childress mit vier Chevrolets antreten und Bowyer hat mit der 33 auch eine neue Startnummer. "Während einer Autogrammstunde sollte ich auf dem Arm eines Kerls unterschreiben, der sich die 07 eintätowiert hatte. Er hat sich meine Unterschrift eingravieren lassen. Der arme Kerl, ich frage mich, ob man eine 33 aus einer 07 machen kann?"

Solche Geschichten sind klassisch für den Country-Boy, der immer ein offenes Ohr für die NASCAR-Fans hat. "Als Fan dieses Sports habe ich eine Lieblingsstrecke und das ist Bristol", verriet Bowyer. "Wenn ich einem Fan, der noch niemals ein NASCAR-Rennen live gesehen hat, ein Rennen empfehlen soll, dann wäre dies Bristol. Das wäre wahrscheinlich das Beste - es ist einfach ein unglaubliches Rennen."

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