• 19.11.2008 10:59

  • von Pete Fink

Who is - Jimmie Johnson? (2)

Drei Titel in Folge, Jimmie Johnson ist der NASCAR-Pilot der Stunde - 'Motorsport-Total.com' wirft in drei Teilen einen Blick auf die Karriere des Superstars

(Motorsport-Total.com) - Die Sprint-Cup-Verpflichtung von NASCAR-Champion Jimmie Johnson war Ende 2001 geprägt von einigem Misstrauen seitens des Hauptsponsors Lowe's, wie Teamchef Rick Hendrick auch heute noch zugibt: "Das Timing hat uns zwar nicht direkt gepasst, aber wir waren von Jimmie dermaßen beeindruckt, dass wir ihn haben wollten, bevor uns jemand anderer zuvorkommt."

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Jimmie Johnson ist der dominierende NASCAR-Pilot der Gegenwart

"Wenn man einen Jungen sieht, der alles besitzt was nötig ist, dann darfst du nicht warten, denn dann kann es schon zu spät sein", argumentierte der Teambesitzer. Johnson selbst sieht die Angelegenheit auch heute noch ein wenig anders: "Ich erinnere mich daran, dass ich riesige Angst davor hatte, 2002 keinen Job zu haben."#w1#

"Ich meine, plötzlich saß ich in einem Jeff-Gordon-Auto, der gerade eine Meisterschaft gewonnen hatte. Ich fing damals im Cup aber ganz neu an und all die Erwartungen, die mit dieser Situation verbunden waren, haben mir Furcht eingeflösst. Ich wollte nur meinen Job behalten und einigermaßen gut fahren."

Doch Johnson hielt diesem großen Druck von Beginn an stand. Nach drei Schnupper-Rennen im Jahr 2001 begann er seine Rookie-Saison 2002 mit einem echten Paukenschlag, denn er fuhr bei den Daytona 500, dem ersten Saisonrennen und dem absoluten Jahreshighlight der NASCAR, gleich einmal auf die Pole Position.

Jeff Gordon als Heiratsvermittler

Jimmie Johnson mit Ehefrau Chandra

Jimmie Johnson lernte seine Ehefrau Chandra durch Jeff Gordon kennen Zoom

Zwar wurde er am Ende nur 15., es dauerte aber gerade einmal zehn Cup-Rennen, bis Johnson seinen Lowe's-Chevrolet im heimischen Fontana in die Victory Lane fuhr und damit sein Versprechen gegenüber dem Hauptsponsor einlöste: Er konnte also tatsächlich gewinnen.

Aber nicht nur das: Lediglich drei Wochen später in Dover ließ die Startnummer 48 Saisonsieg Nummer zwei folgen und damit war Johnson der erste und bislang einzige NASCAR-Rookie, der jemals die Gesamtwertung anführen konnte.

Am Ende seiner ersten Cup-Saison landete der Rookie mit drei Saisonsiegen als Fünfter einen Rang hinter seinem Teamkollegen und Mentor Jeff Gordon, der in diesem Jahr noch eine ganz andere, aber ebenso wichtige Rolle im Leben des damals 26-jährigen Johnson einnahm.

Denn sein Hendrick-Teamkollege stellte ihm im Jahr 2002 eine gewisse Chandra Lynn, ein Model aus Muskogee, Oklahoma vor. Keine zwei Jahre später hielt Johnson während eines Skiurlaubes in Beaver Creek um ihre Hand an. Die Hochzeit fand am 11. Dezember 2004 auf der Karibikinsel St. Barts statt, wo die Eheleute zuvor ihren ersten gemeinsamen Urlaub verbracht hatten. Geflittert wurde im Anschluss standesgemäß auf der 50 Meter Yacht von Teamchef Rick Hendrick.

Die Tragödie von Martinsville

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson spricht auch heute noch oft über das Martinsville-Wocheende Zoom

In der Saison 2003 bekam die Konkurrenz zum ersten Mal die Konstanz des Kaliforniers zu spüren, denn drei Einzelsiege, aber vor allem seine 20 Top-10-Platzierungen in 36 Saisonrennen spülten Johnson in der Gesamtwertung auf Position zwei. Nur einer konnte ihn in diesem Jahr schlagen, und der war noch beständiger: Roush-Pilot Matt Kenseth, der zwar nur ein Rennen gewann, seinen Ford aber sensationelle 25 Mal in die Top 10 brachte.

2004 entpuppte sich dagegen als ein Jahr, dass durch extreme Höhen und Tiefen gekennzeichnet war. Johnson gewann nicht weniger als acht Rennen und wurde am Ende doch nur Zweiter. Der traurige Höhepunkt der Saison 2004 war der 24. Oktober, als eine Beechcraft Super King Air aus der Hendrick-Flotte auf dem Weg von Concord nach Martinsville abstürzte.

Die nachfolgenden Untersuchungen ergaben als Absturzursache einen Pilotenfehler, denn in den Bergen von Süd-Virginia hatte es an diesem Tag erheblichen Nebel, und der Pilot hielt sich nach einem abgebrochenen Landeanflug nicht an die ihm zugewiesene Flughöhe.

Insgesamt zehn Personen, darunter Ricky Hendrick, der damals 24-jährige Sohn des Teamchefs Rick Hendrick, kamen dabei ums Leben. Es war das sechste Rennen in den neuen NASCAR-Playoffs und Jimmie Johnson gewann - in Unkenntnis über die Tragödie, denn die Maschine wurde am Bull Mountain, sieben Meilen entfernt vom Blue Ridge Airport erst gegen elf Uhr nachts entdeckt.

2004 beinahe der erste Titel

Greg Biffle

Greg Biffle verhinderte Ende 2004 Johnsons erste Meisterfeier Zoom

Johnson gewann in der Folge noch zwei Chase-Rennen, aber der Vorsprung von Kurt Busch war schon zu groß, so dass der Titel am Ende des Jahres 2004 an den damaligen Roush-Piloten ging. Der Abstand zwischen Kurt Busch und Johnson waren gerade einmal acht Pünktchen, was den bislang engsten Zieleinlauf in der ganzen NASCAR-Historie darstellt.

2004 war auch das erste Jahr, nach dem die NASCAR ihr neues Chase-System eingeführt hatte und Kurt Busch erkannte, auf welchem Weg man in den Playoffs zum Titel fährt: Er gewann zwar nur das Auftaktrennen in Loudon, endete aber an sieben weiteren Wochenenden immer in den Top 6.

Johnson hingegen triumphierte zwar in vier der zehn Chase-Rennen, leistete sich jedoch auch zwei Platzierungen jenseits der Top 30, wodurch im letzten Saisonrennen in Homestead noch drei Fahrer eine Chance auf den Titel hatten: Neben Kurt Busch und Johnson war auch noch Jeff Gordon im Geschäft.

Aber in einem Rennen, dass viele als eines der besten NASCAR-Finals überhaupt ansehen, verhinderte Greg Biffle, damals Roush-Teamkollege von Kurt Busch, mit seinem Homestead-Sieg einen Titelträger aus dem Hendrick-Stall. Johnson wurde in Südflorida Zweiter, Jeff Gordon Dritter, Kurt Busch jedoch reichte ein fünfter Platz zur Meisterschaft.

Der Kämpfer Jimmie Johnson

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson: "Ich gebe in jeder einzelnen Runde alles was ich habe" Zoom

Auch in der folgenden Saison hatte Johnson nach vier Saisonsiegen noch geringe Titelchancen, als es nach Homestead ging. Doch erneut hatte er kein Glück: Ein Reifenplatzer schickte ihn nach 124 von 267 Runden in die Mauer und so landete der Kalifornier in der Gesamtwertung nur auf Rang fünf.

Diese Position ist bis heute das schlechteste Ergebnis in der Gesamtwertung des 33-Jährigen, der als Kind übrigens gar nicht bei den StockCars fahren wollte, weil er von den IndyCars fasziniert war. Sein späteres großes Idol war Cale Yarborough, der zwischen 1957 und 1988 560 Cup-Rennen bestritt und dabei 83 Siege, sowie in den Jahren 1976, 1977 und 1978 drei Meisterschaften in Folge erreichte.

2006 sollte sich Johnson langsam auf die Spuren Yarboroughs begeben, denn in dieser Saison holte er sich bereits im fünften Anlauf seinen ersten NASCAR-Titel. Dazu gewann er gleich zu Saisonbeginn sein erstes Daytona 500, das "Great American Race", welches jedes Jahr schon im Februar über die Bühne geht.

Auch in Indianapolis, das viele als das zweitwichtigste Rennen der NASCAR-Saison ansehen, siegte er 2006 beim Brickyard 400 - und dies in eindrucksvoller Manier: Denn dort lag er nach einem Reifenschaden zwischenzeitlich auf Position 38 fast hoffnungslos zurück. Aber Johnson ist ein Kämpfer: "Ich gebe jeden Tag und in jeder Runde alles was ich habe", sagte er nicht nur einmal über sich selbst.

2006 brachte wichtige Erkenntnisse

Ende 2006 konnte Jimmie Johnson endlich seinen ersten NASCAR-Titel feiern Zoom

"Genauso denkt Chad Knaus und mein gesamtes Team. Wir haben eine tolle Beziehung, gutes Material und großartige Sponsoren. Ich weiß, dass das jeder erzählt, aber das ist nun mal die Wahrheit. Unser Sport dreht sich um die Leute. Alle Top-Teams haben dasselbe Material, es geht nur um die Leute."

Es war auch das Jahr, in dem Johnson viel über die Funktionsweise der NASCAR-Playoffs lernen konnte. Denn gleich zum Chase-Auftakt fing sich Johnson in Loudon nur einen 39. Platz ein, konnte in der Folge das Ruder jedoch noch einmal herumreißen.

"2006 gewannen wir den Titel nach einem furchtbar schlechten Start", erinnerte sich Johnson. "Aber das hat mir eine ganz wichtige Erkenntnis gebracht, denn ich realisierte, dass man sich nur um das kümmern sollte, was man auch beeinflussen kann."

"Wenn sich alles zusammenfügt, dann fügt sich eben alles zusammen. Das habe ich 2006 lernen können, und das hat mir sowohl 2007 als auch in der Saison 2008 sehr geholfen." Dementsprechend heftig fielen die Festivitäten aus: Johnson holte sich dabei seine einzig bislang ernste NASCAR-Verletzung - beim Sturz vom Dach eines Golfwagens. "Ich bin ein ganz normaler Mensch, ich gehe gerne aus und habe Spaß. Ich ziehe mein Ding durch und dabei habe ich mir das Handgelenk gebrochen."

Der dritte Teil des Jimmie-Johnson-Specials folgt am Donnerstag. Er beschäftigt sich dann mit den letzten beiden Sprint-Cup-Titeln des alten und neuen NASCAR-Champions.