• 17.11.2008 01:14

  • von Pete Fink

Edwards siegt - Johnson schreibt NASCAR-Geschichte!

Carl Edwards gewann den Benzinpoker von Homestead, doch Jimmie Johnson reichte ein souveräner 15. Platz zu einem historischen NASCAR-Titel

(Motorsport-Total.com) - Jimmie Johnson hat in Homestead NASCAR-Geschichte geschrieben. Nach 2006 und 2007 holte sich der Kalifornier seinen dritten NASCAR-Titel in Folge, was in den 60 Jahren zuvor lediglich einmal (!) geschah. Johnsons großes Jugendidol Cale Yarborough glückte dieses Kunststück vor exakt 30 Jahren zwischen 1976 und 1978.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson Carl Edwards

Sieger Carl Edwards gratulierte Jimmie Johnson zu seinem Titelgewinn

Johnson reichte eine zu jedem Zeitpunkt überlegte und kontrollierte Fahrt, um sich von seinem 30. Startplatz aus geduldig durch das Feld zu arbeiten. Beim Restart nach der ersten Gelbphase in Runde 69 von insgesamt 267 Umläufen lag der Kalifornier bereits auf Position 13. Wenig später klopfte der am Sonntagabend silber lackierte Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 48 an die Türe zu den Top 10.#w1#


Fotos: NASCAR-Finale in Homestead


Ein Strategie-Kniff von Crewchief Chad Knaus spülte Johnson im letzten Renndrittel sogar an die Spitze des Feldes, als der Kalifornier kurzzeitig aus der normalen Boxen-Sequenz genommen wurde. Damit war eine Vorentscheidung gefallen, denn danach rollte Johnson locker in den Top 5 mit.

Als sich das Ford 400 im Finale zu einem klassischen Benzinpoker entwickelte, ging das Johnson-Team natürlich auf Nummer sicher: Im Gegensatz zu den Piloten die um den Rennsieg kämpften, tankte der alte und neue NASCAR-Champion in aller Seelenruhe und fuhr auf Position 15 durchs Ziel. Das reichte.

Edwards wieder als Benzinsparmeister

Carl Edwards

Vizechampion Carl Edwards: Neun Saisonsiege waren nicht genug Zoom

Vorne drehte Carl Edwards früh im Rennen einsam seine Runden. Bereits in Umlauf 20 hatte der Roush-Pilot die Führung übernommen und seine Hauptbeschäftigung bestand in der Folge darin, sich via Bordfunk von Zeit zu Zeit über die Fortschritte Johnsons informieren zu lassen.

Bereits knapp nach der Rennmitte stand fest, dass Edwards die fünf zusätzlichen Bonuspunkte für die meisten Führungsrunden aufsammeln würde. Doch mit eintretender Dämmerung nahm das Renngeschehen massiv an Fahrt auf, denn nun begannen urplötzlich die Strategiespiele.

Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet; 4.), Matt Kenseth (Roush-Ford, 25.) und auch Tony Stewart (Gibbs-Toyota; 10.) schoben sich in der Schlussphase von Homestead jeweils kurzzeitig an die Spitze, aber nur Kenseth versuchte in den Schlussrunden die gleiche Spritstrategie wie Edwards: Ohne Erfolg, denn der NASCAR-Champion des Jahres 2003 fiel mit trockenem Tank weit zurück.

Nicht so Edwards: Der Roush-Pilot trug seinen roten Ford Fusion mit der Startnummer 99 in den letzten Runden quasi auf Händen durchs Ziel. Der Mann aus Missouri schien dabei sein Gaspedal so hartnäckig zu ignorieren, dass sich rechts und links von ihm die überrundeten Piloten reihenweise zurückrundeten. Edwards holte sich so seinen neunten Saisonsieg, doch der NASCAR-Titel glitt ihm gleichzeitig durch die Finger.

Der Chase macht den Unterschied

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson und sein historischer Titel: Im Chase nicht zu schlagen Zoom

Interessant: Johnson kann 2008 nur deren sieben Saisonerfolge aufweisen, auch Kyle Busch (Gibbs-Toyota) hat acht Saisonsiege zu verbuchen, doch weil der Hendrick-Pilot im Chase zu seiner absoluten Höchstform fand, war am Saisonende kein Kraut gegen das Duo Jimmie Johnson und Crewchief Chad Knaus gewachsen.

69 Punkte Vorsprung hatte das Hendrick-Team am Ende in der Gesamtwertung. Drei Chase-Rennen gewann man, sechs Mal fuhr man in die Top 5, sage und schreibe acht von zehn Playoff-Rennen beendete Johnson in den Top 10. Lediglich in Texas und am Sonntagabend in Homestead wurde der Kalifornier jeweils 15.

Das Fazit lautet also: Nach einem eher harzigen Saisonauftakt war das Johnson-Team genau zu dem Zeitpunkt zur Stelle, als es in der NASCAR um die Wurst ging, während Kyle Busch und dessen Gibbs-Mannschaft im Chase extremes Pech hatten, und sich nicht mehr davon erholen konnte.

So blieb am Ende Carl Edwards als einzig ernsthafter Johnson-Konkurrent übrig, doch der Roush-Pilot leistete sich in Talladega (Unfall, Platz 29) und in Charlotte (technischer Defekt, Platz 33) zwei folgenschwere Ausrutscher im Chase, und genau dieses sollte am Ende den Unterschied ausmachen.

Scott Speed stark - beide Red Bull in den Top 35

Scott Speed

Scott Speed zeigte in Homestead als 16. eine hervorragende Leistung Zoom

Kevin Harvick behielt im Spritpoker von Homestead den Überblick und fuhr frühzeitig zum Tanken. Platz zwei war für den Childress-Piloten die Belohnung, die ihn jedoch nur wenig trösten wird. Denn Harvick blieb 2008 genau wie Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet, 4.) und Matt Kenseth (Roush-Ford) als einziger Chaser sieglos.

Ein besonderes Kunststück schaffte auch Jamie McMurray: Der Roush-Pilot fuhr nach Texas und Phoenix zum dritten Mal in Folge auf Platz drei. Nationwide-Champion Clint Bowyer beendete Homestead als guter Fünfter vor Kasey Kahne (Evernham) im besten Dodge.

Der beste Dodge-Pilot hätte durchaus auch Juan Pablo Montoya sein können, denn der Kolumbianer fuhr das gesamte Rennen über im Bereich der Top 10 mit. 16 Runden vor Schluss ging Montoya auf Platz sieben liegend zum Tanken an die Box und fiel daher noch bis auf Position 17 zurück.

Red Bull hat noch einmal großes Glück gehabt: Scott Speed wurde starker 16. und Brian Vickers holte im Toyota Camry mit der Startnummer 84 Platz 32 - und auch das sollte reichen. Denn damit stehen zum Ende der Saison 2008 beide Red-Bull-Toyotas in den Top 35 der Ownerwertung und sind automatisch für die ersten fünf Saisonrennen 2009 qualifiziert.

Auch die NASCAR geht nun in eine recht kurze Winterpause: Die neue Punktesaison beginnt am 15. Februar 2009 traditionell mit dem Daytona 500.