• 31.08.2007 16:08

  • von Pete Fink

Vickers: "Red Bull hat großes Potenzial"

Brian Vickers spricht im Exklusivinterview mit 'Motorsport-Total.com' über sein Bristol-Wochenende, seine Ziele mit Red Bull, Hendrick Motorsport und das CoT

(Motorsport-Total.com) - Red-Bull-Pilot Brian Vickers wechselte zu Saisonbeginn von Hendrick Motorsport, wo er drei Jahre an der Seite von Jeff Gordon und Jimmie Johnson fuhr, zum damaligen Newcomerteam von Red Bull - und erlebte zusammen mit seiner neuen Mannschaft bisher eine richtige Achterbahnsaison: Neben einigen starken Top-10-Resultaten gab es auch viele Rückschläge, die in einer Nicht-Qualifikation endeten.

Titel-Bild zur News: Brian Vickers Red Bull

Brian Vickers sieht die Situation mit Red Bull als Sponsor und Inhaber als ideal

Der 23-jährige Vickers war 2003 der jüngste Busch-Champion aller Zeiten und gilt im Red-Bull-Lager als die erste Speerspitze in Sachen Ergebnisse. In einem Exklusivinterview mit 'Motorsport-Total.com' gab der Mann aus Thomasville, North Carolina, Einblicke in viele Themen rund um Team Red Bull und NASCAR.#w1#

Frage: "Brian, dein Bristol-Wochenende verlief gar nicht nach deinem Geschmack..."
Brian Vickers: "Ja, das lief wirklich nicht besonders gut. Leider haben wir das Rennen verpasst. Es war überhaupt eine harte Saison. Wir fingen als neues Team an, wir hatten keinerlei Herstellerpunkte, und waren von Beginn an außerhalb der Top 35. Das bedeutete für uns eine große Bürde."

"In letzter Zeit konnten wir uns für acht Rennen in Folge qualifizieren, auch im März, im ersten Bristol-Rennen waren wir ganz gut dabei. Wir haben für dieses Rennen neue Setups ausprobiert, die wir im Verlauf der Testfahrten erarbeitet hatten. Dann kamen wir zur Strecke und wir waren nirgendwo. Davon haben wir uns nicht mehr erholen können."

"Wir haben dann versucht, die Abstimmung von unserem Teamkollegen (A.J. Allmendinger; Anm. d. Red.) zu übernehmen. Wir haben auch die vordere Stoßdämpfereinheit gewechselt, das hat viel gebracht. Den hinteren Teil haben wir im Gegensatz zum Teamkollegen nicht verändert, und das hat uns offensichtlich viel gekostet. Wir haben halt neue Sachen probiert, und das hat nicht funktioniert."

Noch ein Mangel an Informationen

Brian Vickers Red Bull

Brian Vickers hat den Wechsel zum Newcomerteam von Red Bull nicht bereut Zoom

Frage: "Generell gesprochen. Wo liegen die Unterschiede, wenn man für das neue Team Red Bull arbeitet, verglichen mit einem Engagement bei einer so großen und erfahrenen Mannschaft wie Hendrick?"
Vickers: "Es ist sehr anders. Wir haben hier sehr viel Potenzial. Red Bull ist gleichzeitig Inhaber und Sponsor, von daher gibt es einiges an Kontinuität. Wir wollen genauso gewinnen, wie Hendrick, aber der größte Unterschied dazu ist der Zeitfaktor."

"Denn alle ihre Autos sind in der Top 35, sie sind für die Show qualifiziert. Sie haben viel Erfahrung, Technologie und Daten, die uns noch fehlen. Es gibt viele Rennstrecken, von denen wir noch keine Telemetriedaten haben. Und so fehlt es dieses Jahr einfach an Informationen."

Frage: "Teamchef Günther Steiner spricht immer davon, dass es das wichtigste Ziel sein muss, zu Beginn der kommenden Saison ein Auto in den Top 35 zu haben. Jetzt liegt ihr auf Platz 38..."
Vickers: "Ja, aber wird sind noch einigermaßen im Geschäft. Zu Beginn der Saison waren wir bereits einmal dicht dran, bevor uns ein Motorschaden aus dem Rennen genommen hatte. Dann gab es immer wieder kleine Probleme, zum Beispiel mit der Servolenkung, mit dem Anlasser. Einige Dinge waren in unserer Kontrolle, wie etwa eine weniger gute Vorbereitung, aber andere Dinge waren auch schlicht und ergreifend Pech.

Frage: "Hast du die Entscheidung von einem Spitzenteam wie Hendrick zu einem Newcomerteam wie Red Bull zu wechseln jemals bereut?"
Vickers: "Nein, denn der Grund, warum ich Hendrick verlassen habe, lag darin, was man mir dort angeboten hat und nicht darin, was ich woanders erhalten habe. Hauptsächlich ging es um das Level an Aufmerksamkeit, dass ich in der Hendrick-Organisation erwarten konnte. Mir wurde irgendwann klar, dass ich dort niemals um eine Meisterschaft kämpfen können würde, also bin ich gegangen."

"Dann habe ich nach der bestmöglichen anderen Option gesucht, und das war Red Bull. Natürlich war das gesamte Jahr ein Kampf um Platz 35 und mir war die Herausforderung durchaus bewusst. Aber wie gesagt: Hier gibt es wirklich viel Potenzial, Red Bull steht hinter dem Team und Toyota auch."

Auch Vickers mag das CoT nicht besonders

Brian Vickers Red Bull

Mit seinem CoT kann sich Brian Vickers nur schwer anfreunden Zoom

Frage: "Wie zuversichtlich bist du denn, am Ende der Saison in den Top 35 zu liegen?"
Vickers: "Das würde natürlich den großen Unterschied bedeuten, und uns auch sehr weiter helfen. Das Entscheidende ist halt, ins Rennen zu kommen. So wie heute, ärgert das natürlich sehr. Aber immerhin bekommen wir ja auch für Platz 44 Ownerpunkte und so lange die anderen (Dave Blaney, Bill Elliott und Scott Riggs, die Hauptkonkurrenten; Anm. d. Red.) nicht gut fahren, dann können sie auch nicht soviel wettmachen."

"Das Gleiche gilt natürlich auch für uns, also müssen wir im Rennen gut aussehen, und uns vor allem in den restlichen Events qualifizieren. So, wie es uns in Michigan mit Platz acht gelungen ist. Da war vielleicht sogar noch mehr drin, aber so holst du entscheidend Punkte auf."

Frage: "Zwischen Michigan und Bristol lagen nur wenige Tage. Michigan ist ein Zwei-Meilen-Speedway und Bristol ein Short-Track. Inwieweit hat das dein Abschneiden beeinflusst?"
Vickers: "Das waren vor allem ganz verschiedene Autos. In Michigan waren wir mit dem alten Car of Yesterday unterwegs, hier in Bristol mit dem CoT. Mit dem neuen Auto haben wir noch mehr Probleme. Wir versuchen das CoT weiterzuentwickeln, aber wir haben nicht die Erfahrung der großen Teams. Die haben das Auto bereits im vergangenen Jahr getestet."

"Mit dem alten Auto kennen sich viele in unserem Team gut aus, da sie bereits früher damit gearbeitet haben. Nicht so mit dem Car of Tomorrow, das gibt es ganz wenig Erfahrungswerte. Das ist die größte Herausforderung für uns. Wir müssen herausfinden, was das Auto haben will und was es braucht. Immer, wenn wir wirklich in Problemen waren, dann war es mit dem CoT. Da müssen wir noch viel Zeit investieren."

Frage: "Ganz persönlich gefragt... Magst du das Car of Tomorrow?"
Vickers: (lacht; Anm. d. Red.) "Nein, ich mag es nicht besonders. Es gibt viele gute Sachen am CoT, aber einige andere Dinge hätte man vielleicht besser machen können. Anstatt die Meinungen vieler großer und gescheiter Köpfe einzuholen, die zusammen ein Auto kreieren hätten können, welches toll zu fahren ist, und auch gut für die Fans ist, hat man einige wenige Leute mit den Entscheidungen beauftragt."

"Aber das Auto hat sich im Vergleich zu seinem Debüt schon verändert. Man hat realisiert, dass es Probleme gab, und NASCAR war clever genug, diese Änderungen auch umzusetzen. Doch es müssen noch ein paar andere Sachen verändert werden, damit das Auto auf allen Strecken wettbewerbsfähig und gut zu fahren ist. Aber wie gesagt: Bisher hat NASCAR klug gehandelt und hoffentlich behalten sie diese Linie bei."