• 29.08.2007 10:31

  • von Pete Fink

Steiner: "Wir brauchen einen Europäer"

Red-Bull-Teamchef Günther Steiner sieht es mit großer Genugtuung, dass die NASCAR für immer mehr Top-Piloten attraktiv wird - Was ist mit Europa?

(Motorsport-Total.com) - Günther Steiner gefällt es sichtlich in den USA. Nach knapp eineinhalb Jahren hat es der Red-Bull-Teamchef geschafft, dass seine Mannschaft auch in der eigentlich rein amerikanischen Vorzeigeserie akzeptiert wird. Was nicht unbedingt selbstverständlich ist, denn schließlich tritt Red Bull als einziges NASCAR-Team unter europäischer, sprich österreichischer Führung auf.

Titel-Bild zur News: Peter Steiner

Peter Steiner hofft, dass auch Europa bald einen Fuß in der NASCAR hat

"Am Anfang wussten sie nicht einmal, wo Österreich genau liegt", grinst Steiner und weißt zurecht darauf hin, dass "wir die ersten europäischen Inhaber überhaupt in der NASCAR sind." Sponsoren aus Europa gab es schon einige, aber ein europäischer Teambesitzer, das war auch für die alteingesessenen NASCAR-Offiziellen zu Saisonbeginn ein ganz neues Kapitel.#w1#

Nun ist man also etabliert, aber bei weitem noch nicht am Ziel. Aufbauarbeit ist angesagt. Schritt für Schritt soll es gehen, und so gibt es auch in Jahr 2008 überhaupt keinen Gedanken daran, neben Brian Vickers und A.J. Allmendinger ein drittes Auto einzusetzen. "Wir müssen erst einmal schauen, dass wir mit unseren zwei Autos zurechtkommen", denkt Steiner. "Wir wollen regelmäßig im Rennen dabei sein, danach können wir uns umsehen, wie wir uns erweitern."

Auch im Red-Bull-Lager ist die allgemeine Tendenz sonnenklar: Die großen Teams mit drei oder vier Fahrzeugen übernehmen langsam, aber sicher das Kommando, und mittelfristig will auch Red Bull in dieser Liga mitspielen. Scott Speed ist ein Kandidat, der dazu aufgebaut werden soll, schließlich ist der US-Boy ein langjähriger Red-Bull-Pilot und scheint auch den Willen zu haben, erst einmal den entscheidenden Schritt zurückgehen zu wollen.

Denn um die notwendigen NASCAR-Lizenzen zu bekommen, wird es für Speed erst einmal zurück in die ARCA-Serie, sozusagen der dritten NASCAR-Liga, gehen. Eine potenzielle Verpflichtung Speeds ist übrigens in keinem Falle gleichbedeutend mit der Tatsache, dass Red Bull einem europäischen Fahrer ablehnend gegenübersteht - ganz im Gegenteil.

"Juan Pablo Montoya und jetzt Jacques Villeneuve haben es vorgemacht. Was jetzt noch fehlen würde, um die NASCAR in Europa weiter salonfähig zu machen, wäre ein europäischer Pilot", meint Steiner. Aber, genau wie auch BAM-Manager Christian Kuhn, hat er das Gefühl, dass die Bereitschaft der europäischen Top-Piloten für einen ernsthaften Sprung über den großen Teich noch nicht vorhanden ist.

"Es ist halt eine komplett andere Art, Rennen zu fahren", verweist der Südtiroler. "Wir haben 38 Rennwochenenden im Jahr plus die ganzen Testfahrten. Das ist ein absoluter Fulltime-Job und der braucht 100-prozentigen Einsatz. Es geht hier so eng zu, und es gibt so viele US-Piloten, die ihr Leben auf dem Oval verbracht haben. Die machen dir auch in der Truck-Serie das Leben schwer."

Das Beispiel des ehemaligen Formelpiloten A.J. Allmendinger zeigt, dass man auch im Hause Red Bull ein paar Fehler in der Anfangsphase gemacht hat. "Wir haben ihn vielleicht etwas zu früh ins kalte Wasser geworfen", glaubt Steiner selbstkritisch. "Solche Missgeschicke sollten uns in Zukunft nicht mehr passieren", versichert er, und am Beispiel der langen Vorbereitungsphase von Scott Speed, der noch nie auf einem Oval unterwegs war, wird die Ernsthaftigkeit dieser Erkenntnis deutlich.

Es ist kein Geheimnis, dass der Europäer, der 2008 die größten Chancen hat, regelmäßig in der NASCAR zu fahren, Dario Franchitti heißt. Der schottische Indy-500-Sieger könnte in die Rolle des europäischen NASCAR-Vorzeigepiloten schlüpfen, und Steiner witzelt: "Dario ist doch schon so lange hier, die Amerikaner glauben doch schon, dass er einer von ihnen ist. Es weiß doch keiner mehr, dass er in Schottland geboren ist."

Wie dem auch sei - der NASCAR-Schritt in die Internationalität ist mit der Verpflichtung von Jacques Villeneuve weiter vorangetrieben worden. Ein österreichisches Team, ein kolumbianischer Siegfahrer und nun ein kanadischer Ex-Formel-1-Weltmeister - NASCAR macht ernst in Sachen Globalisierung, und Red Bull steht in dieser Entwicklung ganz weit vorne.

Zwar sind die Aussichten auf ein europäisches NASCAR-Rennen aufgrund des vollgestopften Terminkalenders denkbar schlecht, was der wachsenden weltweiten Popularität der Stockcar-Gemeinde jedoch keinen Abbruch tut. "Die Dimension dessen, was NASCAR in den USA bedeutet, das weiß man erst, wenn man dieses Spektakel einmal mit eigenen Augen gesehen hat", weiß Steiner.

Und er darf, genau wie Dietrich Mateschitz und Co. getrost stolz darauf sein, dass es bislang einzig und alleine die Mannen von Red Bull sind, die die Fahne des alten Kontinents in der zweitgrößten US-Sportart ernsthaft oben halten.

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