• 26.08.2007 12:42

  • von Pete Fink

Ein NASCAR-Rennwochenende mit Red Bull Racing (4)

Das Bristol-Rennen ist in fast jeder Hinsicht ein Superlativ im NASCAR-Kalender und wird es wohl auf viele Jahre hinaus auch bleiben

Samstag:

Titel-Bild zur News: Bristol Motor Speedway

Bristol ist die mit Abstand beliebteste Strecke im NASCAR-Rennkalender

Der Bristol Motor Speedway ist die beliebteste Strecke im ganzen NASCAR-Kalender, zumindest ist dies die einhellige Überzeugung der Streckenverantwortlichen, und man wird auch nicht müde, dies via Lautsprecher im Halbstundentakt von sich zu geben. Gestern Abend beim Busch-Rennen waren es nach offiziellen Angaben 115.000 Zuschauer und heute beim Cup-Event würde das Areal aus allen Nähten platzen.

Doch zwei Stunden vor dem Rennstart herrschte auf den Tribünen noch gähnende Leere, und das lag natürlich am Wetter. Denn heute war der heißeste Tag der ganzen Woche und ich habe es mir einfach verkniffen, auf irgendein Thermometer zu schauen. Strahlend blauer Himmel und kein Lüftchen hat knapp 200.000 Menschen dazu veranlasst, sich im Schutz der Tribünenaufbauten zu verkriechen, und so füllte sich der Speedway erst, während bereits die Pre-Race-Show lief.#w1#

Interviews demnächst auf 'Motorsport-Total.com'

Carl Edwards

Die Boxenstopps sind in der NASCAR bis ins Detail perfekt choreografiert Zoom

Die Leute haben auch nichts verpasst, denn nach der gestrigen Nonstop-Aktion stand heute nur das abendliche Cup-Rennen auf der Tagesordnung. Zeit genug, um sich ausführlich mit den Red-Bull-Leuten zu unterhalten. Brian Vickers war nach dem gestrigen Tag nicht unbedingt bester Laune, ganz im Gegenteil zu einem sehr gut aufgelegten A.J. Allmendinger - beide Interviews gibt es auf 'Motorsport-Total.com' in voller Länge in den nächsten Tagen.

Auch Teamchef Günther Steiner nahm sich am späten Vormittag Zeit für ein ausführliches Gespräch, in dem er unter anderem die genauen Red-Bull-Pläne mit Scott Speed schilderte. Die Allmendinger-Crew war heute auch in voller Mannstärke anwesend, da die eigentliche Boxencrew logischerweise vor Ort war. Die Red-Bull-Jungs, die während des Rennens am Auto arbeiten, sind absolute Vollprofis, die das ganze Jahr über nichts anderes machen als den Red-Bull-Toyota im Rennen abzufertigen.

Die Prozedur, bei der die Radmuttern auf die Felge geklebt werden, unternimmt der jeweilige Reifenwechsler höchstpersönlich und braucht bei etwa zehn Sätzen Goodyears fast eine Stunde, bis alle Muttern so sitzen, wie es sein soll. Dazu wird die Felge etwas angeschliffen, es entsteht eine kleine Vertiefung, in die die Radmutter geklebt wird.

Für den Fall, dass beim Boxenstopp etwas schief geht, wenn zum Beispiel eine Radmutter zu Boden fällt, hat jeder der beiden Reifenwechsler eine Ersatzmutter an seinem Helm kleben. Das ganze ist ein perfekt einstudiertes Ensemble mit einem eigenen Trainer, der - ähnlich wie im American Football - nur von einstudierten Spielzügen spricht, wenn im Verlauf des Rennens Komplikationen entstehen, auf die in Sekundenbruchteilen reagiert werden muss.

Die-Hard-Fans buhen Montoya aus

Bristol Motor Speedway

Beeindruckende Kulisse während des Nextel-Cup-Rennens in Bristol Zoom

Bei 160.000 Zuschauern auf engstem Raum ist es natürlich unvermeidbar, dass bei der Fahrerpräsentation anhand des Applausometers eine Standortbestimmung der aktuellen NASCAR-Sympathiewerte vorgenommen werden kann. Klarer Sieger - wie nicht anders zu erwarten - war Dale Earnhardt Jr. Dahinter Kasey Kahne und Platz drei teilten sich nach Angaben der Red-Bull-Jury Kevin Harvick und Carl Edwards. Minusrekordler mit den größten Buhrufen im tiefen amerikanischen Süden war wie üblich Jeff Gordon, doch von Null auf Platz zwei in Bristol 2007: Juan Pablo Montoya, der ein herzerfrischendes Pfeifkonzert der Die-Hard-Fans über sich ergehen lassen musste.

Ein großer Unterschied zwischen Formel 1 und NASCAR ist definitiv die Show. NASCAR hat nur den entscheidenden Vorteil, dass das Szenario aufgrund der immer gleichen Publikumsstruktur bei allen 38 Saisonrennen mit Sicherheit funktionieren wird. Dafür läuft das Ganze umso perfekter ab.

Unzählige Wohltätigkeitsawards, ein Fallschirmspringer bringt die Fahne, die Menschen heben auf Kommando farbige Schilder hoch, geistliche Worte, Nationalhymne, der Überflug und schließlich das berühmte "Gentlemen, start your engines". Diese Dramaturgie funktioniert so sicher wie das Amen in der Kirche - und der gesamte Speedway erbebt in seinen Fundamenten.

Kein Glück für Red Bull Racing

Carl Edwards

So ausgelassen feierte Carl Edwards seinen Sieg beim Sharpie 500 Zoom

Nach den guten Erfahrungen vom gestrigen Busch-Rennen haben wir uns übrigens wieder in der Nähe der Spotter aufgehalten, der Überblick von ganz oben ist in Bristol fantastisch. So konnten wir auch bestens beobachten, wie kurz vor Halbzeit des Rennens A.J. Allmendinger von Aric Almirola unsanft gedreht wurde. Beide waren in einen rundenlangen Zweikampf verwickelt, während dahinter Jimmie Johnson irgendwann der Geduldsfaden riss und er den DEI-Piloten mit einem kleinen Anklopfer auf sich aufmerksam machte.

Durch die entstandene Kettenreaktion war das Rennen für die Red-Bull-Crew mehr oder weniger gelaufen, man sprach hinterher von "wertvoller Streckenzeit", denn immerhin konnte der Kalifornier auf Platz 35 liegend Sharpie 500 zu Ende fahren. Carl Edwards und Kasey Kahne waren an diesem Abend die klar dominierenden Figuren und belegten zurecht die beiden ersten Plätze.

Was bleibt, sind viele Superlative: Bristol ist definitiv eine der verrücktesten NASCAR-Partys im Kalender und wirkt auf die Fans wie ein Magnet. Die Streckenbetreiber erwarten, dass das Abendevent von 2008 binnen weniger Wochen ausverkauft sein wird, und dann werden sich erneut mehr als 200.000 Menschen aus allen Teilen des Landes ins verschlafene Städtchen an der Grenze zwischen Tennessee und Virginia bewegen.

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