• 17.10.2007 14:16

  • von Pete Fink

Steiner: "Gerüchte sind typisch für NASCAR"

Red-Bull-Teamchef Günther Steiner im Gespräch mit 'Motorsport-total.com' über die NASCAR-Gerüchteküche und die Problemstellungen beim Qualifying

(Motorsport-Total.com) - Ab und zu kann sich auch Günther Steiner ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, vor allem wenn er auf die vielen US-amerikanischen Gerüchte rund um Chevrolet - und seit neuestem sogar über eine Verpflichtung von Tony Stewart - angesprochen wird. "Das ist mir komplett neu", sagte der Red-Bull-Teamchef, als er von 'Motorsport-Total.com' in Bezug auf die neuesten Versionen der NASCAR-Gerüchteküche aus den USA gefragt wurde.

Titel-Bild zur News: Günther Steiner

Günther Steiner will Stabilität in die Red-Bull-Leistungen bringen

"Wir bleiben bei Toyota und wir haben nicht mit Tony Stewart gesprochen", klärte Steiner auf. "Tony Stewart ist einer der besten NASCAR-Fahrer, aber wir haben im Moment keinen Kontakt mit ihm. Wir haben unsere zwei Fahrer für nächstes Jahr."#w1#

Die beiden heißen Brian Vickers und A.J. Allmendinger und 'Motorsport-Total.com' erwischte den Red-Bull-Teamchef auf dem Flughafen in München, wo er kurz vor dem Rückflug nach Charlotte noch ein Update über alle weiteren Geschehnisse rund um das Red-Bull-Team geben konnte.

Kein Ford, kein Chevrolet

Red-Bull-Workshop

Der Red-Bull-Shop in Mooresville ist für NASCAR-Verhältnisse recht klein Zoom

Frage: "Was in Sachen Gerüchteküche von Red Bull bestätigt wurde, war, dass es ein Gespräch mit Robert Yates gegeben hat. Worum ging es da?"
Günther Steiner: "Robert Yates hat - nicht nur uns - angeboten, seine Immobilie zu übernehmen. Sicher hört man sich so etwas an, das ist ja völlig normal, aber das heißt noch lange nicht, dass wir alles aufkaufen. Wir haben uns das Ganze angesehen, aber im Moment passiert nichts."

"Es geht darum, dass der Sohn von Herrn Yates in ein anderes Gebäude ziehen will und deswegen das alte Gebäude verkauft werden soll. Er hat ein gutes und schönes Gebäude ganz in der Nähe von uns und er hat uns gefragt, ob wir daran interessiert wären. Aber wir haben ja selbst umgebaut und erweitert, also gibt es da im Moment nichts Weiteres zu berichten. Es gab ja auch Gerüchte, dass wir das ganze Yates-Team kaufen. Aber ich habe mir nur die Immobilie angesehen und das war es."

Frage: "Also gibt es auch keine Kontakte etwa zu Ford?"
Steiner: "Nein, mit Ford haben wir überhaupt nicht gesprochen. Wenn wir den ganzen Gerüchten glauben würden, was würden wir denn schon alles haben? Wir hätten Chevrolet-Motoren, wir hätten Ford-Motoren, das nächste wäre wahrscheinlich, dass wir NASCAR kaufen. Aber das ist typisch NASCAR, es entstehen viele Gerüchte, doch das ist normal. Damit muss man umgehen können."

Frage: "Ich nehme an, NASCAR ist in dieser Beziehung genau, wie die Formel 1?"
Steiner: "Vielleicht noch schlimmer, weil einfach alles an einem Ort zusammen ist. Alles spielt sich dort ab, wo nicht nur zwölf, sondern 20 Teams sind. Deswegen ist die Gerüchteküche vor Ort vielleicht sogar noch schlimmer, als in der Formel 1."

Aus den Fehlern gelernt

A.J. Allmendinger Red Bull

A.J. Allmendinger hat nach seinem Tief jetzt wieder Selbstvertrauen Zoom

Frage: "Sprechen wir einmal ein wenig über A.J. Allmendinger. Seit Bristol ist er so richtig auf dem Vormarsch. Offensichtlich ist der Hintergrund, dass er über die Truck- und die Busch-Rennen - im alten Ganassi-Auto von Montoya - nun auch im Cup gut zurecht kommt. Warum hat man das nicht von Saisonbeginn an gemacht?"
Steiner: "Wir hatten ihn ja zu Saisonbeginn im 00-Truck gehabt, aber es ist einfach eine Lernkurve. Wir haben auch gelernt, dass A.J. durch die, ich glaube es waren acht Rennen in Folge, wo er sich nicht qualifiziert hat, sehr viel Selbstvertrauen verloren hat und wir mussten darauf reagieren."

"Die Busch-Rennen haben da sehr geholfen, weil er einfach Selbstvertrauen gewinnt, weil er die Strecken kennenlernt und dann, wenn er im Cup-Auto sitzt, weiß, wie er die Strecken zu fahren hat. Warum man das nicht früher gemacht hat, ist immer so eine Frage. Im Nachhinein sind wir alle weiter."

"Aber es liegt nicht nur daran. A.J. ist ein sehr sensibler Mensch. Als er sich nicht qualifiziert hat, war er sehr down, denn für einen Fahrer ist es nicht schön, wenn er acht Wochen überhaupt kein Rennen mehr fährt. Das ist brutal für die Psyche."

"Wir haben dann versucht, ihn wieder aufzubauen, und was wir daraus gelernt haben, ist, dass es sehr gewagt war, einen Mann, der aus einem Single-Seater kommt, direkt in ein Cup-Auto zu setzen. Wir haben das gelernt, und wir bringen das mit ihm auch zu Ende, aber mit Scott Speed machen wir das nicht mehr. Er fährt erst einmal ein Jahr ARCA."

Über den Ganassi-Einsatz im Busch-Auto

A.J. Allmendinger

Der Allmendinger-Truck in der Red-Bull-Lackierung vom Saisonbeginn Zoom

Frage: "Viele Fahrer berichten davon, dass der Truck einem CoT ähnlicher sei, als ein Busch-Auto. Wie ist denn die Meinung von A.J. dazu?"
Steiner: "Er fährt lieber das Busch-Auto, als den Truck. Für mich kommt das immer darauf an, wen man fragt. Der Truck ist dem CoT deswegen so ähnlich, weil er einen Splitter hat und weil er ungefähr den selben Luftwiderstand hat. Aber die Aerobalance ist komplett anders."

"Die Fahrer haben ihre Meinung darüber und jeder bevorzugt ein gewisses Auto. Das Fahrgefühl in einem Pick-Up-Truck ist jedoch ein ganz anderes, als in einer Limousine und deswegen bevorzugt er das Busch-Auto. Und: In der Truck-Serie hast du auch nicht die Cup-Fahrer als Konkurrenz. In der Busch-Serie sind immer zehn oder 15 Cup-Fahrer dabei und du fährst nicht gegen dieselben Leute. Für A.J. ist es besser, gegen dieselben Leute zu fahren, um auch zu verstehen, wie die anderen fahren."

Frage: "Ist es denn reiner Zufall, dass er jetzt im ehemaligen Ganassi-Auto von Montoya sitzt?"
Steiner: "Reiner Zufall ist es nicht. Wir haben ein gutes Auto gesucht, denn es macht ja keinen Sinn, ihn in ein schlechtes Auto zu setzen. Der Crew-Chief von diesem Auto, Brian Petty, ist sehr gut, er hat das auch schon mit Montoya gemacht, er weiß also, wie man mit einem neuen Fahrer umgeht. Er kennt auch die Fachausdrücke, die ein Monoposto-Fahrer so bringt. Auch die Crew hat jetzt schon Erfahrung mit Montoya und A.J. hat einen sehr ähnlichen Fahrstil. Zufall war, dass das Auto gerade frei war, und dass wir dort reingekommen sind."

Frage: "Warum hat Ganassi das Auto überhaupt weiterbetrieben? Eigentlich war der Plan doch der, dass man nach Watkins Glen das Busch-Auto zurückziehen wollte und die Ressourcen auf das CoT konzentrieren wollte?"
Steiner: "Man wollte das Auto in der Wertung behalten, damit man im nächsten Jahr dort wieder fahren kann. Wenn man aufgehört hätte, wäre man aus der Wertung gefallen und dann hätte das Team keinen Wert mehr gehabt. Außerdem hat Ganassi sicher einen Sponsor gefunden und so konnte man das Auto am Laufen halten, damit sie wieder in den Top 35 sind."

Auf der Suche nach Stabilität

Brian Vickers und Günther Steiner

Brian Vickers (li.) im Gespräch mit Teamchef Günther Steiner Zoom

Frage: "Zum Thema Brian Vickers. Es ist zu beobachten, dass er immer wieder Probleme hat, sich im Qualifying durchzusetzen. Das ist zwar ganz klar eine harte Mühle, aber es ist doch auffällig, wie schwankend seine Leistungen sind. Was steckt da dahinter?"
Steiner: "Wenn wir es wüssten, würden wir es sofort abschaffen. Wir versuchen zu verstehen, warum diese Leistungen so schwankend sind. Und diese Schwankungen im Qualifying gehen ja von ganz oben, bis ganz unten. Das Ganze müssen wir stabilisieren und ich glaube, das hat viel damit zu tun, dass wir noch ein neues Team sind. Da fehlt einfach die Stabilität."

"Gewöhnlich sind wir im freien Training sehr schnell, dann kommt die Qualifying-Session und auf einmal kriegen wir das nicht mehr geregelt. Daran arbeiten wir gerade. Zum Beispiel in Kansas, wo sich beide Autos nicht qualifiziert haben, waren wir im freien Training sauschnell. Das Problem war dort, dass wir uns mit den Luftdrücken vertan haben. Die Autos hatten Übersteuern und waren einfach unfahrbar.

"In Charlotte hat Brian gesagt, das Auto habe sich schnell angefühlt, er hat gedacht, er habe eine Superzeit gefahren, aber die Zeit war langsam. Wenn ich die Antwort darauf hätte, würde ich das sofort abschaffen. Aber wenn wir ins Rennen kommen, dann sind wir eigentlich nicht schlecht."

Frage: "In den letzten fünf Saisonrennen sieht die Situation jetzt so aus, dass Vickers um Platz 35 kämpft und Allmendinger an den Top 43 zu knabbern hat. Das wären ja zwei ganz wichtige Ziele, die man in diesem Jahr noch erreichen könnte. Wie realistisch sind die Ziele bis Saisonende?"
Steiner: "Brian und Platz 35 ist, glaube ich, in diesem Jahr nicht mehr möglich, es sei denn wir haben ein Riesenglück. A.J. und Platz 43, das glaube ich schon."

Folgen Sie uns!

Eigene Webseite?

Kostenlose News-Schlagzeilen und Fotos für Ihre Webseite! Jetzt blitzschnell an Ihr Layout anpassen und installieren!
Anzeige

Folge uns auf Instagram

Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt