• 01.11.2008 16:24

Jeff Gordon: "Wir haben noch Luft nach oben"

Jeff Gordon spricht über die Erfolge von Jimmie Johnson, die Chase-Krise von Kyle Busch, seine eigene Saison und über NASCAR im Schatten der Finanzkrise

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie ist dein Wagen für das Dickies 500?"
Jeff Gordon: "Das Auto fühlt sich gut an. Wir wissen, dass wir seit unserem letzten Auftritt hier einige Fortschritte gemacht haben. Das Qualifying ist hier die halbe Miete, daher bin ich froh, dass alles bislang gut gelaufen ist und dass wir uns von Beginn des ersten Trainings an richtig wohl gefühlt haben. Wir mussten das Auto nur dazu bringen, ein wenig besser nach links einzulenken und etwas Geschwindigkeit rausnehmen. Es verhielt sich dadurch langsamer, aber auch sicherer und die letzte Runde war einfach toll."

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon

2008 ein seltenes Bild: Jeff Gordon vor Jimmie Johnson

Frage: "Wie war es, dich diese Woche nach drei Mal Regen am Freitag endlich wieder qualifizieren zu können?"
Gordon: "Das war vielleicht ein Monat. Ich war ziemlich frustriert, weil ich das Gefühl hatte, dass wir bei den drei oder vier Strecken, wo wir uns nicht qualifizieren konnten, jedes Mal schnell genug für die Pole gewesen zu sein. Jetzt brannten wir natürlich darauf, hier eine gute Runde zu fahren, welche uns für die verpassten Qualifyings entschädigen würde."#w1#

Frage: "Würdest du diese Saison als Erfolg bezeichnen?"
Gordon: "Mit Sicherheit ist sie nicht so erfolglos, wie wir sie manchmal reden, weil wir bislang noch nicht gewonnen haben. Wir haben es in den Chase geschafft, wir sind in den Punkten auf Platz sechs, es ist keine schlechte Saison. Natürlich wollen wir gewinnen und wir peilen Woche für Woche den Sieg an, es ist sehr frustrierend, dass uns das noch nicht gelungen ist."

"Es war eine Saison mit Hochs und Tiefs. Natürlich ist es kein herausragendes Jahr, so wie 2007. Ich bin aber stolz darauf, wie unser Team die ganze Saison hindurch gekämpft hat. Wir haben am Auto viele Verbesserungen erzielen können, die Punkte, die wir haben, dokumentieren das gut. Die Möglichkeit zum Sieg gab es für uns noch nicht, aber wir haben noch drei Versuche."

Johnson und Knaus hatten den Bogen schneller raus

Frage: "Wie ist es, Jimmie Johnson und Chad Knaus (Crewchief von Jimmie Johnson; Anm. d. Red.) auf dem weg zu ihrem dritten Titel zu beobachten?"
Gordon: "Ich freue mich sehr für sie. Ich wünschte, ich könnte mit ihnen kämpfen so wie vergangenes Jahr. Ich meine, natürlich hat dies einen Schatten auf unsere Beziehung geworfen, da gibt es keinen Zweifel, einfach deswegen, weil es gezeigt hat, was für harte Konkurrenten wir auf der Rennstrecke waren und wie erbarmungslos jeder von uns den Titel für sich wollte."

"Es ist egal, wer dein Rivale in der Meisterschaft ist, so was treibt immer einen Keil zwischen die Leute. Und eben das ist geschehen. Selbstverständlich sind wir nach wie vor gute Freunde und können offen darüber reden und lachen, schlussendlich bin ich stolz darauf, was sie erzielt haben."

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson - als wäre er nie von der Spitze weggewesen... Zoom

"Ich bin stolz, ein Teil davon gewesen zu sein und konnte von Anfang an beobachten, wie es dort zusammengewachsen ist. Ich habe es schon immer gewusst oder gefühlt, dass, wenn man Jimmie die Ausrüstung zur Verfügung stellt, wie ich sie bei Hendrick genieße und ihm die richtigen Leute zur Seite stellt, dann könnte er sehr erfolgreich sein. Ich hatte nur keine Vorstellung davon, dass Chad Knaus und dieses Team so schnell und gut zusammenwachsen würden, wie es geschehen ist. Das ist recht beeindruckend."

Frage: "Wie groß ist deine Verantwortung, dieses Jahr noch nicht gewonnen zu haben?"
Gordon: "Dafür trage ich natürlich die Verantwortung. Aber ich trage nur zum Sieg bei, ich habe darüber nicht die vollständige Kontrolle. Genauso ist es bei jedem Teammitglied auch. Wir spielen im Team alle eine Rolle, wir gewinnen gemeinsam und wir verlieren gemeinsam. Ich trage die Verantwortung für meinen Teil, der Rest ist Teamleistung. Jeder Fahrer hat seinen eigenen Fahrstil, jeder Crewchief hat eigene Vorstellungen davon, wie das Auto eingestellt wird."

"Aber letztendlich geht es nur um Resultate und darum, wie man sie erzielt. Vergangenes Jahr haben wir realisiert, dass wir uns bezüglich des Car of Tomorrow auf 1,5-Meilen-Ovalen in die falsche Richtung entwickelt haben. Wir mussten das gründlich analysieren und lernen, worauf es bei diesem Auto ankommt. Wir mussten unsere Vorgehensweise überdenken. Mitte der Saison hatten wir das Gefühl, endlich den richtigen Pfad eingeschlagen zu haben."

"Offensichtlich ist dies aus welchen Gründen auch immer dem Nummer-48-Team (Jimmie Johnson; Anm. d. Red.) wesentlich schneller als uns gelungen. Das liegt an Jimmie, an Chad und all den Leuten. Aber ich denke nicht, dass man es nur an einer Person festmachen kann, das gilt für jeden von uns. Ich übernehme Verantwortung, es liegt aber nicht nur an mir selbst. Das selbe betrifft Steve Letarte (Crewchief von Jeff Gordon; Anm. d. Red.). Er hat viel um die Ohren und es liegt nicht nur an ihm. Wir alle spielen da eine Rolle."

2008 ist für Busch kein verlorenes Jahr

Frage: "Trotz seiner Siege im Cup, Nationwide-Serie und bei den Trucks wird Kyle Busch nur eine Randnotiz des Jahres bleiben."
Gordon: "Daher gebe ich nichts auf Siege. Ich will die Meisterschaft. Es geht nur darum, Champion zu werden. Man kann acht oder zehn Rennen gewinnen und trotzdem nicht Meister werden. So verschwindet man schnell in Vergessenheit. Trotzdem war es für sie ein tolles Jahr. Sie sollten darauf sehr stolz sein. Es ist ein neues Team und er ist noch so jung. Sie sollten wirklich nicht die Köpfe hängen lassen, ich denke, sie werden nächstes Jahr noch stärker sein."

Frage: "Könntest du Buschs Saison mit nur einem Wort beschreiben?"
Gordon: "Desaströs? Ich bin sicher, dass er das wohl so nennen würde. Es ist offensichtlich nicht so verlaufen, wie er es sich erhofft hätte. Sie hatten einen großen Lauf und alles, was man für den Erfolg braucht, aber es hat nicht geklappt."

Jeff Gordon

Jeff Gordon weiß, dass NASCAR wirtschaftlich auf soliden Füßen steht Zoom

Frage: "Einige Fahrer haben gesagt, dass der Sport nicht konjunktursicher wäre. Hast du hier in Texas Anzeichen dafür gesehen?"
Gordon: "Ist irgendein Sport oder überhaupt irgendetwas konjunktursicher? Ich denke nicht. Wir haben nach wie vor eine unglaubliche Fanbasis. Diese Strecke bietet Plätze für 300.000 Leute und vielleicht werden diese diesmal nicht vollständig gefüllt sein, dennoch werden es aber Hunderttausende werden."

"Und für mich spricht das Bände darüber, wie groß unser Sport nach wie vor ist. In Zeiten wie diesen geht es uns allen schlechter. Wir sind von unseren Sponsoren abhängig, nicht nur die Teams, sondern auch die NASCAR und die TV-Berichterstattung und von den Fans, welche wiederum Kunden bei den Sponsoren sind. Alles hängt miteinander zusammen. Es gibt keinen Zweifel darüber, dass dies uns alle betrifft."

Trotz Krise sieht Gordon noch Potenzial nach oben

Frage: "Ist der Sport zu groß geworden?"
Gordon: "Nein, ich denke nicht, dass der Sport an seinem Höhepunkt angekommen ist. Wir durchwandern schwierige Zeiten, genauso wie andere Leute auch. Ich denke, dass dieser Sport noch immer absolut faszinierend ist. Wir reden hier von hunderten Kilometern pro Stunde und das Zentimeter voneinander entfernt Rad an Rad kämpfend."

"Fantastische Rennen, große Charaktere und Mitkämpfer. Ich denke, dass dieser Sport immer noch absolut unglaublich ist. Und dass er noch Raum zum Wachsen hat. Man bringt ihn noch näher an die Fans heran und schürt so noch mehr die Spannung, wir liefern weiterhin spektakuläre Rennen ab. Es geht uns noch immer sehr, sehr gut."

Frage: "Was hältst du von den Gerüchten, das Chase-Format zu ändern, weil Johnson so gut zurecht kommt?"
Gordon: "Warum sollte man etwas verändern, nur weil ein Kerl gute Arbeit leistet? Das verstehe ich nicht. Ich denke nicht, dass das was damit zu tun hat. Er ist jemand, der nicht die meisten Rennen gewonnen hat und nicht auf Platz eins lag, als er den Chase geentert hat und jetzt haben sie alle Rivalen platt gemacht. Für mich ist das Chase-Format noch immer etwas fantastisches. Es gibt vielleicht hier und da etwas, was man anpassen könnte, aber das Meiste ist sehr solide."

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