Jeff Gordon: Titel Nummer fünf und dann ab aufs Altenteil?
Jeff Gordon befasst sich mit Rücktrittsplänen, allerdings nur, wenn ihm endlich der ersehnte fünfte Titel - der erste unter dem Sprint-Cup-Banner - gelingt
(Motorsport-Total.com) - Mit 88 Einzelsiegen, darunter dreimal Daytona 500 und viermal Brickyard 400 in Indianapolis, sowie vier Titelgewinnen hat Jeff Gordon in der höchsten NASCAR-Liga eigentlich alles erreicht, was man erreichen kann. Dennoch hat der von Dale Earnhardt einst als "Wonder Boy" gepriesene Kalifornier im Alter von inzwischen 42 Jahren noch sportliche Ziele.

© NASCAR
Jeff Gordon kann sich vorstellen, nach einem weiteren Titel davonzudüsen Zoom
Die beiden größten dieser Art: Ein Sieg auf dem Kentucky Speedway, schließlich ist diese Strecke im aktuellen Sprint-Cup-Kalender die einzige unter 23, auf der Gordon noch ohne Sieg ist. Zählt man Gordons Siege auf dem Rockingham Speedway (1995, 1997 und zweimal 1998) sowie auf dem North Wilkesboro Speedway (1996) hinzu, dann ist der Kentucky Speedway sogar die einzige Strecke unter 25, auf der Gordon in der NASCAR-Topliga am Start war, aber bis dato noch nicht gewonnen hat. Allerdings befindet sich der Kentucky Speedway erst seit der Saison 2011 im Kalender.
Im vergangenen Jahr durfte sich Gordon beim Quaker State 400 auf dem Kentucky Speedway in Sparta durchaus Siegchancen ausrechnen, doch das Timing der Gelbphasen machte ihm und Crewchief Alan Gustafson einen Strich durch die Rechnung. So gab es statt eines möglichen Konfettiregens in der Victory Lane am Ende nur die Punkte für Platz acht.
Rücktritt in Homestead?

© NASCAR
Homestead 2012: Gordon siegt und hakt einen Punkt ab - zwei offene bleiben Zoom
Das zweite große sportliche Ziel, mit dem Jeff Gordon in seine 22. Saison in der höchsten NASCAR-Liga geht: Der Gewinn eines fünften Titels - oder besser gesagt eines ersten Titels. Denn die vier bisherigen Titel des Hendrick-Piloten (1995, 1997, 1998 und 2001) kamen allesamt unter dem alten Titelsponsor Winston und somit unter dem alten Punktesystem ohne Chase-Format zustande.
Einem Titelgewinn unter dem Sprint-Cup-Banner, wie ihn Hendrick-Teamkollege und einstiger Zögling Jimmie Johnson bereits sechsmal an Land zog, fährt Gordon seit Jahren erfolglos hinterher. Gordons beste Jahresendplatzierung in einer Saison mit Chase ist der Vizetitel 2007 - hinter wem? Richtig: Jimmie Johnson.
Wie groß Jeff Gordons Motivation für den Gewinn eines "echten" Sprint-Cup-Titles ist, verdeutlichen die Aussagen des 42-Jährigen, die er jüngst im Rahmen der Media-Tour in Charlotte von sich gab und am Rande des Media-Days in Daytona in dieser Woche noch einmal untermauerte: Sollte Gordon im dank der neuen Chase-Regeln äußerst spektakulär zu erwartenden Titelshootout am 16. November in Homestead den ganz großen Pott an Land ziehen, dann könne er sich vorstellen, auf der Stelle seinen Rücktritt zu erklären.
"Ich würde Schluss machen. Auf der Stelle. Das wäre doch eine großartige Art und Weise, sich zu verabschieden. Wozu noch weitere Jahre dranhängen?", so Gordons mit einem Titelgewinn 2014 in Verbindung stehende Gedankenspiele auf der Media-Tour vor zwei Wochen in Charlotte. Auf die Nachfrage, ob er dies denn tatsächlich ernst meine, folgte prompt das Zurückrudern. "Wenn es geschafft ist, denke ich mir vielleicht 'Hey, vielleicht schaffen wir es im nächsten Jahr noch einmal'. Nagelt mich nicht auf diese Aussage fest", sagte Gordon und umschrieb seine Theorie mit den Worten "ich meine es scherzend ernst".
Hendrick-Vertrag auf Lebenszeit

© LAT
Seit über 21 Jahren Vertrag per Handschlag: Rick Hendrick und Jeff Gordon Zoom
Am Rande des Media-Days in Daytona legte Gordon am Donnerstag dieser Woche nach: "Man kann mich theoretisch als viermaligen Sprint-Cup-Champion bezeichnen, aber wenn ich mir meine Trophäensammlung zu Hause ansehe, dann sehe ich da vier Trophäen, auf den jeweils Winston-Cup zu lesen ist. In meinen Augen bin ich kein Sprint-Cup-Champion, aber genau das möchte ich erreichen, bevor meine Karriere vorüber ist."
Wann es soweit sein wird, lässt Gordon dann aber doch offen: "Ich habe inzwischen mehr als 20 großartige Jahre hinter mir. Ich übe diesen Sport aus, weil ich ihn liebe, weil ich den Wettbewerb mag und weil ich einen weiteren Titel gewinnen will. Ich will einen Sprint-Cup-Titel gewinnen."
Der aktuelle Vertrag von Gordons Hauptsponsor AARP (Drive to End Hunger) läuft Ende dieses Jahres aus. Der Vertrag des zweiten Hauptsponsors allerdings - Axalta Coating Systems (der neue Name von Gordons Langzeitsponsor DuPont) - läuft noch bis Ende der Saison 2016. Gordons eigener Vertrag mit Teambesitzer und Entdecker Rick Hendrick basiert ohnehin auf Handschlag und läuft offiziell "lebenslang". Sollte ein möglicher Gewinn einer fünften Meisterschaft tatsächlich das Ende der Zusammenarbeit bedeuten?

