• 07.01.2010 02:18

Biffle-Interview: Was Roush 2010 anders machen will

Eine durchwachsene Saison 2009 ist für Greg Biffle Vergangenheit: Was ändert sich 2010 bei Roush und den neu aufgestellten Ford-Teams?

(Motorsport-Total.com) - Langsam, aber sicher erwacht die NASCAR aus ihrem kurzen Winterschlaf. Greg Biffle blieben nur wenige wirklich freie Tage, um kurz vor Weihnachten seinen 40. Geburtstag zu feiern. Roush Fenway Racing hatte 2009 keine Chance gegen die Übermacht der Hendrick-Truppe, was auch der sieglos gebliebene Gesamtsiebte der Saison 2009 durch vermehrten Einsatz wettmachen will.

Titel-Bild zur News: Greg Biffle

Greg Biffle stellte sich 2010 als erster der NASCAR-Asse den Medienfragen

Im Rahmen einer Telekonferenz berichtete Biffle über die umfangreichen Veränderungen im Roush-Team, die zum Teil aus der Fusion zwischen Yates und Petty resultieren. Auch die Funktion und Wertigkeit der Goodyear-Reifentests kamen genauso zur Sprache, wie Biffles Standpunkt zum Thema Danica Patrick.#w1#

Frage: "Greg, Danica Patrick wird in diesem Jahr ein paar Nationwide-Rennen fahren. Welchen Einfluss hat das für den Sport und welchen Herausforderungen wird sie sich stellen müssen?"
Greg Biffle: "Wir alle wissen, dass dies für unseren Sport in Sachen Bekanntheitsgrad nur gut sein kann. Sie bringt eine große Popularität und viele Fans mit. Und sie ist seit langer Zeit einmal wieder eine weibliche Pilotin. Sie ist gut für uns. Ich freue mich darauf, welche Leistungen sie auf der Strecke bringen kann. Es ist eine Win-Win-Situation für alle und es ist schön, dass sie sich dazu entschlossen hat, es bei uns zu versuchen. Es wird nicht leicht für sie, aber ich freue mich schon darauf, mit ihr ein wenig Rennen zu fahren."

Vieles neu bei Roush

Greg Biffle

Jack Roush und seine Teams hatten über den Winter jede Menge Arbeit Zoom

"Sie wird die gleichen Probleme haben wie Sam Hornish Jr., Juan Pablo Montoya, Scott Speed oder auch Max Papis. Diese Autos sind sehr schwer zu fahren, vor allem in den Ovalen. Alle hatten ihre Erfolge auf den Rundstrecken, aber die Ovale sind eine andere Sache. Ich weiß auch nicht genau warum, aber es ist schwer. Wenn du nicht damit aufgewachsen bist, und deine Reflexe, Instinkte oder deine Car-Control, wenn also einfach nicht alles automatisch geht, dann ist es sehr schwer, sich daran zu gewöhnen."

Frage: "Wie viel Zeit hast du in der Winterpause damit verbracht, die Dinge für die nächste Saison zu verbessern?"
Biffle: "Bis kurz vor Weihnachten haben wir darüber gesprochen, was zu tun ist und haben auch bereits daran gearbeitet. Und wir fuhren in Phoenix einen Reifentest. Seit Neujahr bin ich jeden Tag zu einigen Meetings im Shop. Es ist auch schon eine ganze Menge passiert."

"Wir haben unsere Autos leichter gemacht, denn auf diese Weise können wir mehr Ballast unterbringen und die Gewichtsverteilung optimieren. Wir haben neue Achsgeometrien, neue Feder- und Dämpferpakete. Einiges kommt durch die Fusion (mit Richard Petty Motorsports; Anm. d. Red.), einiges haben wir selbst gelernt. Es ist harte Arbeit, aber die Jungs sind hoch motiviert. Wir wollen so schnell wie möglich auf die Strecke und der Reifentest in Texas nächste Woche gibt uns dazu die erste Gelegenheit."

Reifentests durchaus hilfreich

Greg Biffle

Chase ja, Sieg nein - Greg Biffle und die 16 wollen 2010 endlich wieder gewinnen Zoom

Frage: "Bei diesen Reifentests, was genau passiert da? Wie viel Input habt ihr da, welche Vorteile könnt ihr ziehen? Ist es ein echter Test oder eher weniger, weil ihr nicht genug Kontrolle habt?"
Biffle: "Es ist kein echter Test, denn viel Kontrolle haben wir nicht. Aber man bekommt Streckenzeit und muss sein Auto gut abstimmen. Goodyear will ein gutes und fahrbares Auto, damit sie zig verschiedene Reifensets testen. Du musst dann ein gutes und vergleichbares Feedback zu den Reifen und dem Handling deines Autos geben."

"Du hast also ein paar Stunden, um am Auto zu arbeiten, es fahrbar zu machen. Und du kannst schon ein paar Sachen ausprobieren, die du an einem normalen Rennwochenende nicht ausprobieren würdest. Aber damit hat es sich auch. Dann beginnt die Reifentesterei. Normalerweise hast du gegen Ende des zweiten Tages noch einmal ein paar Stunden, um eine andere Kombination auszuprobieren oder Setups zu checken."

"Du kannst also ein paar Daten sammeln und das ist schon wichtig. Denn wir bekommen Onboard-Daten, was uns an einem Rennwochenende nicht erlaubt ist. Das bringen wir nach Hause und können es ausführlich studieren, ob da etwas ist, wovon wir lernen können. Du bekommst also ein ausführlicheres Training als an einem Rennwochenende, aber es ist sicher kein Zweitagestest."

Ein großes Ford-Team gegen Hendrick

Greg Biffle, Carl Edwards

Geht es nach Greg Biffle, so würden seinem Team mehr Testfahrten helfen Zoom

Frage: "Nach der Fusion zwischen Petty und Yates gibt es jetzt mehr Ford-Teams. Hilft euch das? Wie viel Informationen teilt ihr? Ist das eine Sache von allen Ford-Teams oder nur von den acht Mannschaften, die Roush und Petty stellen? Oder ist es fast ein großes Team?"
Biffle: "Ja. Vergangenes Jahr teilten wir alle Informationen mit Yates. Wir haben oft darüber gesprochen, dass wir das in diesem Jahr genauso halten wollen. Ich denke, dass alle dafür sind. Auch sie haben gesagt, dass sie mit offenen Büchern arbeiten wollen. Das wird uns allen weiterhelfen."

Frage: "Was genau habt ihr über den Winter verändert? Ist es auch ohne Tests möglich, dass ihr ein Gespür dafür entwickelt, wo ihr steht? Oder müsst ihr bis Daytona oder Fontana warten, um mehr zu wissen?"
Biffle: "Wir müssen bis Fontana oder Atlanta warten. Daytona ist eine Sache für sich, denn auf einer Restrictor-Plate-Strecke ist es sehr schwer, ein Gefühl dafür zu bekommen, wo man genau steht. Wir haben Gewicht abgebaut, wir haben den Schwerpunkt abgesenkt und haben hart an unseren Daten, Modellen und der Aerodynamik gearbeitet."

"Auch die Technologiekombination mit Petty, oder Evernham, hat uns geholfen. Genauso umgekehrt. Wir haben zwei Technologien zusammengefügt. Wir haben in Phoenix getestet, Kasey Kahne war in Fontana, ich bin kommende Woche in Texas. Es kommen von diesen drei Strecken also schon vor dem Saisonstart viele unterschiedliche Daten zusammen. Hoffentlich bekommen auch Carl, David und Matt (Edwards, Ragan und Kenseth; Anm. d. Red.) eine Chance zum Reifentest."

"NASCAR sollte vielleicht ein paar Regelanpassungen vornehmen, damit alle Autos die Chance auf einen Streckentest haben. Zum Beispiel einen Massentest vor Indy. So etwas würde uns helfen, wir würden uns über so eine Gelegenheit freuen. Wenn es so etwas geben würde, dann stünden wir parat, um unseren Vorteil zu suchen. Aber ich glaube, dass wir wirklich alles dafür tun, um wieder besser zu werden."