Wie VR46 die Interessenskonflikte rund um Marco Bezzecchi managen will

Das VR46-Team und die VR46-Akademie versuchen getrennt voneinander zu handeln - Denn bei der Zukunft von Marco Bezzecchi gibt es unterschiedliche Interessen

(Motorsport-Total.com) - Vor seiner zweiten MotoGP-Saison hat sich Marco Bezzecchi seinen ersten Sieg als Ziel gesetzt. In Argentinien hat er dieses Ziel erreicht. Anschließend hat der Italiener auch noch in Frankreich gewonnen. Nach acht Rennen ist Bezzecchi im WM-Kampf dabei. Er ist als WM-Dritter mit 36 Punkten Rückstand in die Sommerpause gegangen.

Titel-Bild zur News: Marco Bezzecchi

Vier Podestplätze hat Marc Bezzecchi in den ersten acht Rennen erobert Zoom

Der 24-Jährige hat unter Beweis gestellt, dass er ein großes Talent der Zukunft ist. Deswegen ist Bezzecchi für 2024 auch eine heiß begehrte Aktie, denn sein Vertrag mit dem VR46-Team läuft mit Saisonende aus.

Allerdings ist die Konstellation im Hintergrund etwas kompliziert. In der Regel kümmern sich die Manager um die besten Interessen ihres Fahrers. Aber bei VR46 ist alles unter einem Dach. Um Konflikte zu vermeiden, wurde in diesem Jahr eine neue Struktur eingeführt.

Auf dem Papier gibt es zwei voneinander getrennte Operationen. Das ist einerseits das VR46-Team und andererseits die VR46-Akademie. Theoretisch macht das Sinn, aber im Falle der kurzfristigen Zukunft von Bezzecchi ist es nicht so einfach.

Normalerweise müsste sich sein Manager nach einem Platz im Pramac-Team umsehen. Denn der Rennstall von Paolo Campinoti ist praktisch das zweite Ducati-Werksteam, während VR46 und Gresini klassische Satellitenteams sind.

Aber VR46-Teamdirketor Alessio "Uccio" Salucci möchte natürlich Bezzecchi behalten, damit sein Team weiter um Siege kämpfen kann. Salucci kann außerdem bei Ducati versuchen, dem VR46-Satellitenteam mehr Gewicht zu verleihen.


Fotostrecke: MotoGP 2023: So würde es in der WM ohne Sprintrennen stehen

"Wir haben bei Gigi Dall'Igna nach einem Werksmotorrad für Marco 2024 angefragt", sagt Salucci gegenüber 'Motorsport.com Spanien'. "Genauso wie es im Vorjahr bei Marini war. Wir haben auch nach einem Werksvertrag gefragt."

Denn neben Francesco Bagnaia und Enea Bastianini stehen auch die Pramac-Fahrer Jorge Martin und Johann Zarco bei Ducati unter Vertrag. VR46 und Gresini bezahlen dagegen ihre Fahrer selbst. Im Idealfall erhält Bezzecchi also die gleichen Konditionen wie die Pramac-Fahrer.

"Ich hoffe, dass uns Ducati die Unterstützung gibt, die wir verdienen und mit der wir Bezzecchi behalten können. Bekommen wir das nicht, dann wäre es normal, dass er zu Pramac wechselt", sagt Salucci ganz offen.

VR46-Akademie managt die Fahrer

Und genau an diesem Punkt kommt die VR46-Akademie ins Spiel. Francesco Secchiaroli stieß in diesem Jahr hinzu und kümmert sich um das Management von Bezzecchi und Luca Marini. Secchiaroli arbeitet neben Gianluca Falcioni. Er managt Bagnaia und Franco Morbidelli.

"Wir gehen das sehr professionell an", sagt Secchiaroli. "Die Rolle von jedem ist sehr klar definiert. Wir als Akademie haben unsere Interessen. Das Team hat seine eigenen Interessen. Marco hat zwei Verträge. Einen mit uns und einen mit dem Team."

"Unsere Aufgabe als Agenten ist, dass wir für ihn den bestmöglichen Platz finden, damit er sein Talent zeigen kann." Deshalb betont Secchiaroli, dass er mit Salucci so verhandelt wie mit jedem anderen Teamdirektor auch.

Marco Bezzecchi

VR46 fährt derzeit mit den Ducati-Motorrädern von 2022 Zoom

"Ich bin nur in die Repräsentation [des Fahrers] involviert, aber nicht ins Team. Mit 'Uccio' zu verhandeln ist für mich so wie mit Lin Jarvis. Gut ist, dass wir Freunde sind. Deshalb können wir uns alles ins Gesicht sagen."

Und dann gibt es natürlich auch noch Ducati, die auch etwas zu sagen haben. Sportdirektor Paolo Ciabatti bestätigt nicht, dass Bezzecchi im nächsten Jahr bei VR46 mit einem aktuellen Motorrad rechnen kann.

"Bei Marcos Motorrad fehlt nichts, um nicht gewinnen zu können", sagt Ciabatti. "Der Unterschied beim Potenzial unserer Modelle ist minimal, aber die neue Version ist schwieriger zu handhaben." Dazu ist auch wichtig zu verstehen, dass bei Pramac viel Ducati-Personal arbeitet.

VR46 setzt auf eigene Ingenieure, wie zum Beispiel Matteo Flamigni und David Munoz. Für ein Satellitenteam ist die Arbeit mit dem ausgereiften Vorjahresmodell deutlich einfacher. Wie schwierig ein aktuelles Motorrad ist, erlebte VR46 im Vorjahr mit Marini.

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