Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Francesco Bagnaia

Francesco Bagnaia hat seine Fehlerquote zum Vorjahr nicht verringern können - Ohne Sprints würde er gar nicht mehr die WM-Wertung anführen

Liebe MotoGP-Fans,

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia

Zum fünften Mal sammelte Bagnaia am Rennsonntag keine WM-Punkte Zoom

trotz Skepsis im Vorfeld war die Premiere in Indien ein voller Erfolg. Nachdem am Freitag noch relativ wenige Zuschauer vor Ort gewesen sind, konnten sich knapp 60.000 Fans am Sonntag sehen lassen. Da gibt es in Zukunft bestimmt Potenzial für ein noch größeres Fest.

Die Fahrer waren vom Streckenlayout begeistert. Allerdings müssen einige Auslaufzonen für die Zukunft verbessert werden. Am Freitag hielten die MotoGP-Fahrer in der Sicherheitskommission fest, dass sie im Regen nicht fahren würden.

Deshalb gab es vor dem Sprint dieses kurze Besichtigungstraining. Zum Glück trocknete die Strecke und der Sprint konnte gefahren werden. Hätte es geregnet, dann wäre das Samstagsrennen wahrscheinlich buchstäblich ins Wasser gefallen.

Am Sonntag war es dann eine Hitzeschlacht. Die Renndistanz wurde vorsorglich um drei Runden verkürzt. Trotzdem hätte Jorge Martin mit einem Hitzekollaps fast aufgeben müssen. Für den Sprint-Dominator war es ein heroischer Kampf bis zum Schluss.

Wobei das Überholmanöver gegen Fabio Quartararo schon etwas grenzwertig war. Apropos Quartararo. Bei Martin hat sich so wie beim Franzosen in Barcelona 2021 der Reißverschluss der Lederkombi geöffnet. Er konnte ihn während der Fahrt wieder schließen.

Wir haben die Videos noch einmal gecheckt. Als Martin nach der Aufwärmrunde auf seinem Startplatz Aufstellung nahm, ist zu sehen, dass oben beim Hals der Klettverschluss herunterhängt. Er hat den Sicherheitsmechanismus nicht korrekt arretiert.

Die Vermutung, Martin könnte die Lederkombi selbst geöffnet haben, um sich etwas zu kühlen, ist somit falsch. Außerdem hätte das die Onboard-Kamera, die auf seine Brust gerichtet war, gezeigt. So eine Aktion könnte er nicht vertuschen.

Jorge Martin, Gino Borsoi

Jorge Martin war nach dem Grand Prix völlig fertig Zoom

Die Rennkommissare haben von einer Strafe abgesehen. Streng genommen hätte es Spielraum für eine Strafe geben können, denn laut Reglement muss die Ausrüstung immer korrekt angelegt sein. Quartararo wurde damals in Barcelona bestraft.

Im Gegensatz zu Martin konnte er damals den Reißverschluss während der Fahrt nicht wieder nach oben ziehen. Martin hat sich tapfer ins Ziel gekämpft. Aber ob er auch die ursprünglich um drei Runden längere Distanz körperlich geschafft hätte?

Bezzecchi und Martin setzen Bagnaia unter Druck

Aber kommen wir zum eigentlichen Thema unserer traditionellen Montagskolumne. Zum vierten Mal in dieser Saison hat Francesco Bagnaia am Sonntag nicht die Zielflagge gesehen. Dazu ist er im Regen Argentiniens nach einem Sturz außerhalb der WM-Punkteränge ins Ziel gekommen.

Damit ist seine Fehlerquote im Prinzip so hoch geblieben wie im Vorjahr, als er fünf Ausfälle hatte. Ja, Bagnaia präsentiert sich oft weltmeisterlich. Seine stoische Ruhe finde ich beeindruckend. Auch seine Herangehensweise an die Rennwochenenden.

Francesco Bagnaia

In Indien schmolz sein WM-Vorsprung auf nur noch 13 Punkte Zoom

Am Freitag arbeitet er immer in Ruhe an der Abstimmung und liefert dann ab, wenn eine schnelle Runde gefragt ist. In den Rennen versucht er sich aus verrückten Situationen herauszuhalten und sich gut zu positionieren.

Denn er weiß, dass er den Speed hat und er im Rennverlauf seine Karten ausspielen kann. In Indien wäre nach Platz zwei im Sprint auch Platz zwei im Grand Prix möglich gewesen. Er macht viel richtig, um die Punkte für die Titelverteidigung zu sammeln.

Wenn da nicht immer wieder diese unnötigen Fehler wären. Und natürlich kommt Bagnaia von Martin und Marco Bezzecchi unter Druck. Als Weltmeister im Ducati-Werksteam ist natürlich Bagnaia die Speerspitze, derjenige von dem der WM-Titel erwartet wird.

Sollte er am Ende des Jahres nicht die Titelverteidigung schaffen, dann wäre das für ihn persönlich ein gehöriger Tiefschlag. Noch hat er 13 WM-Punkte Vorsprung auf Martin. Aber wir wissen, dass bei den weiteren Überseerennen so viel passieren kann.


Fotostrecke: MotoGP 2023: So würde es in der WM ohne Sprintrennen stehen

Eine andere Statistik ist in diesem Zusammenhang auch interessant. Ohne Sprints würde Bezzecchi die WM-Wertung mit 182 Punkten anführen. Bagnaia hätte 181 Zähler auf dem Konto und Martin 180. Das zeigt auch, dass die "jungen Wilden" den Platzhirsch gehörig unter Druck setzen.

Aber das ist auch genau die Situation, die Ducati haben wollte. Mehrere junge, talentierte, erfolgshungrige Fahrer, die sich gegenseitig pushen und zu neuen Höchstleistungen anstacheln - und nicht nur eine Speerspitze, von der alles abhängt. Klar, dass da auch Fehler passieren können.

Ducati wird den Sturz von Bagnaia verschmerzen können, da man ohnehin dominiert und die WM-Titel in allen drei Wertungen praktisch sicher hat. Das Management kann sich so wie wir zurücklehnen und mit Spannung verfolgen, welcher der drei Fahrer am Ende Weltmeister ist.

Ihr,


Gerald Dirnbeck

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