Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Brad Binder

Die Explosivität von "Brad Attack" ist schon lange nicht mehr zu erkennen - Der KTM-Fahrer steckt schon länger in einer Krise - Warum findet das Team keinen Ausweg?

Liebe MotoGP-Fans,

Titel-Bild zur News: Brad Binder

Brad Binder kann sich in dieser Saison bisher nicht in Szene setzen Zoom

nicht nur Regen kann für abwechslungsreiche Rennen sorgen, sondern auch kühle Temperaturen und Wind. Natürlich hätte ich Fabio Quartararo den Sieg in Silverstone gegönnt, aber genauso freue ich mich über den Triumph von Marco Bezzecchi mit der Aprilia.

Was sich wohl Jorge Martin gedacht hat? Er hat auf Instagram angekündigt, dass er bald seine Sicht der Geschichte erzählen möchte. Ich bin gespannt! Zumindest hat er in seiner Instagram-Story die Siegesfeier des Teams geteilt - mehr aber nicht.

Johann Zarco hat mit der Honda erneut seine derzeitige Überform gezeigt. Die Marquez-Brüder sind wahre Glückskinder, denn eigentlich waren sie schon ausgeschieden. Aber das Reglement ist wie es ist und sie hatten wirklich Glück, dass sie beim Neustart dabei waren.

Im Gegensatz dazu funktioniert für Francesco Bagnaia nichts. Wenn man ihn mit den Marquez-Brüdern vergleicht, bleibt nur zu sagen: "Wenn es läuft, dann läuft es. Wenn es nicht läuft, dann geht wirklich alles schief."

Ich glaube, wir sollten vorerst nicht weiter auf Bagnaia herumhacken. Die WM scheint ohnehin für ihn gelaufen zu sein. Geben wir ihm einmal in Ruhe Zeit, um sich zu sammeln und aus diesem Loch wieder herauszukommen.

Schon vor zwei Wochen in Le Mans habe ich in unserer traditionellen Montagskolumne Brad Binder erwähnt. Stürze in beiden Frankreich-Rennen, ein Sturz im Silverstone-Sprint und letztendlich Platz 14 im Grand Prix verdeutlichen, dass es auch bei ihm ganz und gar nicht gut läuft.

Denn Binder steckt wahrlich in einer Krise, die schon ziemlich lange andauert. Der zweite Platz beim Saisonauftakt 2024 in Katar ist schon so lange her, dass man sich kaum noch daran erinnern kann. Wie viel haben wir seitdem von Binder gesehen?

Binder kann nicht mit seiner Aggressivität fahren

Wo ist "Brad Attack" geblieben? Ich glaube, genau darin liegt das Problem. Im Vorjahr hatte Binder im Frühling einige seltsame Stürze über das Vorderrad. Wenn er attackiert hat, konnte er nicht exakt spüren, wo ganz genau das Limit liegt.

Nach einigen Rennen konnte das mit Änderungen beim Set-up kompensiert werden. Aber gleichzeitig verlor Binder diese Explosivität, für die er bekannt ist. Ja, dank konstanter Ergebnisse wurde er im Vorjahr WM-Fünfter.

Aber weitere Podestplätze blieben aus. Und von der Performance her wurde Binder von Pedro Acosta überstrahlt. Hätte der Spanier als Rookie nicht einige Fehler gemacht, dann wäre er wohl in der WM vor Binder gelandet.

Brad Binder

Als Speerspitze hat sich Brad Binder bei KTM nicht etabliert Zoom

Und in dieser Saison steht Binder im Schatten von Maverick Vinales und von Acosta. Das Qualifying spielt dabei natürlich eine große Rolle. Startplatz elf in Argentinien war Binders bestes Ergebnis. Es war bisher sein einziges Mal in Q2.

Damit sind wir beim wohl entscheidenden Punkt. Wenn es im Qualifying-Versuch um das absolute Limit geht, kann Binder nicht seinen aggressiven Fahrstil umsetzen. Und das ist seit mehr als einem Jahr das große Problem.

"Ich bin kein seidenweicher Fahrer", sagt Binder selbst dazu. "Ich versuche, sanft zu fahren, aber das funktioniert bei mir nicht." Kann er die KTM überhaupt so fahren, wie er möchte? Nämlich mit einer gewissen Aggressivität?

"Bis zu einem gewissen Grad. Aber man muss sich selbst im Zaum halten, denn das Ganze bewegt sich schon ein Stück näher am Limit, als mir lieb ist. Ehrlich gesagt glaube ich, ich muss einfach versuchen, das Motorrad so zu fahren, wie ich es fahre, und es an das anpassen, was ich brauche."

Brad Binder

2025 ist schon Binders sechste MotoGP-Saison mit KTM Zoom

Nachsatz von Binder: "Ich bin sicher, wir kriegen das hin." Das sagt er nahezu an jedem Wochenende, doch die Ergebnisse bestätigen diese Hoffnung schon lange nicht mehr. Natürlich ist es von außen leicht, darüber zu urteilen, aber es ist für mich schwierig nachzuvollziehen.

Denn Binder fährt jetzt seine sechste Saison bei KTM. Das Team und die Ingenieure kennen ihn bestens. Warum findet man dann keine Lösungen? Oder anders gefragt: Warum konnte Binder die Entwicklungsrichtung über die Jahre nicht auf seine Seite ziehen?

Quartararo ist die klare Nummer 1 bei Yamaha. Marc Marquez erarbeitet sich diesen Status gerade bei Ducati. Aus solchem Holz sind Weltmeister geschnitzt. Und diesen wichtigen Aspekt erkenne ich bei Binder nicht, wenn ich an das große Ganze denke.

Euer


Gerald Dirnbeck

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