Trackhouse-Aprilia: Massimo Rivola hofft für 2025 auf Kontinuität, aber ...
Bleiben nach dem Abschied von Aleix Espargaro und Maverick Vinales zumindest Raul Fernandez und Miguel Oliveira dem MotoGP-Programm von Aprilia erhalten?
(Motorsport-Total.com) - Bei Aprilia hat man sich auf die beiden Werkspiloten für die MotoGP-Saison 2025 festgelegt. Jorge Martin und Marco Bezzecchi, der derzeit beide noch für Ducati-Teams fahren, haben den Zuschlag erhalten. Beide haben bei Aprilia mehrjährige Verträge unterzeichnet. Das heißt: Beide bleiben, Stand heute, bis mindestens Ende 2026.

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Aprilia-Rennleiter Massimo Rivola und Trackhouse-Teamchef Davide Brivio Zoom
Von den beiden aktuellen Werkspiloten Aleix Espargaro und Maverick Vinales wird sich Aprilia am Ende der aktuellen MotoGP-Saison 2024 trennen. Espargaro hat am Barcelona-Wochenende im Mai unter Tränen seinen Rücktritt zum Saisonende erklärt.
Mittlerweile steht fest (wenngleich es noch nicht offiziell bekanntgegeben wurde), dass Espargaro für 2025 einen Job als Testfahrer bei Honda annehmen wird. Im Gegensatz dazu setzt Vinales seine Karriere als MotoGP-Stammfahrer fort. Er hat für zwei Jahre bei Tech3-KTM unterschrieben.
Was bei Aprilia noch nicht feststeht, das ist die Besetzung des zweiten Teams, nämlich Trackhouse Racing. Aktuell fahren dort Miguel Oliveira und Raul Fernandez, wobei Oliveira schon seit Saisonbeginn auf einer aktuellen RS-GP24 sitzt und Fernandez diese Spezifikation beginnend mit dem Silverstone-Wochenende erhalten wird. Aktuell fährt der Spanier eine RS-GP mit der Aerodynamik von 2023, aber schon mit dem 2024er-Motor.

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Aktuell fahren Raul Fernandez und Miguel Oliveira für das Trackhouse-Team von Justin Marks Zoom
Ob Oliveira und Fernandez, die beide bis Ende 2024 einen Vertrag mit Aprilia direkt haben, auch 2025 für das Trackhouse-Team fahren werden, das ist offen. Aprilia-Rennleiter Massimo Rivola wünscht sich, dass es so kommt. Er sagt aber auch, dass die endgültige Entscheidung nicht bei ihm liegt.
"Ich kann dazu nicht viel mehr sagen als dass die Vereinbarung mit Trackhouse so ist, dass sie entscheiden. Natürlich reden wir da mit, aber die finale Entscheidung werden Davide Brivio und Justin Marks treffen", sagt Rivola mit Verweis auf den Teamchef und den Teambesitzer bei Trackhouse Racing.
"Ich persönlich", setzt Rivola fort, "würde natürlich gerne mit Oliveira und Raul Fernandez weitermachen. Schließlich waren beide meine erste Wahl und ich glaube nach wie vor an sie. Wir werden versuchen, die Entscheidung in diese Richtung zu pushen, nicht zuletzt deshalb, weil jetzt, da wir beide Fahrer im Werksteam austauschen, Kontinuität auf der anderen Seite ganz wichtig wäre."
Warum sich Rivola für Raul Fernandez ausspricht
Vor allem was Raul Fernandez betrifft, spricht sich Rivola für einen Verbleib im Trackhouse-Team aus: "Ich bin ein riesiger Fan von Raul. Den [Aprilia-]Vertrag habe ich ihm direkt nach seinem ersten Moto2-Rennen angeboten. Sicher, seine MotoGP-Karriere war bisher ein bisschen ein Auf und Ab, vor allem sein erstes Jahr bei KTM und auch sein erstes Jahr bei uns." Damit spricht Rivola einerseits auf Fernandez' Rookie-Saison 2022 bei Tech3 an, andererseits auf die Saison 2023 im damaligen RNF-Aprilia-Team.
Sein großes Vertrauen in Fernandez begründet der Aprilia-Rennleiter mit den Daten: "Ich finde, er hat gezeigt, dass er schnell ist. Ich kann sagen, dass wir Daten vorliegen haben, die Rauls Tempo besser aufzeigen als man es anhand von Rennzeiten und Rundenzeiten normalerweise von außen betrachtet sehen kann."

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In Barcelona zeigte Raul Fernandez sein bisher stärkstes MotoGP-Wochenende Zoom
"Aus den Daten", so Rivola weiter, "können wir herauslesen, dass er das Potenzial hat, schon bald auf das Podium zu fahren. Dazu müssen natürlich viele Faktoren zusammenkommen, wie etwa gute Startplätze und gute Starts. Sein Speed jedenfalls ist vorhanden. Ich bin wirklich ein großer Fan von Raul und ich hoffe, dass er weiterhin für uns fahren wird."
Sein bisher bestes MotoGP-Wochenende zeigte Raul Fernandez im Mai in Barcelona. Im Qualifying fuhr er erstmals in die erste Startreihe. Den Sprint führte er lange an und fuhr die schnellste Runde, bevor er in Führung liegend gestürzt ist. Im Grand Prix kam er als Sechster ins Ziel. In der aktuellen MotoGP-Gesamtwertung 2024 liegen Fernandez und sein deutlich erfahrenerer Teamkollege Miguel Oliveira nahezu gleichauf.
Woran ein Verblieb von Miguel Oliveira noch hakt
Was Miguel Oliveira betrifft, so erscheint ein Verbleib im Trackhouse-Team derzeit unsicherer als für Fernandez. Zwar spricht sich Massimo Rivola auch für den Portugiesen aus, weiß aber auch, dass der mit der Aprilia RS-GP24 nicht besonders glücklich ist.
"Ob er im Team bleiben wird oder nicht, dass liegt in den Händen von Trackhouse", sagt Rivola in Bezug auf Oliveira. Während er in diesem Zusammenhang abermals auf Davide Brivio und Justin Marks verweist, sagt er noch: "Ich persönlich will Miguel auf einer Aprilia sehen, denn ich glaube noch immer, dass Miguel auf einer Aprilia eine sehr gute Leistung zeigen kann."

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Miguel Oliveira kam in Trackhouse-Diensten noch nicht über P9 hinaus Zoom
"Im vergangenen Jahr war er der größte Pechvogel im Feld. Es war eine schwierige Saison für ihn", denkt Rivola an Oliveiras Saison 2023 im RNF-Team zurück. Damals musste der Portugiese gleich drei Rennwochenenden komplett auslassen, was auf drei unterschiedliche Verletzungen zurückzuführen war.
Direkt beim Saisonauftakt in Portimao wurde Oliveira von Marc Marquez zu Fall gebracht, woraufhin er Termas de Rio Hondo verletzt auslassen musste. Nur wenige Wochen später wurde er in Jerez von Fabio Quartararo in einen Startunfall verwickelt, woraufhin er Le Mans verletzt auslassen musste. Und im November in Lusail verletzte sich Oliveira bei einem von ihm selber ausgelösten Sturz mit Aleix Espargaro, woraufhin er das Saisonfinale in Valencia verletzt auslassen musste.
"In diesem Jahr", setzt Rivola seine Ausführungen über Oliveira fort, "waren die Erwartungen natürlich höher, weil wir gesehen haben, wie das Motorrad in Händen von Maverick und Aleix funktioniert. Es stimmt auch, dass das [Trackhouse-]Team zu Beginn im Grunde das [RNF-]Team aus dem vergangenen Jahr war. Seit Davide an Bord ist, hat er neue Ideen auf den Weg gebracht, hat um neue Ingenieure angefragt. Das ist ein laufender Prozess. Es ist nichts, was sich von heute auf morgen umstellen lässt, sondern etwas, was Zeit braucht."
"Daher hoffe ich, dass wie wirklich einen Weg finden können, um gemeinsam weiterzumachen. Denn wie schon gesagt: Da wir im Werksteam beide Fahrer austauschen, wäre es gut, im Satellitenteam die gleichen Fahrer wie bisher zu haben. Ich bin mir sicher, dass Davide mit seiner immensen Erfahrung die bestmögliche Lösung für das Team finden wird", so Rivola.
Wer entwickelt jetzt die Aprilia für 2025?
Die Frage, die man sich im Aprilia-Lager derzeit vor allem stellen muss, ist die: Wer treibt die technische Entwicklung der RS-GP voran? Sowohl Aleix Espargaro als auch Maverick Vinales wechseln für 2025 zur Konkurrenz und derzeit sind weder Raul Fernandez noch Miguel Oliveira für 2025 bestätigt. Auch darauf hat Rivola eine Antwort.
"Um ehrlich zu sein muss ich hier wirklich eine Lanze für Lorenzo Savadori brechen, der seit vielen Jahren unser Testfahrer ist", sagt der Aprilia-Rennleiter. Abgesehen von Testfahrten ist Savadori seit Jahren regelmäßig bei ausgewählten Rennen als Wildcard-Pilot am Start. In der laufenden Saison 2024 war es das in Jerez und in Mugello. Und auch am kommenden Wochenende in Assen wird er auf einer zusätzlichen Werks-Aprilia sitzen. Allerdings ist Savadori bei seinen zahlreichen Einsätzen noch nie in die Top 10 gefahren.
"Wenn er mit einer Wildcard antritt, dann sieht das Motorrad nicht wirklich konkurrenzfähig aus", räumt Rivola ein und erklärt: "Er ist da ein bisschen ein Opfer von uns. Du brauchst die Einstellung und die Liebe für das Team, für die Fabrik, für den Hersteller, um das zu tun, was du tun musst. Ich kann nur sagen, bislang hat er immer die richtige Richtung eingeschlagen."

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Lorenzo Savadori ist seit Jahren Test- und Wildcard-Fahrer bei Aprilia Zoom
Soll heißen, Savadori wird derjenige sein, der die Aprilia RS-GP für 2025 entwickeln soll? In diesem Zusammenhang verweist Rivola auf das gesamte Programm: "Natürlich hat uns der Fahrstil von Maverick bei der Entwicklung geholfen, Aleix war ja schon viele Jahre bei uns. Und natürlich hat uns auch das Satellitenteam einen Schritt nach vorne gebracht. Bald werden es vier RS-GP24 im Feld sein, was nochmals einen Schritt bedeuten sollte."
"Ich finde, im Konstruktionsbüro und auch im Testteam in Noale wird richtig gute Arbeit geleistet. Offensichtlich ist diese Arbeit noch nicht abgeschlossen und ich weiß auch, dass diese Arbeit niemals abgeschlossen sein wird. Aber wir vertrauen ganz fest auf ihre Arbeit, schließlich sind wir davon abhängig", so der Aprilia-Rennleiter.


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