Sorgt das aktuelle MotoGP-Wochenendformat für kürzere Karrieren?
Aleix Espargaro, der seine Karriere als MotoGP-Stammpilot nach der Saison 2024 beendet, spricht über die zusätzlichen Belastungen seit einigen Jahren
(Motorsport-Total.com) - Wenn MotoGP-Piloten heutzutage entweder aus eigener Entscheidung heraus zurücktreten oder aber sie sich verabschieden müssen, weil sie im Starterfeld kein Motorrad mehr für die nächste Saison bekommen, dann passiert das in der Regel vor dem 40. Lebensjahr. Valentino Rossi, dessen Rücktritt im November 2021 in Valencia im Alter von 42 Jahren erfolgte, war die Ausnahme.

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Aleix Espargaro wird Ende 2024 im Alter von 35 Jahren als Stammfahrer abtreten Zoom
Aleix Espargaro, der seinen Helm als MotoGP-Vollzeitfahrer am Ende der laufenden Saison 2024 an den Nagel hängt, wird in wenigen Wochen gerade mal 35 Jahre alt. Und selbst bei Piloten, die noch keine 30 sind, ist es fraglich, ob sie im MotoGP-Feld verbleiben werden. Als Beispiele hierfür seinen Jack Miller und Franco Morbidelli genannt - beide 29 Jahre alt, beide derzeit ohne Vertrag für 2025.
Der sechsmalige MotoGP-Weltmeister Marc Marquez (31 Jahre) sagte dieser Tage, dass es heutzutage schwieriger ist, eine lange Karriere in der Königsklasse zu haben. Er begründete das mit den Worten: "Es ist nicht schwierig, anzukommen. Es ist schwierig, das Niveau zu halten." Der zweimalige und amtierende MotoGP-Weltmeister Francesco Bagnaia verwies in diesem Zusammenhang kürzlich auf das aktuelle Wochenendformat.
Seit der MotoGP-Saison 2023 gibt es zusätzlich zu den Grands Prix (die ohnehin schon deutlich mehr geworden sind als noch vor einigen Jahren) auch die Sprints, und zwar an jedem Rennwochenende. Die damit einhergehenden Zusatzbelastungen für die Fahrer sind auch in den Augen von Aleix Espargaro ein Grund, dass Rücktritte heutzutage in jüngerem Alter passieren als es früher der Fall war.
"Ja, das gilt vor allem für diejenigen, die unter dem alten System angefangen haben", sagt Espargaro und führt an: "Für die über 30-Jährigen wie Johann [Zarco], Marc [Marquez] oder eben auch mich selber ist das nicht einfach."

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In Barcelona verkündete Espargaro unter Tränen seinen Rücktritt zum Saisonende Zoom
Mit der Schwierigkeit, sich umzustellen, meint Espargaro aber nicht nur den deutlich aufgestockten Rennkalender: "Heutzutage musst du so viel mehr machen für die Presse, für das Marketing. Das hat sich deutlich geändert im Vergleich zu vor zehn Jahren. Damals genügte es, wenn du Rennen gewonnen hast. Heute aber reicht das nicht mehr. Wenn du nicht den direkten Bezug zu den Fans hast, dann ist das schlecht für das Marketing."
Ist die Belastung abseits der Strecken in Espargaros Augen einfach zu groß geworden? "Ich denke nicht, dass es zu viel geworden ist. Das ist einfach das Leben. Wichtig ist, die richtige Balance zu finden. Wenn die Dorna neue Sachen ausprobiert, dann ist natürlich nicht alles von Beginn an perfekt. Es braucht dann eben Anpassungen."
Geringfügige Anpassungen hat es bereits gegeben, seitdem das Wochenendformat um die Sprints ergänzt wurde. So hat man im September 2023 kurzerhand durchgedrückt, die Pressekonferenz an den Samstagen zu streichen. Die Top 3 des Sprints stehen seither genau wie die anderen Piloten im Rahmen ihrer Medienrunden zur Verfügung. Diese Medienrunden freilich gibt es immer noch an jedem Tag eines Rennwochenendes, also Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag ...

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Jack Miller und Franco Morbidelli sind noch keine 30, aber ihre Zukunft ist offen Zoom
Als ein Gegenbeispiel zu Routiniers wie Zarco, Marquez oder sich selber nennt Espargaro den aktuellen Moto2-Piloten Fermin Aldeguer, der für 2025 einen MotoGP-Vertrag mit Ducati in der Tasche hat. "Für Fermin wird es nächstes Jahr als 19-Jähriger ein bisschen einfacher. Er wird sich von Beginn an darauf einstellen", sagt Espargaro und bezieht sich damit sowohl auf den umfangreichen Kalender auf der Strecke als auch neben der Strecke.
Was Aldeguer betrifft, so ist derzeit noch offen, in welchem Ducati-Team er für seine Rookie-Saison in der Königsklasse platziert wird. Sowohl bei Gresini als auch bei VR46 ist noch kein Fahrer für 2025 bestätigt. Das gilt auch für das Pramac-Team, aber dieser Rennstall denkt ernsthaft über einen Wechsel zu Yamaha nach. Damit wäre Pramac für Aldeguer keine Option mehr.


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