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Thailand-Sprint: Dank Fahrt am Limit reicht Martin ab jetzt immer P2, aber ...
Warum Francesco Bagnaia am Samstag in Buriram keine Chance gegen Jorge Martin hatte, und was WM-Leader Martin zu seinen Flirts mit den Tracklimits sagt
(Motorsport-Total.com) - Ist am Samstag bereits eine Vorentscheidung im Kampf um den MotoGP-Titel 2024 gefallen? Fakt ist: Nach dem Ergebnis des Sprints am Thailand-Wochenende in Buriram, dem drittletzten Rennwochenende der Saison, hat Jorge Martin (Pramac-Ducati) als WM-Spitzenreiter nun 22 Punkte Vorsprung auf Titelverteidiger Francesco Bagnaia (Ducati).

© Motorsport Images
Im Duell mit "Pecco" Bagnaia hat sich Jorge Martin am Samstag durchgesetzt Zoom
Das bedeutet, dass Martin bei den fünf verbleibenden Rennen (drei Grands Prix und zwei Sprints) jeweils der zweite Platz bei einem Sieg von Bagnaia genügen würde, um seinen eigenen Namen auf dem diesjährigen WM-Pokal zu lesen. Das freilich ist zum jetzigen Zeitpunkt nur Theorie, denn der bisherige Saisonverlauf hat gezeigt, dass weder Martin noch Bagnaia vor Fehlern gefeit sind.
Ende September in Indonesien, zu Beginn der Übersee-Tournee, sprachen die beiden Protagonisten im Titelkampf beide in eigenen Worten von einer "Saison der Fehler". Und: Was man mit Blick auf die verbleibenden Saisonrennen auch nicht vergessen darf, ist die Rolle von Marc Marquez, wenngleich er selber keine realistische Chance mehr auf den WM-Titel 2024 hat.
Ins Ziel gekommen ist Jorge Martin im Thailand-Sprint am Samstag zwar nicht als Sieger, aber eben vor "Pecco" Bagnaia. Während Enea Bastianini einen souveränen Start/Ziel-Sieg eingefahren hat, wurde Martin nach einer Aufholjagd mitsamt Überholmanöver an Bagnaia noch Zweiter. Indes wurde der zweimalige Weltmeister selber von der Pole gestartet nur Dritter. Das ergibt Martins 22-Punkte-Polster in der aktuellen MotoGP-Gesamtwertung 2024.
Bagnaia klagt über Schwierigkeiten beim Bremsen
Nach der ersten Kurve war es am Samstag nicht Polesetter Francesco Bagnaia, sondern direkt dessen Ducati-Teamkollege Enea Bastianini, der in Führung lag. Dabei kam "Bestia" entgegen, dass Jorge Martin nach einem Spätbremsmanöver im Kampf um die Spitzenposition nicht optimal aus der Kurve 1 herauskam und zunächst auf die fünfte Position zurückfiel. Es war eine Entscheidung, um eine Kollision mit Bagnaia zu vermeiden.

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In "seinen" Sektoren 1 und 3 tat sich "Pecco" Bagnaia im Sprint plötzlich schwer Zoom
Bagnaia war in Kurve 1 - wenn auch nicht als Führender - noch Profiteur. Auf die Frage, wo er das Rennen letztlich gegen Martin verloren hat, antwortet "Pecco" mit den Worten: "Nach zwei, drei Runden wusste ich, dass mein Gefühl nicht so ideal ist wie am Vormittag. Vor allem beim Bremsen hatte ich große Mühe. Normalerweise waren der erste und der dritte Sektor an diesem Wochenende meine besten, aber diesmal habe ich genau dort, beim Anbremsen von Kurve 1, Kurve 3 und Kurve 8, Zeit verloren."
Martins Flirt mit den Tracklimits: Einen Verstoß bewusst genutzt
Die Position verloren im Duell mit Jorge Martin hat Bagnaia in der siebten von 13 Runden in Kurve 7. Es war ein entschlossenes Manöver des Pramac-Piloten, der dabei am Ausgang der Kurve die Tracklimits überschritt. Der Sensor löste aus und es gab eine Verwarnung für Martin. Es war aber das einzige Mal, dass bei ihm der Sensor auslöste.
Zwar kam Martin kurze Zeit später in Kurve 7 noch einmal bedenklich nah an den grün lackierten Teil der asphaltierten Auslaufzone. In diesem Fall aber löste der Sensor nicht aus. Deshalb blieb es für den WM-Spitzenreiter am Samstag bei einer Verwarnung. Eine Strafe (Long-Lap-Penalty) gab es nicht.
Dass Martin im Verlauf des 13-Runden-Sprints auch in Kurve 1 die Strecke verließ, noch dazu gleich zweimal, das spielte in diesem Zusammenhang keine Rolle. Warum? In Kurve 1 ist der asphaltierte Bereich hinter dem äußeren Randstein nicht grün, sondern blau lackiert. Die Tracklimits-Regeln gelten aber nur für die grünen Flächen.

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In Kurve 1 ging Martin erst volles Risiko und nahm dann die sicherere Variante Zoom
So oder so war es für Martin ein nervenaufreibendes Rennen. Schon im TV-Interview unmittelbar nach der Zieldurchfahrt sprach der WM-Spitzenreiter vom "wohl schwierigsten Rennen der Saison". In seiner Medienrunde berichtet er: "Die erste Kurve war kompliziert. Ich hatte in diesem Moment zwei Möglichkeiten: Entweder die Bremse lösen und einen weiten Bogen fahren, oder aber 'Pecco' berühren." Martin entschied sich für erstgenannte Variante und kam als Fünfter aus der Kurve heraus.
An Pedro Acosta (Tech3-GasGas) kam Martin in der zweiten Runde in Kurve 5 vorbei, an Marc Marquez (Gresini-Ducati) in der vierten Runde in Kurve 12. Drei Runden nach dem Manöver an Marquez ist dem Pramac-Piloten dann in Kurve 7 das Überholmanöver an "Pecco" Bagnaia gelungen. Fürchtete er auf Weg bis ins Ziel eine Strafe für Überschreitung der Tracklimits?
"Sicher, denn in Kurve 7 war ich ziemlich am Limit", gibt Martin zu. "Denn immer dann, wenn ich dort früh das Gas aufgedreht habe, kam ich am Ausgang der Kurve ganz dicht an das Limit [der Strecke] heran. Einmal bin ich auf das Grün gekommen. Das ist erlaubt. Also habe ich das genutzt und von da an versucht, etwas mehr, aber nicht viel, Spielraum zu lassen."
Angesprochen auf die WM-Situation, in der ihm ab jetzt immer P2 hinter Bagnaia genügt, sagt Martin: "Wenn es so kommen sollte, würde ich das natürlich unterschreiben, denn ich will Weltmeister werden. Aber wir müssen abwarten. Vielleicht ist schon morgen der zweite Platz nicht möglich für mich. Ich kann nicht mehr tun als meine 100 Prozent zu geben. Und ich werde natürlich versuchen intelligent zu sein und mein Rennen an ihm auszurichten."
Bagnaia sicher: Martin wird ab jetzt nicht immer Zweiter
Das Fazit von Bagnaia, der sich im WM-Kampf noch lange nicht geschlagen gibt, lautet: "Zum Glück habe ich nur zwei Punkte verloren. Morgen wird es für mich darauf ankommen, den Rückstand zu verkürzen. Denn so wie es jetzt steht, kann sich Jorge ja in allen verbleibenden Rennen einen zweiten Platz leisten und er ist trotzdem Weltmeister."

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Im WM-Kampf gegen Bagnaia (re.) reicht Martin (li.) ab jetzt immer P2 Zoom
"Ich bin mir aber sicher", so Bagnaia weiter, "dass er nicht in jedem Rennen Zweiter wird. Er wird vielleicht auch mal gewinnen, mal Fünfter werden, mal stürzen. Es kann viel passieren. Ich weiß nur, dass ich mich auf meine eigenen Ergebnisse konzentrieren muss. Heute hatte ich mich selber konkurrenzfähiger erwartet, hatte aber Schwierigkeiten. Für morgen muss ich mich verbessern."
Auf Nachfrage, ob der WM-Kampf einfacher für ihn wäre, wenn sein Rivale nicht einer seiner Ducati-Markenkollegen wäre, antwortet Bagnaia: "Das mag sich jetzt vielleicht unglaublich anhören, aber ich habe bei Ducati noch nie Hilfe von jemandem bekommen. Ich habe nie darum gebeten und werde das auch nicht tun. Ich mag es einfach, wenn die Rennen und die Kämpfe sauber ablaufen. Ich versuche jedes Mal, so sauber wie möglich zu fahren. Aggressiv ja, aber nicht so, dass es Berührungen gibt."
Und WM-Spitzenreiter Martin merkt abschließend noch an: "Wenn man mir irgendwann sagen würde, es reicht wenn du Fünfter wirst, wenn du Zehnter wirst, dann wüsste ich gar nicht wie das geht. Ich weiß nur wie es geht, mein Bestes zu geben. Ich konzentriere mich darauf, meine 100 Prozent zu geben, also mein Bestes. Klar will ich das Risiko in Grenzen halten, ich bin ja nicht blöd. Heute war ich vielleicht hin und wieder ein bisschen über dem Limit. Morgen will ich versuchen, es etwas besser zu kontrollieren."


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