Technikanalyse: Worauf es in Austin ankommt
Die Crewchiefs der Hersteller analysieren die Herausforderungen der Strecke in Austin und erklären, warum es so schwierig ist, den richtigen Kompromiss zu finden
(Motorsport-Total.com) - Am Wochenende gastiert die MotoGP in Austin/Texas, um das dritte Rennen der Saison 2017 auszutragen. Seit 2013 ist Austin ein Teil des MotoGP-Kalenders. Weltmeister Marc Marquez ist auf dem 5,5 Kilometer langen Kurs ungeschlagen. Der Spanier ist auch für die bisher schnellste Runde und den Streckenrekord verantwortlich. Zudem gelang es bisher keinen anderem Fahrer, in Austin die Pole-Position einzufahren.

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Beim Anbremsen der ersten Kurve wird die Gabel komplett durchgefedert Zoom
Crewchief Santi Hernandez weiß genau, worauf es in Austin ankommt: "Es ist sehr schwierig, das Motorrad abzustimmen, denn es gibt drei Teile. In einem wird sehr hart gebremst. Man muss das Motorrad so abstimmen, dass es sich beim Bremsen stabil verhält und man in den Bremszonen nicht viel Zeit verliert", erklärt er gegenüber 'MotoGP.com'. "Doch wenn man sich zu sehr auf das Bremsverhalten konzentriert, ruiniert man das Handling und das Kurvenverhalten der Maschine. Es ist sehr schwierig, den richtigen Kompromiss zu finden."
Rivale Valentino Rossi reist als WM-Zweiter nach Austin, stand in Texas aber erst ein Mal auf dem Podium. Vor einem Jahr stürzte Rossi zeitig und verspielte damit die Chance auf ein Top-3-Ergebnis. Kann der Vizeweltmeister die Enttäuschung vom Vorjahr mit einem guten Ergebnis vergessen machen?

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Mister Austin: Marc Marquez gewann alle Rennen von der Pole-Position Zoom
"Die Abstimmung der Elektronik ist das große Problem, denn man muss die Leistung im ersten Gang richtig dosieren", betont Crewchief Silvano Galbusera. "Jeder weiß, dass ein MotoGP-Motorrad sehr viel Leistung hat. Wir müssen soviel Leistung wie möglich auf die Strecke bringen, ohne dass das Motorrad zu stark zu Wheelies neigt oder zu sehr durchdreht und den Hinterreifen zu stark beansprucht."
Für den bisher höchsten gemessenen Topspeed in Austin ist Ducati verantwortlich. Werkspilot Andrea Dovizioso kam im vergangenen Jahr auf 345,2 km/h, wurde im Rennen aber von HRC-Pilot Dani Pedrosa zu Sturz gebracht. "In Austin schieben wir mehr Gewicht in Richtung Vorderrad. Die langgezogenen Rechtskurven sind ein Problem, denn die Vorderreifen werden an diesen Stellen sehr stark belastet", weiß Ducati-Crewchief Alberto Giribuola, der Doviziosos Seite der Box koordiniert.
Und auch bei KTM fürchtet man hohen Reifenverschleiß. Crewchief Paul Trevathan stellt fest: "Man bremst sehr lange und hat sehr viel Gewicht auf dem Vorderrad. In Kurve 1 stößt man immer ans Limit. Man sah in der Vergangenheit oft, dass die Fahrer Probleme haben mit dem Reifenverschleiß."
Charakteristisch für Austin sind zudem die Wechselkurven im ersten Sektor. "Der erste Sektor ist sehr anspruchsvoll. Das gilt auch hinsichtlich der körperlichen Anstrengungen. Es gibt sehr viele Richtungswechsel", erklärt Suzuki-Crewchief Marco Rigamonti und wird von Aprilia-Crewchief Giulio Nava bestätigt: "Von Kurve 4 bis zu Kurve 6 kann der Fahrer den Unterschied ausmachen. Es ist körperlich sehr anspruchsvoll, weil bei hohen Geschwindigkeiten ständig die Richtung gewechselt wird."

