Reaktion auf Aero-Belastung: Michelin entwickelt neuen Vorderreifen für 2025

Die gestiegenen Belastungen auf den Vorderreifen erfordern eine neue Entwicklung - Michelin testet bereits neue Karkasse und tendenziell härtere Mischungen für 2025

(Motorsport-Total.com) - Michelin reagiert auf die Entwicklung der MotoGP-Motorräder und entwickelt einen neuen Vorderreifen, der für die Saison 2025 geplant ist. Die Konstruktion des aktuellen Vorderreifens wird seit 2018 verwendet. Die Mischungen wurden seither aber schon verändert und wurden tendenziell härter.

Titel-Bild zur News: Michelin

Michelin arbeitet bereits an einem neuen Vorderreifen für die Saison 2025 Zoom

Auch durch die Aerodynamik-Entwicklung steigt die Belastung auf den Vorderreifen immer mehr. "Das neue Design soll den Fahrern in der Bremsphase mehr Feedback geben. Die Auflagefläche soll auch größer sein, wenn man in die Kurve einbiegt", erläutert Piero Taramasso von Michelin.

Die Dimension des neuen Vorderreifens ist prinzipiell gleich (120/70 17 Zoll). Der Durchmesser ist maximal um einen Millimeter größer. Derzeit hat sich Michelin entschieden, neue Mischungen und die neue Karkasse getrennt voneinander zu testen.

So konnten die MotoGP-Stammfahrer beim Montagstest nach dem Misano-Rennen eine neue Medium-Mischung mit Blick auf 2025 testen, aber noch nicht die neue Karkasse. Beim Wintertest in Sepang wird es eine neue harte Mischung für 2025 zu testen geben.

"Außerdem müssen wir die Bandbreite der Mischungen in Richtung härter verschieben, weil die Motorräder den Vorderreifen so stark belasten", hält Taramasso fest. "Die bisherige weiche Mischung wird komplett gestrichen werden."

Mit härteren Mischungen ist es allerdings schwieriger, das Gefühl beim Vorderreifen beizubehalten. "Genau, deswegen müssen wir auch die Karkasse adaptieren", so der Michelin-Manager. Bei der Entwicklung der Reifen spielt auch Sylvain Guintoli eine wichtige Rolle.

Piero Taramasso

Piero Taramasso leitet die Abteilung Motorradrennsport bei Michelin Zoom

Der ehemalige Superbike-Weltmeister ist Testfahrer von Michelin und nutzt als Motorrad eine modifizierte Honda, die mit vielen Sensoren ausgerüstet ist. Verbaut ist auch eine MotoGP-Gabel von Öhlins sowie Carbon-Bremsen von Brembo.

Warum hat Michelin nicht ein MotoGP-Bike für diese Reifentests zur Verfügung? "Das wäre nicht einfach", meint Taramasso. "Man würde die ganzen Ingenieure und Mechaniker benötigen. Sylvain fährt pro Tag zwischen 100 und 120 Runden."

"Man braucht ein zuverlässiges Motorrad, das einfach in der Handhabung ist. Beim Hinterreifen gab es nie ein Problem mit der Korrelation. Beim Vorderreifen kommen wir mit den Dämpfern und den Carbon-Bremsen nahe an die MotoGP heran."

"Sein Feedback ist für uns sehr wichtig. Wir geben ihm drei oder vier Mischungen. Er wählt dann zwei aus, die wir dann an die MotoGP-Testfahrer geben." Die Testfahrer der Werksteams haben bei privaten Tests auch schon die neue Karkasse ausprobiert.

"Pirro, Bradl, Dani Pedrosa", zählt Taramasso auf. "Sie haben schon drei Prototypen getestet. Die letzte Version ist eine gute Basis. Sie müssen noch mehr Runden drehen, weil sich das Gefühl etwas verändert. Beim Vorderreifen geht es mehr um das Gefühl."

"Deswegen brauchen wir viele Kilometer und geben den Testfahrern mehr Zeit, um mehr Feedback zu erhalten. Außerdem widmen wir uns dem Problem der Temperatur und des Drucks, wenn ein Fahrer im Windschatten ist."