Pramac-Teamchef Campinoti erinnert: "Niemand wollte damals" Ducati fahren

Bei Pramac sieht man sich als Teil des Ducati-Aufschwungs, der Mitte des vergangenen Jahrzehnts eingeleitet wurde und der ungeahnte Folgen hatte

(Motorsport-Total.com) - In der modernen MotoGP-Ära schwimmt Ducati auf einer Welle des Erfolgs. Das war nicht immer so. Als der italienische Hersteller zur Saison 2003 in die Königsklasse der Motorrad-WM einstieg, gelang der erste Grand-Prix-Sieg zwar flott. Loris Capirossi triumphierte direkt in Ducatis Debütsaison beim Grand Prix von Katalonien in Barcelona. Das war damals das sechste Rennen.

Titel-Bild zur News: Paolo Campinoti, Gigi Dall'Igna

Paolo Campinoti und Gigi Dall'Igna 2016: Ducati seit sechs Jahren ohne Sieg Zoom

Vier Jahre später, in der Saison 2007, gelang Ducati mit Neuzugang Casey Stoner der erste WM-Titel in der MotoGP-Fahrerwertung. Auch die Herstellerwertung und die Teamwertung wurde in jener Saison erstmals von Ducati gewonnen. Danach aber wurde es zäh.

Spätestens mit Stoners Abschied aus dem Team (nach der Saison 2010) setzte Ducatis Dürreperiode ein. Im Zeitraum 2011 bis 2015 gelang dem Hersteller kein einziger Grand-Prix-Sieg. Erst, als man in der Saison 2016 in den Genuss der Zugeständnisse im Reglement (Concessions) kam, gab es wieder Ducati-Siege.

Bis zum zweiten WM-Titel in der MotoGP-Fahrerwertung musste man sich bei Ducati trotzdem bis 2022 gedulden. Seit Francesco "Pecco" Bagnaia damals die 15-jährige Durststrecke seit Casey Stoners Titelgewinn beendete, ist Ducati das Maß aller Dinge. Und das gilt nicht nur für das Werksteam.

Auch das werksunterstützte Ducati-Satellitenteam Pramac Racing war bei weitem nicht immer das Siegerteam, das es heute ist. Der Rennstall von Paolo Campinoti fing einst als Honda-Team an. Das war 2002, in der ersten Saison der MotoGP-Ära. Erster Pramac-Pilot war der Japaner Tetsuya Harada. Für 2003 wurde Harada durch Landsmann Makoto Tamada ersetzt. Ihm gelang in Rio de Janeiro der erste Podestplatz für das Pramac-Team.

Bis zum ersten Sieg des Pramac-Teams aber vergingen fast 20 Jahre. Jorge Martin war es, der das Team in Spielberg 2021 erlöste. Die Verbindung zwischen Pramac und Ducati besteht bereits seit 2004. Verglichen mit der heutigen Ära des Erfolgs war Pramac-Ducati über Jahre nicht gerade eine Top-Adresse gewesen, wenn es um Fahrerwechsel ging.

"Heute ist es einfach, über Ducati zu sprechen. Aber als wir angefangen haben, war das MotoGP-Bike von Ducati ein Motorrad, das niemand wollte. Wir aber haben geglaubt an das Projekt, an die Leute und an die Stärke von Ducati", sagt Campinoti, sowohl Besitzer als auch Teamchef des Pramac-Rennstalls, im Gespräch mit Sky Italia.

Eingeleitet wurde der Ducati-Aufschwung zum einen mit den Concessions, zum anderen mit der Ankunft von Luigi "Gigi" Dall'Igna. Der Top-Ingenieur kam 2015 von Aprilia zu Ducati. Seither gehen zahlreiche technische Innovationen im MotoGP-Feld auf ihn zurück. Von diesen Innovationen - unter anderem das über die Jahre stetig weiterentwickelte Ride-Height-Device - profitiert auch das Pramac-Team.

Paolo Campinoti, Gigi Dall'Igna

Paolo Campinoti und Gigi Dall'Igna 2023: Ducati dominiert, Pramac gewinnt den Teamtitel Zoom

"Ehrlich gesagt fühlen wir uns als Teil der Entwicklung, als Teil des Erfolgs", sagt Campinoti und stellt heraus: "Wir ernten jetzt die Früchte der Arbeit. Heute ist Ducati der führende Hersteller im MotoGP-Feld." Und das hat Folgen, wie der Pramac-Teamchef anmerkt.

"Die Ära nach Stoners Weggang war für Ducati der Tiefpunkt. Als er [zu Honda] verschwand, setzte ein bisschen Chaos ein. So würde ich es mal nennen. Es gelang uns [bei Ducati] nicht, ein Motorrad zu bauen, das Fahrer angelockt hätte. Niemand wollte damals für uns fahren", sagt Campinoti.

Heute freilich ist das ganz anders. Als im Oktober 2023 der Wechsel des sechsmaligen MotoGP-Weltmeisters Marc Marquez vom Honda-Werksteam zum Ducati-Kundenteam Gresini verkündet wurde, sprach man im Fahrerlager sogar davon, dass Marquez in der Saison 2024 zum Nulltarif für sein neues Team fahren würde.

Paolo Campinoti

An das Bejubeln von Siegen hat sich Pramac-Teamchef Campinoti gewöhnt Zoom

Wenngleich diese These von Marquez selber bestritten wurde, sagt Campinoti nun: "Früher wurden die Fahrer [von Ducati] überbezahlt. Heutzutage ist Marquez kostenfrei gekommen. Das sagt einiges aus über die Stärke dieses Unternehmens."

Ob Marc Marquez auch in der MotoGP-Saison 2025 für Gresini-Ducati an den Start gehen wird, oder aber möglicherweise ins Ducati-Werksteam aufsteigen wird, das bleibt abzuwarten. Für die Saison 2024 war für ihn dem Vernehmen nach der Wechsel zu einem Werksteam gar nicht möglich, weil er aus seinem Honda-Vertrag ein Jahr vor Ablauf der Vertragslaufzeit ausgestiegen ist.

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