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MotoGP-Titelkampf 2024: So teuer waren Bagnaias Verluste im Sprint
Trotz zehn Grand-Prix-Siegen liegt Francesco Bagnaia vor dem MotoGP-Finale 24 Punkte hinter Jorge Martin - Ist seine Sprintschwäche schuld am Rückstand?
(Motorsport-Total.com) - Mit seinem Sieg beim Grand Prix von Malaysia am vergangenen Wochenende hat Francesco Bagnaia zwar wieder Punkte auf Jorge Martin gut gemacht. Doch der Sturz des Weltmeisters im Sprintrennen wiegt weiterhin schwer.
© Motorsport Images
Francesco Bagnaia muss für seinen dritten Titel auf Fehler von Jorge Martin hoffen Zoom
Bei 24 Punkten Rückstand muss der zweifache MotoGP-Champion auf einen groben Schnitzer von Martin am letzten Saisonwochenende in Barcelona hoffen, um doch noch seinen dritten Titel zu holen. Doch Martins Konstanz spricht dagegen.
Zwar hat der Pramac-Pilot deutlich weniger Grand-Prix-Rennen als Bagnaia gewonnen, konnte aber im Gegensatz zu ihm auch in den Sprintrennen meistens stark punkten.
Schon zu Beginn der Saison hatte Bagnaia die Sprints als seine größte Schwäche im Titelkampf erkannt. Nach den ersten sechs Rennen kam der Italiener samstags nur auf 14 Punkte, während Martin bereits 56 Zähler sammeln konnte.
Zu diesem Zeitpunkt lag Bagnaia in den Hauptrennen zwar drei Punkte vor Martin, musste jedoch einen massiven Rückstand von 39 Punkten in der Gesamtwertung aufholen.
Steigerung im Sprint, aber zu viele Fehler
Fairerweise hat Bagnaia seine Leistung in den Sprintrennen seitdem gesteigert. Seit dem Grand Prix von Italien im Juni konnte er sechs Sprintsiege in 13 Versuchen holen, im Vergleich zu vier bei Martin. Im Jahresverlauf liegt dieser mit sieben zu sechs Sprintsiegen dennoch vor, was er seiner frühen Form zu verdanken hat.
Doch Bagnaia hat gezeigt, dass er auch in dem neuen Format erfolgreich sein kann. Trotzdem musste er im Verlauf der Saison viele Punkte an Martin abgeben.
Bereits am zweiten Rennwochenende der Saison in Portugal vergab der Ducati-Pilot einen potenziellen Sprintsieg, als er in Führung liegend beim Anbremsen in Kurve 1 einen Fehler machte. Er erklärte später, dass eine Fehleinschätzung der Auswirkungen der leeren werdenden Tanks zu diesem Fehler geführt hatte.
Sein Ausfall im Sprint von Le Mans war auf einen Sturz im Qualifying zurückzuführen. Das Hauptbike wurde dabei so stark beschädigt, dass Bagnaia für das Sprintrennen auf sein Ersatzmotorrad ausweichen musste. Dieses bezeichnete er anschließend als "gefährlich", weshalb er nach nur drei Runden aufgab.
Der schwerwiegendste Fehler ereignete sich jedoch in Barcelona, als er in der letzten Runde stürzte, obwohl er über eine Sekunde Vorsprung auf den nächsten Verfolger hatte.
Trotz dieser schwankenden Leistungen in der ersten Saisonhälfte konnte sich Bagnaia zwischenzeitlich an die Spitze der Meisterschaft setzen, nachdem Martin seinerseits beim Grand Prix von Deutschland als Führender einen Sturz erlitt.
Doch als die Saison im August nach der Sommerpause in Silverstone wieder aufgenommen wurde, gelang es Bagnaia nicht, seine Führung weiter auszubauen: Im Sprintrennen ging er zu Boden, obwohl er bereits sicher auf Podiumskurs lag.
Führung nach der Sommerpause direkt futsch
Dieses Wochenende offenbarte die Tendenz des 27-Jährigen, Fehler zum ungünstigsten Zeitpunkt zu machen. Der Zehn-Punkte-Vorsprung, den er nach dem Rennen auf dem Sachsenring hatte, verwandelte sich in einen Rückstand von drei Punkten.
Der Fokus verlagerte sich plötzlich auf Martins mentale Stärke, da er es geschafft hatte, einen sportlichen und psychologischen Nachteil umzukehren. In diesem Zusammenhang ist es leicht zu erklären, warum Bagnaia in Malaysia unter Druck strauchelte - zugegebenermaßen in einer der kniffligsten Kurven der Strecke.
Der Ausfall in Sepang bedeutete bereits das vierte Rennen in dieser Saison, bei dem Bagnaia in einem Sprintrennen punktlos blieb - im Vergleich zu nur zwei punktlosen Sprints bei Martin. So hat Bagnaia allein an den Samstagen 48 Punkte auf ihn verloren.
Am Sonntag antwortete der Weltmeister in Sepang dann mit einem souveränen Sieg, als er sich mit Martin in der Anfangsphase des Grand Prix ein erbittertes Duell um die Führung lieferte und das Rennen mit einem Vorsprung von 3,1 Sekunden gewann.
Es war bereits sein zehnter Saisonsieg in 19 Grand Prix-Rennen, womit seine Saison 2024 schon jetzt zu den besten in der Geschichte der MotoGP zählt. Er zog mit Casey Stoner gleich, was die Zahl der Saisonsiege angeht, auch wenn Stoners Erfolg aufgrund der geringeren Anzahl an Rennen gewichtiger erscheint.
Ein weiterer Triumph im Finale von Barcelona würde Bagnaia ebenso viele Siege bringen, wie Valentino Rossi in den Saisons 2001, 2002 und 2005 verbuchte - wiederum mit der Anmerkung, dass heute mehr Rennen im Kalender stehen.
Die elf Siege, die die Motorrad-Legende Giacomo Agostini 1972 in einer Saison schaffte, als es nur 13 Rennen in der 500-ccm-Klasse gab, bleiben aber weiterhin unerreicht.
Diese Zahlen deuten darauf hin, dass Bagnaia wohl den Titel gewonnen hätte, hätte die MotoGP ihr Wochenendformat nicht umgestaltet und ab der Saison 2023 Sprintrennen eingeführt. Ohne die Sprints würde Bagnaia vor dem Finale nämlich mit 24 Punkten Vorsprung auf Martin führen und nicht umgekehrt.
Starke Sonntage auch dem Sprint zu verdanken
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Bagnaia ist bekannt dafür, im Laufe eines Wochenendes schneller zu werden. Er beginnt freitags oft verhalten und steigert sich schrittweise, sowohl auf einer fliegenden Runde als auch im Renntrimm.
Ein wichtiger Teil dieses Prozesses ist der Sprint, der ihm die Möglichkeit gibt, sein Tempo unter realen Rennbedingungen zu verbessern. Dies erklärt, warum er sonntags gewinnen kann, selbst wenn er in den Sprints schlechter abschneidet als Martin.
Natürlich ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass einige seiner schwachen Sprintergebnisse nicht selbstverschuldet waren. In Jerez blieb er punktlos, nachdem er unverschuldet in eine Kollision mit Brad Binder und Marco Bezzecchi verwickelt wurde.
Beim Sprintrennen in Aragon, das Martin auf dem Podium beendete, machte Bagnaia einen defekten Michelin-Reifen für seinen miserablen neunten Platz verantwortlich.
Diese Ausrutscher verblassen jedoch im Vergleich zu den unerzwungenen Fehlern, die Bagnaia gemacht hat. Sie sind letzten Endes der entscheidende Grund, sollte den Titel an Martin abgeben müssen. In einer Woche haben wir Gewissheit.
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