MotoGP-Finale 2024: Martin will "Früchte ernten", Bagnaia "zweimal gewinnen"
Showdown in Barcelona um den MotoGP-Titel 2024 zwischen Jorge Martin und Francesco Bagnaia: Wie die beiden das entscheidende Rennwochenende angehen
(Motorsport-Total.com) - Es ist angerichtet! Auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya geht das Duell um den WM-Titel in der MotoGP-Saison 2024 in die alles entscheidende letzte Station. Gegenüber stehen sich wie schon im Vorjahr auch diesmal wieder Jorge Martin und Francesco Bagnaia, diesmal aber mit umgekehrten Vorzeichen.
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Jorge Martin oder Francesco Bagnaia: Wer krönt sich zum MotoGP-Champion 2024? Zoom
Pramac-Ducati-Pilot Martin geht mit 24 Punkten Vorsprung in das Finalwochenende 2024 und hat somit die Chance, den WM-Titel schon im Sprint am Samstag zu erringen. Für den zweimaligen und amtierenden Weltmeister Bagnaia in Diensten des Ducati-Werksteams gilt: Will er die Chance auf seinen dritten WM-Titel in Folge noch bis Sonntag offenhalten, dann darf er am Samstag maximal noch einen weiteren WM-Zähler auf Martin verlieren.
Sollte es am Saisonende zum Punktegleichstand zwischen den beiden kommen, dann würde der WM-Titel 2024 dank der höheren Anzahl an Grand-Prix-Siegen an Bagnaia gehen. Aktuell steht "Pecco" bei zehn Sonntagssiegen in dieser Saison. Sein Rivale, der "Martinator", steht bei drei Sonntagssiegen, war aber über die Saison gesehen deutlich konstanter. In Sprints und Grands Prix zusammengerechnet kam Martin fünfmal nicht in die Top 10, auf Bagnaia trifft das achtmal zu.
Was seine zehn Siege an Sonntagen betrifft, so ist Bagnaia einer dieser Siege im Monat Mai eben auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya gelungen. Aber um am Finalwochenende in der Punktewertung tatsächlich noch mit Martin gleichzuziehen - geschweige denn, um ihn noch zu übertrumpfen - muss für den Ducati-Werkspiloten schon viel zusammenpassen.
Martins Barcelona-Mission: "Früchte der Arbeit ernten"
Der Ausgangslage sind sich am Donnerstag beide WM-Kandidaten bewusst. Weil Bagnaia 24 Punkte aufholen muss, um gleichzuziehen, würde Martin an diesem Wochenende auch im Falle von zwei Bagnaia-Siegen (37 Punkte) schon zweimal P6 (14 Punkte) reichen, um erstmals MotoGP-Weltmeister zu werden.
"Meiner Meinung nach war die gesamte Saison der Schlüssel", sagt Martin und ordnet ein: "Es ist im Grunde so, dass du den WM-Titel Schritt für Schritt, Rennen für Rennen gewinnst. Beim Saisonfinale geht es dann nur noch darum, die Medaille mitzunehmen. Das meine ich, wenn ich sage, dass für mich die gesamte Saison der Schlüssel war."
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Für Jorge Martin (Pramac-Ducati) wäre es im Erfolgsfall der erste MotoGP-Titel Zoom
"Wir haben 19 Rennwochenenden lang versucht, das Bestmögliche zu erreichen. An diesem Wochenende muss es jetzt darum gehen zu verstehen, was wir tun müssen, um die Früchte der Arbeit zu ernten", sagt der WM-Spitzenreiter voller Zuversicht.
Martins "Hauptziel", wie er es nennt, "das ist an diesem Wochenende das gleiche wie immer, nämlich von Freitag bis Sonntag absolut konkurrenzfähig zu sein". Im Wissen, schon am Samstag Matchball zu haben, sagt der Pramac-Pilot: "Wenn es schon am Samstag klappt, nehme ich das natürlich gerne mit. Ich rechne aber damit, dass das Ganze erst am Sonntag entschieden wird. So oder so, ich will versuchen, es zu genießen."
Bagnaias Barcelona-Mission: "Beide Rennen gewinnen"
Schon in den MotoGP-Saisons 2022 und 2023 fiel die Entscheidung im Kampf um den Fahrertitel erst beim Saisonfinale. In beiden Fällen war es in Valencia und in beiden Fällen hat "Pecco" Bagnaia den Titel errungen - 2022 gegen Fabio Quartararo und 2023 gegen Jorge Martin. In beiden Fällen allerdings ging Bagnaia als WM-Spitzenreiter ins letzte Rennwochenende. Das ist in dieser Saison anders.
Zum WM-Duell 2024 gegen Martin sagt Bagnaia am Donnerstag in Barcelona: "Ich finde, dass wir beide den Titel verdienen. Wenn es um die Fehler geht, so sind mir natürlich eine ganze Menge passiert. Wenn du Weltmeister werden willst, dann musst du präziser und konstanter sein. Und Jorge war in diesem Jahr konstanter als ich."
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Für Francesco Bagnaia (Ducati) wäre es im Erfolgsfall der dritte MotoGP-Titel Zoom
"Wenn es um die Ergebnisse geht", so Bagnaia weiter, "liegt es für mich aber auf der Hand, dass ich den besseren Job gemacht habe. Schließlich habe ich an den Sonntagen zehnmal gewonnen und an den Samstagen sechsmal. Also rein auf die Ergebnisse bezogen, haben wir [im Ducati-Werksteam] einen richtig guten Job gemacht. Aber wie schon gesagt: Ich finde, dass Jorge und ich, den Titel beide verdienen."
"Was ich aber auch sagen möchte: Wenn Jorge den WM-Titel erringt, dann werde ich mich für ihn freuen können. Wir beide kennen uns schon seit langer Zeit. Es ist großartig, wenn es ein Fahrer schafft, den ich sehr gut kenne und der meiner Meinung nach den Titel auch verdient", so Bagnaia.
Seine eigene Aufgabe am zweiten Barcelona-Wochenende in dieser Saison umschreibt Bagnaia mit den Worten: "Meine Mission ist es, beide Rennen zu gewinnen. Ich muss die Entscheidung auf Sonntag vertagen. Was dann passieren wird, das wird passieren."
Als der Verfolger in der WM weiß Bagnaia aber auch: "Selbst wenn es Jorge ein bisschen ruhiger angehen lässt, wird es wohl schwierig, dass er nicht auf einem Podestplatz ins Ziel kommt. Das ist die Realität. Wenn ich am Sonntag den Titel erringen sollte, dann deshalb, weil ich einen sehr guten Job gemacht habe, aber auch deshalb, weil Jorge an diesem Wochenende einen Fehler gemacht hat."
Meinungen aus dem Kollegenkreis
Im Kreis derer, die selber keine Chance auf den MotoGP-Titel 2024 haben, ist das WM-Duell zwischen Martin und Bagnaia ebenfalls ein Thema. "Es ist eine Rivalität, die sich auf die Strecke beschränkt. Abseits der Strecke ist es bei ihnen anders", sagt etwa Marco Bezzecchi. Als Mitglied der VR46-Akademie ist Bezzecchi seit Jahren ein guter Kumpel von Bagnaia, ab der kommenden Saison wird er bei Aprilia der Teamkollege von Martin sein.
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Die Titelkandidaten und ihre Ducati-Bikes: Jorge Martin und Francesco Bagnaia Zoom
"Beide sind sehr intelligent und beide sind sehr gereift. Natürlich kenne ich Jorge nicht ganz so gut wie ich 'Pecco' kenne, aber auch er ist ein richtig guter Kerl", sagt Bezzecchi und will sich nicht festlegen, wer von beiden der MotoGP-Weltmeister 2024 wird.
Im Gegensatz zu Bezzecchi hat Aleix Espargaro eine ganz klare Meinung. "Das Wichtigste für mich ist es, dass es Jorge schafft", sagt der Spanier, der seinen Platz im Aprilia-Werksteam nach diesem Wochenende für Martin räumen wird. Espargaros Hoffnung: "Sollte es Jorge schon am Samstag schaffen, dann können er und 'Pecco' das Rennen am Sonntag vielleicht ein bisschen entspannter angehen. Das würde den anderen mehr Chancen eröffnen."
Für Jack Miller ist der Titelkampf 2024 "wahrscheinlich der beste WM-Kampf, den wir seit Jahren gesehen haben". Warum? "Klar, als Fabio den WM-Titel gewonnen hat, das war auch cool", spricht der Australier auf die Saison 2021 und damaligen Weltmeister Fabio Quartararo an. "Aber wenn wir darüber sprechen, wie hart umkämpft die WM in den Rennen war, dann ist das, was wir gerade erleben, wohl das Beste seit es damals zwischen Vale und Jorge bis ins Finale ging."
Damit verweist Miller auf den berühmt-berüchtigten Grand Prix von Valencia 2015. Damals ist es Yamaha-Pilot Jorge Lorenzo mit Sieg im letzten Rennen der Saison gelungen, seinen Teamkollegen Valentino Rossi in der WM noch zu übertrumpfen und sich selber die Krone aufzusetzen. Zuvor hatte Rossi die WM-Gesamtwertung 2015 vom Saisonauftakt bis zum Start des Saisonfinales durchgehend angeführt.
Saisonfinale mit sieben statt fünf Reifenmischungen
Für das Saisonfinale 2024, das eigentlich auch in diesem Jahr in Valencia hätte stattfinden sollen, aber aufgrund der dortigen Unwetter nach Barcelona verlegt wurde, gibt es bezüglich der Strategien mehr Möglichkeiten als üblich. Denn MotoGP-Reifenlieferant Michelin hat diesmal nicht nur fünf unterschiedliche Reifenmischungen dabei, sondern sieben.
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MotoGP-Reifenlieferant Michelin stellt mehr Mischungen als sonst bereit Zoom
Für das Vorderrad gibt an diesem Wochenende die Mischungen Soft (asymmetrisch), Medium (symmetrisch), Hard (symmetrisch) und Hard (asymmetrisch). Für das Hinterrad gibt es die Mischungen Soft, Medium und Hard (jeweils asymmetrisch). Für alle Mischungen mit asymmetrischer Charakteristik gilt: die rechte Reifenflanke ist die härtere, die linke die weichere.
Abgesehen von den sieben Slick-Mischungen stehen wie üblich noch zwei Mischungen an Regenreifen parat, nämlich Soft und Medium. Die Wettervorhersage aber ist für Barcelona für das gesamte Wochenende bestens und lässt keinerlei Regen erwarten. Es ist angerichtet!
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