Morbidelli zur Trennung von Yamaha: "Ich fühlte mich einfach unsicher"

Franco Morbidelli und Yamaha-Rennleiter Jarvis erklären beschlossene Trennung zum Jahresende - Für 2024 machen sich Morbidellis VR46-Akademie-Kollegen für ihn stark

(Motorsport-Total.com) - Die Bekanntgabe, dass sich die Wege von Franco Morbidelli und Yamaha am Ende der MotoGP-Saison 2023 trennen, ist auch am Donnerstag in Silverstone eines der bestimmenden Themen. Während die Frage des Nachfolgers direkt am Mittwoch noch aufgelöst wurde, indem Alex Rins als neuer Yamaha-Teamkollege von Fabio Quartararo für die MotoGP-Saison 2024 verpflichtet wurde, ist die Frage, wie es mit Morbidelli weitergeht, derzeit noch unbeantwortet.

Titel-Bild zur News: Franco Morbidelli

Franco Morbidelli ist nur noch ein halbes Jahr lang Yamaha-Pilot Zoom

Morbidellis erklärtes Ziel ist es, in der MotoGP-Klasse zu bleiben. Eine Möglichkeit wäre ein Wechsel zu VR46-Ducati, aber offiziell bestätigt ist noch nichts. Seinen Verbleib in der MotoGP-Klasse hätte Morbidelli auch mit Verlängerung bei Yamaha sicherstellen können. Aber wollte er das überhaupt?

In der Pressekonferenz am Donnerstag in Silverstone formuliert es Morbidelli so: "Nun, es ist natürlich kein Geheimnis, dass wir momentan keine guten Leistungen zeigen. Das Paket ist derzeit nicht gut genug, um richtig gute Ergebnisse einzufahren. Dieser Umstand, plus die Tatsache, dass der Hersteller Gespräche mit anderen Fahrern geführt hat, hat sicherlich etwas vom Zauber weggenommen."

Zur Erinnerung: Am Mugello-Wochenende im Juni hatte Morbidelli selber die Frage gestellt, ob er für ein weiteres Jahr bei Yamaha bleiben wolle. Diese Entscheidung hat man ihm nun abgenommen, indem man den derzeit noch bei LCR-Honda unter Vertrag stehenden Alex Rins als zweiten Yamaha-Werkspiloten für 2024 neben Ex-Weltmeister Quartararo verpflichtet hat.

Lin Jarvis: "Es war einfach Zeit, etwas zu verändern"

Was Morbidelli betrifft, so hatte er nicht das Gefühl, bei Yamaha für die Zukunft nur ein Plan B hinter anderen Kandidaten gewesen zu sein. "Nein, dieses Gefühl hatte ich nicht", antwortet er auf entsprechende Nachfrage und führt aus: "Ich fühlte ich mich einfach unsicher, was vorgeht und habe deshalb auf Lin [Jarvis] verwiesen. Er ist nun mal der beste Gesprächspartner, wenn es um die Strategie bei Yamaha geht."

Der von Morbidelli angesprochene Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis äußert sich am Donnerstag in Silverstone ebenfalls zum Thema. "Es war die Entscheidung des Teams, etwas zu verändern", antwortet Jarvis im Gespräch mit 'MotoGP.com' auf die Frage, ob die Entscheidung zum Ende der Zusammenarbeit mit Morbidelli vom Team oder vom Fahrer ausging.

Lin Jarvis

Lin Jarvis gibt zu: Ende der Zusammenarbeit mit Morbidelli ging von Yamaha aus Zoom

"Meine persönliche Meinung ist die: Das Team hätte nicht so entscheiden müssen, hat es aber getan", so Jarvis, der sofort hinterher schiebt: "Ich glaube, das könnte sich für beide Seiten auszahlen. Manchmal ist eine Veränderung und eine neue Umgebung einfach das, was es braucht, wenn du als Fahrer dein Potenzial nicht voll entfalten kannst. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Wenn wir das jetzt schon wüssten, wäre es natürlich für alle einfacher. Es war aber einfach an der Zeit, etwas zu verändern."

Morbidellis Zukunft: MotoGP-Verbleib das erklärte Ziel

"Ich befinde mich jetzt in der etwas unkomfortablen Position, dass ich momentan kein Motorrad für das kommende Jahr habe", bemerkt Morbidelli. Der Italiener ist aber überzeugt, dass er für andere Teams einiges zu bieten hat: "Ich fühle mich stark und ich fühle mich routiniert. Ich bin 28 Jahre alt und damit noch vergleichsweise jung."

Franco Morbidelli

Für welches Team fährt Morbidelli in der Saison 2024? Zoom

Morbidellis erklärtes Ziel ist es, auch 2024 in der MotoGP-Klasse an den Start zu gehen. "Ich hatte tolle Momente in dieser Meisterschaft und ich habe um den WM-Titel gekämpft, ohne das ich das überhaupt richtig realisiert habe. Es war eine Traumsaison", denkt er an die Saison 2020 bei Petronas-Yamaha zurück und sagt: "Das will ich wieder erleben." Die Frage ist, bei welchem Team?

VR46-Ducati eine Option für Morbidelli?

Ein Szenario in der aktuellen Gerüchteküche im MotoGP-Fahrerlager sieht Morbidelli in der kommenden Saison für VR46-Ducati fahren. In diesem Szenario würde der aktuelle VR46-Pilot Marco Bezzecchi zu Pramac-Ducati wechseln und dort Teamkollege von Jorge Martin werden.

Morbidelli, der genau wie Bezzecchi Mitglied der VR46-Akademie ist, sagt in der Pressekonferenz nur so viel: "Ich bin sicher, dass mir VR46, und damit meine ich das Management, nicht das Team, helfen wird, interessante Plätze zu finden."

Bezzecchi macht Werbung für Morbidelli, indem er sagt: "Ich finde, 'Franky' ist ein sehr starker Fahrer. Er hat diese schwierige Phase nicht verdient. Aber das lag wohl nicht nur in seinen Händen. Ich hoffe jedenfalls, dass er MotoGP-Bike findet, denn ich halte ihn für einen der stärksten Fahrer. Wenn das eine Ducati wird, dann freue ich mich für ihn. Aber ich freue mich so oder so für ihn, wenn er ein Bike findet."

Francesco Bagnaia, Marco Bezzecchi

"Pecco" Bagnaia und Marco Bezzecchi hoffen, dass Morbidelli noch eine Chance kriegt Zoom

Auch der amtierende MotoGP-Weltmeister Francesco Bagnaia, der ebenfalls zum Kreis der VR46-Akademie-Piloten gehört, sagt: "Ich finde, Franco verdient eine weitere Chance. Wenn wir gemeinsam trainieren, ist er immer wettbewerbsfähig. Deshalb finde ich, dass er eine bessere Möglichkeit [als bei Yamaha] verdient."

"Ich finde", so Bagnaia, "dass Franco einer der stärksten Fahrer in diesem Feld ist. 2020 war er Vizeweltmeister und auch 2021 war er bis zu seiner Operation (am Knie; Anm. d. Red.) konkurrenzfähig. Damals ist er in Jerez mit einem vier Jahre alten Motorrad auf das Podium gefahren".

Morbidelli selber sagt, angesprochen auf seine Zukunft im Gespräch mit 'MotoGP.com': "Es ist noch zu früh. Ich kann noch nicht in Details gehen." Immerhin antwortet er klar mit "Ja" auf die Frage, ob er sich auch im kommenden Jahr in der MotoGP-Klasse sieht. Dort nämlich will er "wieder eine Chance auf den WM-Titel und auf Rennsiege haben. Das ist mein Plan".

Fabio Quartararo, der sich mit Ausnahme der ersten Saisonhälfte 2021 (als Maverick Vinales sein Teamkollege war) seit Beginn seiner MotoGP-Karriere die Box mit Morbidelli geteilt hat, kommentiert den beschlossenen Abschied des Italieners von Yamaha mit den Worten: "Wir kennen uns schon ziemlich lange und ich wünsche ihm natürlich alles Gute für die Zukunft."

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