"Mich würde man Mörder nennen": Zarco zu Pol Espargaros Sepang-Manöver

Mit viel Glück kommt es im MotoGP-Training in Malaysia nicht zum Zusammenstoß zwischen Johann Zarco und Pol Espargaro - Strafe gegen Honda-Piloten, der Kritik übt

(Motorsport-Total.com) - Schrecksekunde am Freitag im Vormittagstraining (FT1) der MotoGP-Klasse zum Grand Prix von Malaysia in Sepang: Honda-Werkspilot Pol Espargaro war in Kurve 8 von der Piste abgekommen und hatte sich danach direkt wieder in den Verkehr eingereiht. Pramac-Ducati-Pilot Johann Zarco kam in diesem Moment an besagter Stelle vorbei und konnte einen Zusammenstoß bei hoher Geschwindigkeit gerade so vermeiden.

Titel-Bild zur News: Johann Zarco

Johann Zarco ist nach dem Zwischenfall im FT1 in Sepang sauer auf Pol Espargaro Zoom

Bei Kurve 8 des Sepang International Circuit handelt es sich um die zweite der zwei schnellen Rechtskurven, die im zweiten Sektor direkt aufeinanderfolgen. Dass Espargaro nach seinem Ausrutscher augenscheilnich ohne besondere Umsicht direkt wieder auf die Rennstrecke zurückgekehrt ist, kommt bei Zarco gar nicht gut an.

"Das war richtig eng!", berichtet Zarco, der einen Zusammenstoß nur deshalb vermied, weil er kurz Gas wegnahm und zudem einen Schlenker nach rechts machte. "Ich ging an dieser Stelle selber weit, hatte aber nicht damit gerechnet, dass er so auf die Strecke zurückkommen würde wie er es getan hat."

Zarco geschockt: "Das war wirklich brenzlig"

"Mich würde man Mörder nennen, wenn ich so etwas mache. Das weiß ich", erinnert sich Zarco an die Reaktion auf den von ihm ausgelösten Horrorunfall beim Grand Prix von Österreich 2020 in Spielberg und fordert nach dem Zwischenfall mit Espargaro in Sepang: "Wir dürfen so etwas nicht unbeachtet lassen. Ich war geschockt, denn das war wirklich brenzlig."

Espargaro hat für den Zwischenfall eine Rückversetzung in der Startaufstellung kassiert. Das Rennen am Sonntag muss er von drei Plätzen weiter hinten starten als er sich am Samstag qualifiziert. Für die brenzlige Szene mit Zarco entschuldigt sich der Honda-Pilot zwar, erklärt zu seiner Verteidigung aber auch, warum er so gehandelt hat.

"Ich bin der erste, der zugibt, dass das keine schöne Szene war. Solche Dinge sollten nicht passieren. Man muss aber das Gesamtbild verstehen", sagt Espargaro und erklärt: "Wenn man sich die TV-Bilder ansieht, kann man die Strafe sicherlich verstehen. Es gibt aber einen Grund dafür, weshalb ich so schnell auf die Strecke zurückgekommen bin. Denn an dieser Stelle kommt direkt Gras."

Espargaro fordert lackierten Asphalt statt Gras hinter dem Randstein

"Es sollte aber so sein, dass es dort direkt hinter dem Randstein einen grünen Bereich [Asphalt] gibt, sodass man wie auf allen anderen Rennstrecken weltweit die Möglichkeit hat, langsam auf die Strecke zurückzukehren", regt Espargaro an.

"Weil ich an dieser Stelle aber den Rasen vermeiden musste, musste ich auf die Rennstrecke zurückkehren. Genau in dem Moment kam Johann", so der Honda-Pilot, der noch anmerkt, dass "sowohl meine als auch Johanns Runde ohnehin gestrichen wurde, weil es zu dieser Zeit gelbe Flaggen gab".

Im Urteil der MotoGP-Rennkommissare nach Untersuchung der Szene heißt es, dass Espargaro "dabei beobachtet wurde, wie er auf unsichere Art auf die Rennstrecke zurückgekehrt ist und damit für einen anderen Fahrer eine gefährliche Situation verursacht hat".

Pol Espargaro

Pol Espargaro hat für den Zwischenfall eine Gridstrafe für das Rennen kassiert Zoom

"Das steht den spezifischen Instruktionen entgegen, die den Fahrern und Teams der MotoGP-Klasse gegeben wurden. Der Ablauf der Session wurde gestört und es wird als unverantwortliches Fahren mit Gefahr für andere Teilnehmer angesehen", heißt es als Begründung für die Rückversetzung um drei Startplätze.

Espargaro übt Kritik an den Rennkommissaren

Espargaro lässt nach seinem Vorsprechen bei den Rennkommissaren noch wissen: "Ich habe ihnen gesagt, dass es meine Schuld war. Ich habe ihnen aber auch erklärt, was wirklich passiert ist. Und wenn ich das tue, dann sollten sich sich die Szene zumindest noch einmal anschauen, um zu prüfen, ob ich Recht habe oder ob ich lüge."

"Sie (die Rennkommissare; Anm. d. Red.) fahren kein MotoGP-Bike bei solchen Geschwindigkeiten. Daher sollten sie ein bisschen mehr darauf hören, was die Fahrer sagen. Wir haben uns schon häufiger in der Sicherheitskommission darüber beschwert, aber sie hören uns einfach nicht zu", ärgert sich Espargaro und beschreibt sein Vorsprechen bei den Kommissaren am Freitag mit den Worten: "Es ist, wie wenn man mit der Wand spricht."

Der Vollständigkeit halber: Weil die der Kurs in Sepang im FT1 komplett trocken war, im FT2 am Nachmittag aber nass, wurde die Tagesbestzeiten allesamt schon am Vormittag gefahren. Zarco reihte sich auf P15 ein, Espargaro direkt dahinter auf P16. Damit wäre nach aktuellem Stand der Dinge keiner der beiden für den direkten Q2-Einzug am Samstag qualifiziert.

Johann Zarco, Pol Espargaro

Mit dem Stand der Freitagstrainings müssten Zarco und Espargaro am Samstag in Q1 ran Zoom