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Melandri und Ducati: Einvernehmliche Trennung?

Es mehren sich die Anzeichen, dass sich Marco Melandri und Ducati trennen werden - Teamchef Livio Suppo übt erstmals leise Kritik

(Motorsport-Total.com) - Marco Melandri liegt nach acht Saisonrennen im teaminternen Duell gegen Casey Stoner mit 29:117 Punkten im Rückstand und muss sich langsam Gedanken über die Zukunft machen. Denn selbst wenn ihn Ducati bisher voll unterstützt hat, so kann es nicht in seinem Interesse sein, dem Rest des Feldes hinterherzufahren.

Titel-Bild zur News: Marco Melandri

Marco Melandri wird Ducati mit hoher Wahrscheinlichkeit verlassen

Gleichzeitig wird auch das Team langsam ungeduldig: "Wenn sich Marco in den nächsten vier oder fünf Rennen nicht steigern kann, dann müssen wir uns etwas überlegen", erklärte Teamchef Livio Suppo. "In Donington sind Elias und Guintoli auch schnellere Rundenzeiten als er gefahren. Ich glaube also nicht, dass es für andere Fahrer als Casey völlig unmöglich ist, dieses Motorrad schnell zu fahren."#w1#

Probleme mit dem Fahrverhalten

Melandri war bekanntlich als potenzieller Siegfahrer zu Ducati gestoßen, doch in der ersten Saisonhälfte konnte er nicht einmal an die unbefriedigenden Resultate seines Vorgängers Loris Capirossi heranreichen. Die Desmosedici GP8 entfaltet ihre Kraft nämlich so brachial, dass man sie ohne vollen Einsatz der Traktionskontrolle gar nicht richtig auf die Straße bringen kann, was zu einem schwierigen Fahrverhalten führt. Melandri kommt damit nicht zurecht.

Der 25-Jährige hat daher nach Donington erstmals indirekt seinen Weggang von Ducati angeboten und bekräftigte dieses Angebot nun noch einmal: "Wir müssen ganz eindeutig für beide Seiten eine bessere Lösung finden. Zum Glück ist das Verhältnis zwischen uns sehr gut", so Melandri. Landsmann Capirossi legte noch ein Schäuflein nach: "Ich glaube, Marco macht sich Gedanken über eine Zukunft ohne rote Farben..."

"Ducati", gab der heutige Suzuki-Pilot weiter zu Protokoll, "wollte Marco hundertprozentig, das ist klar, aber leider fährt er nicht die Resultate ein, die alle und vor allem er selbst von ihm erwartet haben. Ich glaube nicht, dass irgendjemand mit einem so schlechten Abschneiden gerechnet hätte, aber er bekam einfach nie ein Feeling für das Motorrad. Jedes Mal, wenn er etwas mehr pusht, dann rutscht er weg. Das ist eine schwierige Situation."

Druck seitens Ducati wächst

Die Ducati-Verantwortlichen zeigen dafür durchaus Verständnis, stellen Melandri aber gleichzeitig die Rute ins Fenster, indem sie mit Sete Gibernau flirten. Der spanische Frührentner saß kürzlich in Mugello auf der GP8 und auf der GP9 für kommende Saison und wird angeblich für ein Renncomeback in Erwägung gezogen. Vorerst soll es aber bei einigen unverbindlichen Tests bleiben, dann wird man weitersehen.

"Der Test mit Gibernau", erklärte Suppo, "kam aus dem Nichts in Barcelona zustande, als er zu uns kam und Interesse zeigte, ein MotoGP-Bike zu testen. Außerdem ist es für uns wichtig, das Bike zu verstehen, denn Melandri und Elias sind davon überzeugt, dass nur Stoner damit fahren kann. Aber Canepa kann gut damit umgehen und auch die Zeiten von Sete waren die eines aktiven Fahrers. Vielleicht denken Toni und Marco nun anders."

Man sei nun bestrebt, Gibernau bald wieder auf der Ducati testen zu lassen, "aber das bedeutet noch lange nicht, dass er 2009 ein Ducati-Fahrer sein wird - auch was unser Satellitenteam betrifft. Es ist nämlich eine Sache, einmal zu testen, aber es ist etwas ganz anderes, wieder voll ins Spiel zurückzukehren und bestimmte Erwartungen erfüllen zu müssen. Wir haben mit Sete vereinbart, dass wir in Ruhe darüber sprechen werden. Dann sehen wir weiter", so Suppo.