Lucio Cecchinello über Zarcos Husarenritt: "Er war wie in Trance"

Für Johann Zarco und LCR-Honda ist der Sieg in Le Mans gleich in mehrfacher Hinsicht besonders - Wie Teamchef Lucio Cecchinello den magischen Moment erlebt hat

(Motorsport-Total.com) - Nach Johann Zarcos triumphalem Sieg beim Grand Prix von Frankreich sind nicht nur seine Fans voller Stolz. Auch LCR-Teamchef Lucio Cecchinello spricht voller Emotionen über einen Moment, den er als "unglaublich" bezeichnet.

Titel-Bild zur News: Johann Zarco

Johann Zarco schrieb im Regen von Le Mans Geschichte Zoom

"Es ist eine große Freude, ein großer Moment. In Le Mans zu gewinnen, ist etwas Besonderes. Mit einem französischen Fahrer ist es einfach unglaublich", erklärt der Italiener in einem bewegten Interview mit den Kollegen von GPOne.com.

Auf dem Podium sei er von seinen Gefühlen überwältigt worden. "Ich hatte Tränen in den Augen, obwohl ich kein Franzose bin. Aber ich habe die Freude von Tausenden geteilt, die seit 71 Jahren auf diesen Moment gewartet haben."

Cecchinello: "Das ist die Magie der MotoGP"

Damals, 1954, war Pierre Monneret der letzte Franzose, der in Frankreich gewann. Er triumphierte mit Gilera in Reims. Nun hat Zarco Geschichte fortgeschrieben.

Cecchinello erinnert sich an seine eigenen Anfänge in einer kleinen Garage in Bologna, wo er als Jugendlicher an Motorrollern schraubte. "Wer hätte gedacht, dass ich einmal ganz oben stehen würde, gefeiert von einem Publikum, dem wir durch unsere Arbeit Emotionen schenken? Das ist die Magie der MotoGP."


Fotos: MotoGP: Grand Prix von Frankreich (Le Mans) 2025


Dabei betont er auch die Bedeutung des Fahrers. Die Bedingungen in Le Mans hätten einem erfahrenen und präzisen Fahrer wie Zarco perfekt gelegen. Doch die Situation war angespannt, denn Zarco legte in der Schlussphase ein unglaubliches Tempo vor.

"Er fuhr Marc Marquez pro Runde eine Sekunde davon. Normalerweise ist es umgekehrt! Wir hatten große Sorgen, dass das schiefgehen könnte", gibt Cecchinello zu.

Nicht aufzuhalten: Zarco fuhr mit Tunnelblick

An der Boxenmauer versuchten gleich vier Teammitglieder - darunter Dakota Mamola und David Garcia - Zarco dazu zu bewegen, etwas Tempo rauszunehmen. "Wir haben uns alle am Kommandostand abgewechselt und wie wild gestikuliert - aber Johann war wie in Trance und hörte nicht auf uns", lacht Cecchinello. Zarco sei wie in einem Tunnel gewesen, und "wenn man ihn da rausreißt, könnte alles kippen".

Johann Zarco

Lucio Cecchinello herzt Zarco nach dessen Glanzvorstellung Zoom

Das Ergebnis: ein historischer Sieg, der nicht nur für Zarco und Frankreich wichtig war, sondern auch für Honda. LCR hat damit verhindert, dass Ducati den Rekord von 22 Siegen in Folge überbot. Und Honda konnte nach langer Durststrecke wieder jubeln. Der letzte Sieg stammte ebenfalls von LCR - mit Rins 2023 in Austin.

Cecchinello betont dabei die Bedeutung von Kontinuität: "Wir sind durch dunkle Zeiten gegangen, haben Angebote anderer Hersteller abgelehnt, aber an Honda und unser Team geglaubt. Wenn man sich Fotos von 2007 und heute ansieht: Es sind fast dieselben Gesichter." Diese Konstanz sei das Erfolgsgeheimnis von LCR.

Sie helfe, kleine Fehler zu vermeiden und das bestmögliche Set-up zu finden - entscheidend in einem technischen Umfeld, in dem kleinste Änderungen riesige Auswirkungen haben.

Konstanz und Lernfähigkeit als Erfolgsrezept

Ein Beispiel liefert er gleich mit: Beim Test in Jerez habe man ein vielversprechendes Set-up gefunden, das man in Le Mans unverändert übernommen habe - und prompt verpasste man Q2. "Unsere Techniker hatten dann aber die Größe, ihre Arbeit zu hinterfragen, und gingen zurück zu den Einstellungen vom Saisonbeginn. Das war entscheidend." Am Ende sei Zarcos Sieg auch das Ergebnis dieser Lernfähigkeit.

Zum Schluss gibt Cecchinello schmunzelnd zu: "Wir dachten, bei Regen wären wir unter den Top 4, und dann ist das passiert." Ein Sieg für die Geschichtsbücher - für Zarco, für Frankreich, und für ein Team, das nie aufgehört hat, an sich zu glauben.

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