Luca Marini: "Ich brauche noch Zeit, aber das Ziel ist der Sachsenring"
Nach seinem schweren Sturz in Suzuka arbeitet Luca Marini an seinem Comeback - Wie es ihm geht und wie er Hondas Schwächen und Fortschritte einschätzt
(Motorsport-Total.com) - Beim Grand Prix der Niederlande in Assen ist Luca Marini noch zum Zuschauen verdammt und wird von Aleix Espargaro ersetzt. Doch der Honda-Fahrer hat sein Comeback fest im Blick: Am Sachsenring will er wieder an den Start gehen.

© Honda
Luca Marini will nach seinem schweren Sturz bald wieder aufs Bike steigen Zoom
Nach seinem schweren Sturz in Vorbereitung auf das 8-Stunden-Rennen in Suzuka befindet sich der Italiener noch in der Rehabilitationsphase. "Ich bin ganz okay, aber es wird noch ein bisschen dauern, bis ich wieder fahren kann", sagt er bei seinem jüngsten Besuch im Paddock von Mugello vergangenes Wochenende.
Zwar habe er bereits mit leichtem Training begonnen, doch die Schmerzen seien noch spürbar, insbesondere im Bereich des Brustbeins. "Das größte Problem ist derzeit der Bruch im Brustbein. Der verhindert nicht nur intensives Training, sondern beeinträchtigt mich auch im normalen Alltag", so der MotoGP-Pilot.
Er könne viele Dinge nicht machen, weil die Schmerzen zu stark seien, rechne aber damit, bald wieder intensiver trainieren zu können. Andere Verletzungen, etwa Prellungen und kleinere Blessuren, seien gut verheilt. "Darüber bin ich wirklich froh."
Comeback-Pläne: Test in Brünn als Zwischenstation
Vor dem geplanten Comeback am Sachsenring will Marini an einem privaten Test teilnehmen, den Honda nach dem Assen-Grand-Prix angesetzt hat. "Wir haben das Glück, einen privaten Test in Brünn zu haben. Das ist wirklich klug, weil ich dort auf das MotoGP-Bike steigen kann, bevor ich ein offizielles Training fahre."
Ziel sei es, bis dahin in möglichst guter körperlicher Verfassung zu sein. Er wisse, dass er noch nicht bei 100 Prozent sein werde, aber die Strecke in Brünn sei körperlich nicht besonders anspruchsvoll. Deshalb halte er sie für einen geeigneten Ort, um nach seiner Verletzungspause wieder aufs Bike zu steigen.
Aktuell falle ihm das Training noch schwer, gibt Marini zu. "Ich kann noch nicht viel Cardio machen, Laufen ist nicht möglich, weil das Bein noch nicht perfekt ist. Ich versuche es mit dem Radfahren, so wie viele andere MotoGP-Fahrer auch."
Technische Analyse: Wo Honda am meisten leidet
In Mugello stand er in engem Austausch mit Honda und beobachtete seine Markenkollegen auf der Strecke genau. Diese hatten sichtlich zu kämpfen, was laut Marini auch daran lag, dass Mugello "kein Honda-Kurs" sei, weil der Grip dort allgemein niedrig ist.
Mit dem weichen Hinterreifen habe man zwar mehr Grip gefunden, aber das Hauptproblem bestehe weiterhin. "Wir können den zusätzlichen Grip, den ein neuer weicher Reifen bietet, einfach nicht nutzen. Die Probleme mit dem Hinterradgrip und dem Rutschen bleiben bestehen", so Marini. Und das hat Folgen.
"Das größte Defizit haben wir beim Herausfahren aus Kurven. Unsere Beschleunigung ist zu schwach." Das erschwere es auch, das Motorrad korrekt umzulegen und wieder aufzurichten. Generell unterscheide sich Verhalten der Honda beim Öffnen des Gases fundamental von allen anderen Motorrädern im Feld.
"Das müssen wir so schnell wie möglich verstehen und beheben, denn ich denke, dass unser Motorrad schön zu fahren ist, es ist großartig. Aber sicherlich fehlt es uns an Topspeed, und beim Grip am Heck und beim Umgang mit dem Gas in der Beschleunigung haben wir meiner Meinung nach am meisten Defizite."
Elektronik stark, aber mechanischer Grip fehlt
Dennoch lobt Marini auch die Stärken des Teams. "Was die Elektronik angeht, sind wir vielleicht sogar der stärkste Hersteller. Unsere Ingenieure leisten in diesem Bereich unglaublich gute Arbeit", sagt er. Es fehle dem Motorrad aber an mechanischem Grip - besonders in Schräglage beim Beschleunigen.
Große Hoffnungen setzt Marini auf das neue Traktionssystem ("Slide Control"), das beim Österreich-Grand-Prix eingeführt werden soll. Er ist überzeugt, dass dieses Update der Honda helfen werde, weil man in dieser Phase besonders zu kämpfen habe.
Auch die neue Carbonschwinge soll ihren Teil beitragen. Laut Marini verbessert die Schwinge insbesondere das Gefühl am Kurveneingang. Dort sei das Motorrad spürbar stabiler. Zwar löse das nicht das Gripproblem beim Herausbeschleunigen, aber es sei ein Fortschritt in der ersten Phase der Kurvenfahrt.
Angesprochen auf Romano Albesiano, der Honda seit dieser Saison als Technikchef verstärkt, betont Marini: "Er macht einen großartigen Job. Er hat eine gute Verbindung zu den japanischen Ingenieuren aufgebaut und sorgt dafür, dass die Organisation besser wird und schneller auf die Wünsche der Fahrer reagiert."
Diese schnellere Reaktion sei essenziell, wenn man in der Entwicklung mit der Konkurrenz mithalten wolle. Trotz erster Fortschritte sei man aber noch nicht dort, wo man sein wolle. Auch wenn sich das Team auf einem guten Weg befinde, gebe es noch spürbare Unterschiede - vor allem in der Qualifikation.
"Wenn wir aus der zweiten Hälfte des Feldes starten, ist es fast unmöglich, mit unserem aktuellen Niveau noch weit nach vorne zu kommen", erklärt er. Eine bessere Startposition sei entscheidend, um konstant um Top-8-Platzierungen kämpfen zu können.
Zukunft bei Honda: Vertragsgespräche ohne Druck
Abschließend äußert sich Marini auch zu seiner vertraglichen Zukunft bei Honda. Sein aktueller Vertrag endet mit dieser Saison, doch die Situation sei ruhig und entspannt. "Wir sprechen miteinander, aber ohne Druck", verrät der Italiener.
"Es ist wichtig, dass alles im Detail geklärt ist, und dafür nehmen wir uns die Zeit." Sowohl von seiner Seite als auch vonseiten des Teams herrsche Klarheit über die gegenseitigen Erwartungen. Die Zeichen scheinen also auf Verlängerung zu stehen.


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