• 11.09.2015 19:27

  • von Ruben Zimmermann & David Emmett

Kaum Grip: Neuer Asphalt in Misano gibt Rätsel auf

Die Piloten sind mit dem neuen Asphalt in Misano insgesamt zufrieden - Die Fahrer, die die neue Oberfläche bereits kennen, wundern sich allerdings über wenig Grip

(Motorsport-Total.com) - Lange mussten die MotoGP-Piloten auf einen neuen Asphalt in Misano warten. Im Winter bekam die Strecke dann endlich eine neue Oberfläche verpasst, und bei diversen Privattests in diesem Jahr waren die Fahrer auch allesamt zufrieden. An diesem Wochenende sieht aber plötzlich alles ganz anders aus. Am Freitag klagten viele Piloten über extremes Rutschen und es gab in allen Klassen einige Stürze zu sehen (Die Ereignisse des Freitags in der Chronologie). Viele Fahrer können sich das nicht erklären.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez wundert sich über die anderen Bedingungen in Misano Zoom

"Ich hatte erwartet, dass wir hier sogar mehr Grip haben würden, weil es etwas kühler ist", erklärt Honda-Werkspilot Dani Pedrosa, der den neuen Asphalt bereits kannte, und ergänzt mit einem Lachen: "Es sieht aber so aus, dass das Gegenteil der Fall ist." Teamkollege Marquez ergänzt: "Wir konnten nicht das beste Setup finden, denn seit unserem Test hat sich die Strecke ziemlich verändert. Es ist rutschiger und etwas unebener."

WM-Spitzenreiter Valentino Rossi absolvierte zwar im Vorfeld des Grand Prix keinen MotoGP-Test in Misano, er ist auf seiner "Heimstrecke" allerdings häufig privat mit einer Yamaha R1 unterwegs. Dass die Strecke am Rennwochenende weniger Grip bietet, wundert ihn nicht. "Das habe ich erwartet. Als ich zum ersten Mal hier gefahren bin, war der Asphalt sehr dunkel, etwas ölig, aber mit viel Grip", berichtet der Italiener.

Große Verwunderung bei Ducati

"Man sieht bereits, dass sich die Farbe des Asphalts verändert und er Grip abbaut. Ich schätze, wir sind jetzt in der Mitte zwischen dem alten Asphalt und wie der neue Asphalt aufgetragen wurde. Das ist aber normal. Für mich war die Strecke heute noch sehr schmutzig. Das Problem ist, dass der Asphalt sehr aggressiv ist und man den harten Reifen verwenden muss", erklärt Rossi.


Fotos: MotoGP in Misano, Training


"Da es zusätzlich noch schmutzig ist, war der Grip nicht fantastisch. Wenn das Wetter gut bleibt, wird die Situation sicher besser", sagt Rossi. Ducati-Pilot Andrea Dovizioso erklärt derweil: "Im Vergleich zur Vergangenheit ist es schwieriger. Der Grip ist zwar besser und wir sind auch schneller. Allerdings funktioniert der Hinterreifen nicht so gut wie früher. In der Vergangenheit baute der Hinterreifen im Training und im Rennen gar nicht ab. Beim Test und auch heute war es schlechter."

"Im Vergleich zur Vergangenheit ist es schwieriger." Andrea Dovizioso

"Die Strecke hat sich verändert. Ich weiß nicht warum, aber jetzt ist es wieder so wie beim zweiten Test. Beim ersten Test hatte die Strecke noch wirklich viel Grip und die Rundenzeiten waren schneller", wundert sich auch Teamkollege Andrea Iannone, der mit den Bedingungen am Freitag überhaupt nicht zurecht kam. Suzukis Aleix Espargaro ergänzt: "Wir haben erwartet, dass wir noch schneller sein würden als beim Test. Damals war der Asphalt 55 oder 60 Grad heiß. Es ist sehr merkwürdig."

Auch Lob für neuen Asphalt

Trotzdem erklärt er, dass die Arbeiter einen "fantastischen Job" gemacht haben und verweist darauf, dass die Strecke deutlich besser ist als in der Vergangenheit. Auch für Tech-3-Pilot Bradley Smith ist es "ganz sicher besser". Der Brite erklärt, dass der Kurs nun wieder ein normales Grip-Level habe, das "akzeptabel" sei. "Vorher war es gefährlich, als wäre man auf Eis gefahren", schildert Smith.


Fotostrecke: GP San Marino, Highlights

Teamkollege Pol Espargaro sieht es ähnlich und erklärt: "Ich denke, sie haben mit dem neuen Asphalt einen sehr, sehr guten Job gemacht. Er ist komplett flach, es gibt keine Bumps. Der Grip ist nicht großartig, aber es war auch der erste Tag und die Strecke ist noch etwas schmutzig. Wir brauchen noch mehr Gummi. Es sieht aber fantastisch aus." Die beide Tech-3-Piloten fuhren am Freitag erstmals auf der neuen Oberfläche.

"Vorher war es gefährlich, als wäre man auf Eis gefahren." Bradley Smith

Das gilt auch für LCR-Pilot Cal Crutchlow. Der Brite verrät: "Beim ersten Test ist Honda hier unglaublich schnelle Rundenzeiten gefahren, jetzt scheint es nicht so schnell zu gehen. Beim zweiten Test haben schon die Ducati-Fahrer gesagt, dass es schlechter war und sie Graining hatten. Ich weiß nicht, was seit dem ersten Test passiert ist. Damals wurden 62 Grad gemessen. Jetzt ist es kühler und man sollte schneller sein."

Beim privaten Honda-Test fuhr Marquez bereits Rundenzeiten von 1:31.9 Minuten, am Freitag lag seine schnellste Runde allerdings rund eine Sekunde über dieser Marke. Es bleibt abzuwarten, ob Marquez und Co. diese Zeiten am Samstag erreichen können. Möglicherweise wird sich ja dann das ein oder andere Fragezeichen der Piloten in Luft auflösen.