Jorge Martin: Würde verstehen, wenn sich Ducati für Marquez entscheidet

Jorge Martin ist überzeugt, für seinen angestrebten Wechsel ins Werksteam nicht mehr zu tun zu können als er getan hat - Was er über Marc Marquez als Option sagt

(Motorsport-Total.com) - Abseits des Renngeschehens in der MotoGP-Klasse, der Königsklasse der Motorrad-Weltmeisterschaft, ist die derzeit spannendste Frage, wer zur Saison 2025 der zweite Stammfahrer im Ducati-Werksteam neben Francesco Bagnaia wird.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez, Gigi Dall'Igna, Jorge Martin

Sollten sich Dall'Igna und Co. für Marquez entscheiden, dann weiß Martin warum Zoom

Seit geraumer Zeit beschränkt sich der Kreis der Kandidaten auf drei Namen: Jorge Martin, der schon jetzt für das Ducati-Werksteam fahren würde, wenn er 2023 im Pramac-Team den WM-Titel errungen hätte; Marc Marquez, der sich nicht nur mit seinen jüngsten Auftritten im Gresini-Team ins Spiel gebracht hat; und Enea Bastianini, der aktuelle Teamkollege von Bagnaia im Werksteam.

Von Gigi Dall'Igna, Chef der Rennabteilung Ducati Corse, war vor wenigen Tagen zu hören, dass es "eine wirklich schwierige Entscheidung" sei und dass es wichtig sei, "nicht nur die Rennen 2024, sondern die komplette Geschichte all unserer Fahrer zu berücksichtigen".

Aus diesen Worten, die Dall'Igna kurz vor Beginn des vergangenen Wochenendes in Le Mans aussprach, könnte man herauslesen, dass die Entscheidung bereits zu Gunsten von Marc Marquez gefallen sein könnte. Aber ist dem auch so? Ausgerechnet Jorge Martin jedenfalls könnte es verstehen, wenngleich er hofft, selber den Zuschlag zu erhalten.

Martin weiß: Marquez ist "hinsichtlich des Marketings ein Tier"

"Ich würde es verstehen. Es ist Marc Marquez, achtmaliger Weltmeister. Hinsichtlich des Marketings ist er ein Tier. Ich würde diese Position [von Ducati] verstehen", sagte Martin am vergangenen Sonntag, kurz nachdem er das Wochenende in Le Mans mit der Idealpunktzahl von 37 Zählern zu Ende gebracht hat und damit an der Spitze der MotoGP-Gesamtwertung 2024 seinen Vorsprung auf Bagnaia, Marquez und Bastianini weiter ausgebaut hat.

Marc Marquez, Jorge Martin

In Le Mans siegte Martin (re.) vor Marquez - beide bezwangen Bagnaia Zoom

Aus seiner eigenen Sicht hofft Martin natürlich, dass nicht Marquez, sondern er selber der künftige Teamkollege von "Pecco" Bagnaia wird. Auf Nachfrage, wie sehr ihn das Thema beschäftigen würde, antwortet der Spanier, der seit seiner Rookie-Saison (2021) für Pramac-Ducati fährt: "Ich bin es gewohnt. Das geht jetzt schon drei Jahren so."

"Ich bin ruhig", versichert Martin und sagt: "Dass die Entscheidung näherrückt, das liegt auf der Hand. Wir haben lange darauf hingearbeitet. Hoffen wir, dass sich in den kommenden zwei Wochen alles klären wird. Bis dahin kann ich nichts sagen."

Martin macht Werbung für sich selber: "Habe getan, was ich tun musste"

Was Martin tun kann, das ist weiter Werbung für sich selber zu machen. "Im vergangenen Jahr war ich Vizeweltmeister. Jetzt führe ich die WM an. Das ist Fakt", sagt er und blickt auf das Le-Mans-Wochenende zurück: "Es ist wirklich schwierig, Sprint und Rennen an einem Wochenende zu gewinnen. Nachdem ich das am Sonntag geschafft hatte, stellte ich mir selber die Frage, wer bitteschön die Nummer 1 ist?"

"An diesem Wochenende war ich das, ganz klar", so Martin. Seine Begründung: "Marc und 'Pecco' geschlagen zu haben, das ist schon großartig, finde ich. Schließlich sind beide herausragende Champions. Ich selber bin noch kein MotoGP-Champion. Deshalb war das eine bemerkenswerte Leistung, wie ich finde."

"Ich denke nicht, dass ich noch irgendwas beweisen muss", beteuert der Pramac-Pilot und unterstreicht: "Wenn ich an meine Zukunft denke, dann kann ich sagen, dass was immer bei den kommenden zwei Rennen passiert, nichts verändern wird. Selbst wenn ich gewinne, selbst wenn ich stürze, habe ich schon getan, was ich tun musste."

Jorge Martin

In Le Mans holte Martin 37 von 37 möglichen WM-Punkten, die WM führt er klar an Zoom

In diesem Zusammenhang übt Martin - nicht zum ersten Mal - durchaus Druck auf Ducati aus, indem er sagt: "Ich will unbedingt ins Ducati-Werksteam. Aber wenn ich sie mich dort nicht haben wollen aus Gründen, die wir nicht kennen, dann werde ich mein Talent anderen Leuten zur Verfügung stellen."

Denn sollte es für ihn mit dem erhofften Wechsel nach Bologna nicht klappen, dann sieht Martin auf dem Papier auch andere Optionen für seine Zukunft.

"Die Aprilia ist ein Siegermotorrad, die KTM ist ein Siegermotorrad. Honda und Yamaha werden es in ein paar Jahren mit Sicherheit auch sein", zählt der 26-jährige Spanier auf. Gleichzeitig stellt er aber klar, dass Honda und Yamaha zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht ernsthaft in Frage kommen: "Ich bin jung und ich will gewinnen."

Pedro Acosta: Martin verdient Platz im Werksteam

Die Frage, wer 2025 den Platz neben Francesco Bagnaia im Ducati-Werksteam bekommt, die wurde am Le-Mans-Wochenende auch anderen im Fahrerlager gestellt. MotoGP-Rookie Pedro Acosta ist einer davon. Und seine Antwort auf diese Frage kam wie aus der Pistole geschossen: "Martin, weil er es mehr verdient als die anderen."

Bei dieser Antwort des 19-jährigen Spaniers, der für Tech3-GasGas fährt, darf man nicht vergessen, dass er und Martin (und auch Aleix Espargaro) denselben Manager haben: Albert Valera. "Nein nein, damit hat das nicht zu tun", meint Acosta.

Acostas Begründung, warum er - wenn er die Wahl hätte - Martin auf die zweite rote Ducati setzen würde: "Im vergangenen Jahr hat er die WM als Zweiter abgeschlossen. Den Titel hat er nicht gewonnen, weil Gott so entschieden hat. Jetzt führt er die WM an, obwohl er in Jerez gestürzt ist. Ich denke, ohne den Sturz hätte er dieses Rennen gewonnen. Er ist im Moment der stärkste Fahrer im Feld."

Marc Marquez, Enea Bastianini, Jorge Martin

Marc Marquez, Enea Bastianini oder Jorge Martin: Wer fährt 2025 im Ducati-Werksteam? Zoom