Jonas Folger über sein WM-Ziel und den gewissen Flow

Mit Platz zwei am Sachsenring beendete Jonas Folger die erste Saisonhälfte in der MotoGP auf einem Hoch - Was er und Teamchef Herve Poncharal jetzt erwarten

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem zweiten Platz beim Heim-Grand-Prix am Sachsenring verabschiedete sich MotoGP-Rookie Jonas Folge Anfang des Monats auf einem Hoch in die wohl verdiente Sommerpause. Er machte mit dem Podesterfolg nicht nur den Sturz von Assen vergessen und brachte die deutschen Motorrad-Fans zum Jubeln, sondern machte auch in der WM-Tabelle wichtige Punkte gut. Zur Halbzeit steht er mit 71 Zählern auf Platz sieben direkt hinter Teamkollege Johann Zarco.

Titel-Bild zur News: Jonas Folger

Jonas Folger feierte am Sachsenring sein erstes Podium in der MotoGP Zoom

Mit seiner bisherigen Ausbeute ist der Deutsche mehr als zufrieden. Bis zum Ende der Saison will er eine Top-10-Platzierung in der Gesamtwertung unbedingt halten. Diese Ziel stand für den Tech-3-Yamaha-Piloten schon früh fest, wie er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' verrät: "Nach den ersten zwei Rennen habe ich mir gedacht: Okay, realistisches Ziel für dieses Jahr ist die Top 10 in der Meisterschaft."

Lange hielt sich Folger auf Position acht. Nach dem Nuller beim Großen Preis der Niederlande fiel er auf den zehnten Platz zurück. Der Heimerfolg katapultierte ihn dann wieder weiter nach vorn. "Deswegen denke ich: Wenn wir unter die ersten Acht kommen in diesem Jahr, wäre ich absolut zufrieden. Das wäre dann eine sehr starke Saison für mich", kalkuliert der 23-Jährige, der in den noch verbleibenden neun Rennen möglichst viele Punkte mitnehmen will.

Folger: "Es gibt Tage, da hat man eben den Flow"

Zwar ist die Konkurrenz dicht zusammen: Zarco liegt mit 84 Punkten auf sechs, Danilo Petrucci (Pramac-Ducati, 68) und Jorge Lorenzo (Ducati, 65) fehlen nur wenige Zähler auf Folger. Und auch Cal Crutchlow (LCR-Honda, 64) ist nicht weit weg. Doch der MotoGP-Rookie gibt sich auch für die zweite Saisonhälfte selbstbewusst: "Man sieht ja oft genug in den Trainings, dass wir vorne dabei sind und mitfahren können."

Mit insgesamt sechs Top-10-Platzierungen hat er das auch schon im Rennen oft genug bewiesen. "Und wenn dann alles passt an einem Rennwochenende und das Gefühl da ist - es gibt einfach so Tage, wo es dann fast von alleine läuft - dann hat man eben den Flow an dem Tag und dann läuft es einfach. Wenn das der Fall ist, sind wir schon im Stande, ein Podium einzufahren", erklärt Folger. Und genau so war es am 2. Juli beim Großen Preis von Deutschland.

Nicht nur der Tech-3-Fahrer, auch Teambesitzer Herve Poncharal konnte sein Glück kaum fassen. "Wenn mir jemand vor dem Start der Saison erzählt hätte, dass wir eine Pole-Position holen und aufs Podest fahren werden, dann hätte ich gesagt: Nie im Leben!", beteuert der Franzose gegenüber 'Motorsport-Total.com' und blickt auf die Highlights der Saison zurück: Zarcos Pole in Assen sowie den zweiten Platz in Le Mans und das Folger-Podest zu Hause.


MotoGP am Sachsenring

Poncharal lobt Teamspirit: "Das war nicht immer so"

"Vor Saisonbeginn, selbst nach den guten Wintertests, haben wir gesagt: Unsere Mission sind die Top 10. Wenn man sich all die Werkspiloten mit ihrer Erfahrung ansieht", sei das ein realistisches Ziel gewesen. Dass man jedoch im Stande sein würde, sogar auf dem Podest zu landen, damit habe niemand ernsthaft gerechnet. "Wir liegen also schon jetzt über unseren Erwartungen. Es wäre natürlich toll, das zu wiederholen", gibt Poncharal zu.

Grundsätzlich aber liege der Fokus auch in der zweiten Saisonhälfte darauf, mit den Fahrern so weiterzumachen wie bisher. "Das heißt: Die MotoGP-Klasse weiter kennenzulernen", erklärt der Teamchef. "Man konnte zum Beispiel sehen, dass Johann nach seiner Pole-Position im Rennen noch etwas die Erfahrung fehlte. Aber genau diese Erfahrung wird kommen, und zwar Schritt für Schritt, von Rennen zu Rennen."

Herve Poncharal

Herve Poncharal hat mit seinen beiden Rookies einen wahren Glücksgriff gemacht Zoom

Großen Anteil daran, dass das bisher so gut gelang, habe auch der Spirit im Team, betont Poncharal: "Im Moment ist die Stimmung wirklich großartig. In der Box haben wir jede Menge Spaß - das war in der Vergangenheit nicht immer so. Die Atmosphäre ist gut, wir teilen alles miteinander und jeder vertraut dem anderen." Dazu gehöre auch, den Rookies nach Rückschlägen wie etwa für Folger in Assen den Rücken zu stärken.

"Für Jonas war es wichtig, dass er spürt, wie sehr Yamaha und das Team an ihn glauben und hinter ihm stehen", sagt Poncharal. Für beide Fahrer gehe es in ihrer Debütsaison darum, in der MotoGP-Klasse zu wachsen - an ihre Erfolgen, aber auch an ihren Fehlern. "Denn im nächsten Jahr werden sie keine Rookies mehr sein. Es ist ein Lernprozess. Wir müssen alle Fehler in diesem Jahr machen, um sie im nächsten Jahr zu vermeiden."