• 27.05.2024 13:36

  • von G.Dirnbeck, Co-Autoren: G. Garcia Casanova, O.Puigdemont

Honda-Updates in Barcelona: "Ein Schritt zurück für zwei nach vorne"

Johann Zarco fährt in Barcelona mit neuer Aerodynamik - Das Honda-Werksteam Joan Mir und Luca Marini fährt neue Motorspezifikation - Das Feedback ist durchwachsen

(Motorsport-Total.com) - Honda war auch auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya von der Performance her das Schlusslicht. Im Qualifying schaffte Johann Zarco als bester Honda-Fahrer 1:38.978 Minuten. Die Poleposition-Zeit von Aprilia-Speerspitze Aleix Espargaro lautete 1:38.190 Minuten.

Titel-Bild zur News: Johann Zarco, Joan Mir, Luca Marini

Honda war trotz Updates auch in Barcelona die langsamste Marke Zoom

Im Sprint über zwölf Runden war Takaaki Nakagami als 13. der beste Honda-Fahrer. Sein Rückstand betrug 13 Sekunden. Auch im Grand Prix über 24 Runden war der Japaner als 14. der beste Honda-Fahrer.

Bitter war, dass Pedro Acosta (Tech3-GasGas) nach seinem Sturz noch vor den Honda-Fahrern ins Ziel kam. Dass Honda nicht geschlossen auf den letzten fünf Plätzen ins Ziel gefahren ist, lag daran, dass Alex Rins mit Benzindruckproblemen an seiner Yamaha eine Minute Rückstand hatte.

Im Hintergrund arbeitet Honda viel. Im Werksteam fuhren Luca Marini und Joan Mir in Barcelona mit einer neuen Motorspezifikation. Zarco war mit dem neuen Aerodynamikpaket unterwegs. Ab Samstag war diese neue Verkleidung bei beiden Motorrädern montiert.

Im Gegensatz zum Werksteam fuhr Zarco mit der bisherigen Motorspezifikation. Als Referenz fuhr Nakagami das gesamte Wochenende mit der alten Verkleidung und mit der bisherigen Motorspezifikation. Mit dem "alten" Motorrad war er in den Rennen der Schnellste.

"Die neue Verkleidung ist eine Bestätigung von Mugello, aber sie ist nicht so gut wie in Mugello", hält Zarco fest und erklärt: "Das liegt an der Streckencharakteristik mit wenig Grip. Deshalb können wir die Vorteile der neuen Verkleidung für besseres Turning nicht nutzen."

Johann Zarco

Zerklüftete Seitenverkleidung: Zarco mit der neuen Honda-Aerodynamik Zoom

Trotzdem erkennt der Franzose Fortschritte mit der neuen Aerodynamik: "Man hat weniger Schmerzen in den Armen, weil das Motorrad einfacher zu fahren ist. Ich glaube, man kann deshalb einfacher fahren, weil man in der Bremsphase mehr Kontrolle hat."

"Ich habe etwas besseres Turning erwartet, aber auf dieser Strecke habe ich das nicht gespürt. Vielleicht liegt das am niedrigen Grip im Vergleich zu anderen Strecken. Wir ändern große Dinge beim Motorrad, aber das Gefühl ändert sich nur wenig."

Nakagami ist auf der Strecke direkt hinter seinem Teamkollegen gefahren, aber zur neuen Aeordynamik meint er: "Hinter Zarco konnte ich keine Vorteile des Pakets sehen, denn er hatte große Mühe mit dem Gefühl für das Vorderrad und auch das Griplevel war praktisch gleich."

Takaaki Nakagami, Luca Marini, Joan Mir, Johann Zarco

Takaaki Nakagami war mit dem "alten" Motorrad der beste Honda-Fahrer Zoom

Außerdem fuhr Zarco mit einem anderen Auspuff. Aber das war für ihn spürbar keine Veränderung: "Das Gefühl des Motors kontrollieren wir mit der Elektronik. Deshalb fühlt sich der Motor für mich nicht anders an. Nur der Sound hat sich geändert."

"Deshalb fühlt es sich mehr im Kopf anders an als beim Fahrgefühl." Das Barcelona-Fazit fällt aus Zarcos Sicht deshalb durchwachsen aus: "Wir haben über das Wochenende versucht, das Motorrad zu verbessern. Aber am Ende hat nichts besser funktioniert. Das macht mich traurig,"

Mehr Spin mit neuer Motorspezifikation

Voraussichtlich werden am kommenden Wochenende in Mugello auch Marini, Mir und Nakagami die neue Aerodynamik homologieren. In Barcelona lag der Fokus für Marini und Mir auf einer neuen Motorspezifikation - mit gespaltetem Fazit.

"Es war ein Albtraum, ich hatte das ganze Wochenende ein schlechtes Gefühl", stöhnt Mir. "Für diese Strecke hatte ich schon Probleme erwartet. Ich bin mit einer anderen Motorkonfiguration gefahren, aber damit fühlte ich mich nicht gut."

"Das Spin-Level scheint schlechter zu sein und der Topspeed ist geringer. Der niedrige Grip war das schlimmste Szenario, weil das Hinterrad fast 90 Prozent der Runde durchdreht. Beim Grip und bei der Beschleunigung haben wir verloren."

Joan Mir

Joan Mir fühlte sich mit der neuen Motorspezifikation nicht gut Zoom

"Wir haben ein großes Problem gelöst, nämlich im Bereich Turning und Agilität. Jeder macht mit den Flügeln und der Motorleistung Fortschritte bei der Beschleunigung, aber wir haben verloren. Mein Motorrad war auf der Geraden sehr langsam, ich konnte mich kaum verteidigen."

Mit der neuen Motorspezifikation drehte das Hinterrad viel stärker durch. Ein Eindruck, den auch Marini bestätigt: "Beim neuen Motor ist der Spin stärker. Ich bin lange im Windschatten von 'Taka' gefahren und habe versucht, ihn zu überholen."

"Ich war schneller als er, ich weiß aber nicht, wie sehr er den Hinterreifen gemanagt hat. Ich fühlte mehr Pace, aber ich konnte ihn nicht überholen, weil er auf der Geraden schneller war. Er ist mit einer anderen Motorspezifikation gefahren."

Ken Kawauchi

Ken Kawauchi hat sich "mehr Spin" in seinen Notizblock notiert Zoom

"Das ist eines unserer Probleme, aber nicht das einzige. Wir müssen an vielen Dingen arbeiten. Wenn man so viele Schwächen hat, dann ist es schwierig, die Performance in fünf Rennen zu finden. Wir brauchen mehr Zeit."

Trotzdem soll diese neue Motorspezifikation langfristig ein Fortschritt sein. "Ja", sagt Mir, "es gibt mehr Spielraum. Kurzfristig ist es auch besser, wenn man Upgrades erhält. Deswegen war es die richtige Entscheidung."

"Für die Ingenieure war das wichtig, denn sie können genau sehen, wie gut wir in einem Bereich und wie schlecht wir in einem anderen Bereich sind. Wir haben vermutlich einen Schritt zurück gemacht, um in Zukunft zwei nach vorne zu machen. Aber momentan ist es schwierig."

Luca Marini: "Mein bisher bestes Honda-Rennen"

Trotz der aktuellen Situation zeigte sich Marini nach dem Barcelona-Wochenende zufrieden. Er hat zwar weiterhin keinen WM-Punkt auf dem Konto, aber diesmal fuhr er nicht abgeschlagen alleine als Letzter, sondern konnte mit seinen Honda-Kollegen mithalten.

"Es war mein bisher bestes Rennen", lächelt Marini. "Das Motorrad ist jetzt besser zu fahren, das Gefühl ist besser. Aber mehr kann ich dazu nicht sagen. Jetzt genieße ich es, das Motorrad zu fahren. Es ist nicht unglaublich gut, aber ich fühle mich viel besser als in den ersten Rennen."

Luca Marini

Luca Marini fühlte sich besser als bei seinen ersten Honda-Rennen Zoom

"Jetzt kann ich fahren, mich verteidigen und attackieren. Aber es fehlt noch Performance. Wir müssen clever sein, um zu verstehen in welchen Bereichen wir arbeiten müssen. Meiner Meinung nach arbeiten wir gut, wir müssen aber auf weitere Updates warten, um mehr Performance zu finden."

Testfahrer Stefan Bradl war in Barcelona mit seiner zweiten Wildcard in diesem Jahr im Einsatz. Wegen einer Magenverstimmung war der Deutsche geschwächt. Für den Montag nach dem Rennen ist für ihn noch ein privater Testtag in Barcelona geplant.

In der Herstellerwertung ist Honda nach sechs Rennwochenenden mit 19 Punkten auf dem fünften und letzten Platz. Der Rückstand auf Yamaha beträgt 16 Zähler.

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