Honda: Überraschung bei der 1.000er?

HRC-Chef Shuhei Nakamoto lässt offen, welchen Hubraum das kommende Bike haben wird: Benzinverbrauch rückt in den Fokus der Ingenieure

(Motorsport-Total.com) - Kommendes Jahr endet die fünfjährige Ära der MotoGP-Bikes mit 800 Kubikzentimetern. Neben der aktuellen Saison konzentrieren sich die Werke immer mehr auf die Nachfolger für 2012. Bisher schien Honda am schnellsten zu sein. Beim letzten Test in Brünn war Casey Stoner Schnellster. Doch auch Yamaha konnte gute Zeiten fahren. Einzig bei Ducati scheinen die aktuellen Sorgen die Entwicklung des neuen Motorrades zu überschatten.

Titel-Bild zur News: Shuhei Nakamoto (Technischer Direktor)

Shuhei Nakamoto lässt offen, ob Honda vom vollen Hubraumlimit Gebrauch macht

Bei Honda ist das Ziel klar: "Bei Rennmaschinen ist die Zielsetzung immer sehr einfach: Sie müssen Siegerbikes sein. Sonst nichts", meint HRC-Chef Shuhei Nakamoto lächelnd. "Casey hat sie in Jerez bereits an zwei Tagen getestet. Er verfügt also schon über mehr Erfahrung mit der neuen Maschine. Deswegen war er in Brünn am schnellsten. Wir haben diesmal ein etwas anderes Chassis als in Jerez dabei und wollen herausfinden, ob diese Version etwas besser ist oder nicht."

Einheitliches Feedback

"Für Dani ist es das erste Mal, dass er die neue Maschine fährt. Im Moment geben uns beide Fahrer das gleiche Feedback und unsere Ingenieure kontrollieren die Telemetriedaten. Danach werden wir entscheiden, wie wir weitermachen", schildert Nakamoto. Grundsätzlich ähnelt das neue Motorrad der aktuellen MotoGP-Maschine stark: "Wir verfolgen im Grunde genommen das selbe Konzept wie bei der 800er-Maschine. Der einzige Unterschied besteht in der Größe des Motors. Die Konstruktion ist natürlich eine andere, denn der Motor ist anders. Aber das Konzept ist gleich."

"Der neue Motor hat zwar mehr Power als der 800er, darf aber weniger verbrauchen. Wir versuchen also, einen Motor mit einem effizienten Spritverbrauch zu konstruieren. Sollte sich diese neue Technologie als erfolgreich herausstellen, kann sie auch in Straßenmotorrädern zum Einsatz kommen. Normalerweise geht es bei einem Rennmotor um möglichst viel Drehmoment und Leistung. Aber aufgrund der neuen MotoGP-Regularien muss man einen anderen Ansatz wählen", erklärt der Japaner.

Honda RC212V

Magere Bilanz: Bisher ist die Honda RCV212V noch ohne Titel Zoom

Nachdem Honda zwischen 2002 und 2006 mit der RCV211V ein sehr konkurrenzfähiges Motorrad baute, schienen die Japaner mit der Umstellung zur RCV212V Probleme zu haben. Bisher gelang es dem größten Motorradhersteller der Welt nicht, mit der 800er einen Titel einzufahren. Erst im letzten Jahr dieser Ära ist Casey Stoner auf dem Weg, das zu ändern.

Keine leichte Aufgabe

Dennoch unterschätzt Nakamoto die Rückkehr zum großen Motor nicht: "Es war nicht unbedingt einfacher, den neuen Motor zu bauen. In Sachen Spritverbrauch ist der Motor, den Casey und Dani jetzt getestet haben, ungefähr gleichauf mit dem 800er." Offen ist nach wie vor, ob Honda überhaupt das Hubraumlimit ausnutzt, da die Vorteile des neuen Reglements kleiner als erwartet sind. "Der Hubraum liegt irgendwo zwischen 800 und 1.000 Kubikzentimetern", meint Nakamoto lachend."

"Auf der Strecke in Brünn beträgt der Vorteil durch den Motor vielleicht zwei Zehntelsekunden, da uns der Motor in den Kurven und beim Bremsen nicht weiterhilft. Der Motor hilft uns bloß bei der Beschleunigung und beim Topspeed. Beim Beschleunigen benutzen wir so oder so eine Traktionskontrolle, selbst bei den 800ern. Diese greift bis zur Mitte der Geraden ein, weil sonst hätten wir einen Wheelie nach dem anderen."

Die Bikes des Honda-Werksteams in der Boxengasse von Jerez

Laut Shuhei Nakamoto sind die Vorteile durch das neue Reglement recht gering Zoom

"Bei einem 1.000er-Motor muss die Traktionskontrolle also nur noch stärker eingreifen. Erst ab der Mitte einer Geraden gewinnen wir bis zum Ende etwas dazu. Aber der Topspeed ist höher, wegen der größeren Leistung. Deshalb muss man auch etwas früher bremsen. Auf einem anderen Kurs bringt uns der 1.000er-Motor aber wesentlich mehr, abhängig von der jeweiligen Charakteristik", analysiert der HRC-Chef und fügt hinzu: "Laguna Seca und Jerez sind dafür vielleicht etwas zu kurz."