• 03.06.2022 17:55

  • von G. Dirnbeck, Co-Autoren: M. Bremer, G. Garcia Casanova

Honda: Nicht Pol Espargaro bekommt neue Teile, sondern Takaaki Nakagami

Pol Espargaro "akzeptiert" die Entscheidung von Honda, ist aber nicht glücklich - Takaaki Nakagami sieht bei der neuen Schwinge ohnehin keine Fortschritte

(Motorsport-Total.com) - Marc Marquez fehlt bei seinem Heimrennen in Katalonien. Am Donnerstag ist der Spanier in den USA am rechten Oberarm operiert worden. Der insgesamt vierte Eingriff wurde erfolgreich durchgeführt. Freitagnachmittag meldete sich Marquez mit einem Foto in den Sozialen Medien, bedankte sich bei der Unterstützung und schrieb, dass er sich gut fühlt.

Titel-Bild zur News: Takaaki Nakagami

Takaaki Nakagami hat die Teile von Marc Marquez erhalten Zoom

In Abwesenheit des sechsmaligen MotoGP-Weltmeisters spielte Honda im Freitagstraining auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya keine Rolle im Spitzenfeld. Pol Espargaro beendete den Tag als Elfter, Takaaki Nakagami als Zwölfter, Alex Marquez als 18. und Stefan Bradl als 23.

Diskussionen gab es bereits im Vorfeld. In Mugello hatte Marc Marquez ein neues Chassis und eine neue Hinterradschwinge zur Verfügung. Espargaro fragte bei Honda, ob er nun in Barcelona die neuen Teile probieren dürfe. Die Antwort fiel negativ aus.

"Vor allem die Schwinge ist eine Verbesserung, mehr noch als das Chassis", hält Espargaro fest. "Honda hat entschieden, die Teile 'Taka' zu geben, der auch ein Werksfahrer ist." Honda will die neuen Entwicklungen also mit Nakagami probieren und nicht mit Espargaro.

Ist das ein Indiz dafür, dass sich Espargaro mit Saisonende aus dem Honda-Werksteam verabschieden muss? "Es liegt nicht an mir, diese Fragen zu stellen", kommentiert der Spanier entnervt die Entscheidung, dass nicht er die neuen Teile erhalten hat.

Pol Espargaro

Mit der Entscheidung von Honda war Pol Espargaro nicht glücklich Zoom

"Honda hat diese Entscheidung getroffen und ich befolge das. Ich bin der Fahrer und muss mit dem Motorrad so schnell wie möglich fahren. Das versuche ich jedes Wochenende. Wer neues Material erhält oder das Motorrad weiterentwickelt, diese Entscheidung liegt bei Honda."

"Man muss die verantwortliche Person fragen. Das ist nicht mein Job. Natürlich möchte ich so viele neue Entwicklungen wie möglich haben, um die Situation zu verbessern. Vor allem wenn die Situation nicht gut ist."

"Man will natürlich viele neue Teile haben, um das Ruder herumzuwerfen. Aber das passiert nicht. Wir haben ein neues Chassis und eine Schwinge. 'Taka' wird sie verwenden. Es ist wie es ist. Ich sage das nicht wütend. Es ist Hondas Entscheidung. Ich akzeptiere das."

"Das ist die Situation und ich akzeptiere sie. 'Taka' ist ein schneller Fahrer und berechtigt, diese Dinge auszuprobieren. Er ist mit Honda auch enger verbunden als ich. Ich verstehe, dass er die Chance erhält, die neuen Teile zu probieren. Ich akzeptiere das."

Nakagami spürt mit neuer Schwinge kaum Unterschiede

In seiner besten Runde war Espargaro um wenige Hundertstelsekunden schneller als Nakagami. Aber beide landeten außerhalb der Top 10. Nakagami hielt nach dem Trainingstag fest, dass die neuen Teile eigentlich keine wesentlichen Fortschritte darstellen.

"Ein Motorrad ist Standard und das andere hat neue Teile", schildert der Japaner. "Mit dieser Hinterradschwinge bin ich zum ersten Mal gefahren. Es ist jetzt kein massiver Unterschied. Ich hätte etwas mehr Seitengrip erwartet - für mehr Grip oder besseres Turning."

Takaaki Nakagami

Auch Takaaki Nakagami hat noch keinen Vertrag für das nächste Jahr Zoom

"Die Schwinge ist nicht negativ, aber ich kann nicht sagen, dass es großes Potenzial gibt. Die Bremsperformance ist etwas anders, weil die Schwinge etwas steifer ist. Dadurch wird das Handling schwieriger. Das ist etwas negativ."

"Ansonsten spüre ich eigentlich keinen Unterschied. Ich kann noch nicht sagen, mit welcher Schwinge ich weitermachen werde. Das Vertrauen zum Motorrad ist nicht optimal. Unsere Schwäche ist vom Scheitelpunkt bis zum Kurvenausgang."

"Es fehlt hinten Grip, aber das ist auf dieser Strecke in jedem Jahr das Hauptproblem", nennt Nakagami den gleichen Aspekt wie viele Fahrer. "Diesmal ist es nicht anders. Wir müssen die Daten analysieren, ob wir mit der neuen Schwinge weitermachen. Ich bin mir nicht sicher."

Espargaro: Am kühlen Vormittag läuft es besser

Niedriger Grip und Reifenmanagement sind in Barcelona für alle Marken die Kriterien. Espargaro sagt aber nach dem Freitag: "Es gibt keinen Grip, aber woanders habe ich mich schon schlechter gefühlt. Mit Rennreifen bin ich am heißen Nachmittag die drittschnellste Zeit gefahren."

Pol Espargaro

Der kühlere Vormittag hilft den Honda-Fahrern Zoom

"Als dann alle den weichen Reifen genommen haben, haben wir wieder die Realität gesehen. Am Vormittag ist es für uns besser, weil der Vorderreifen für uns zu weich ist. Die niedrigere Temperatur am Vormittag hilft dem weichen Vorderreifen."

Das klare Ziel von Espargaro und Nakagami lautet, im dritten Training den direkten Einzug ins Q2 zu schaffen. Andernfalls würde das Rennen sehr schwierig werden. "Wir dürfen nicht aus der vierten, fünften Reihe starten. Das wäre viel zu weit hinten", betont Espargaro.

Test- und Ersatzfahrer Bradl hat wieder ein Entwicklungsprogramm von Honda zu absolvieren. Auch der Deutsche verglich zwei Chassis-Varianten. Dazu war er wieder mit einem anderen Auspuff unterwegs, den er schon bei der Wildcard in Jerez getestet hat.

Am Nachmittag hatte Bradl auch einen Sturz. "Heute ging es darum, wieder zurück in den Rennmodus zu kommen", sagt der Deutsche. "Es war ein guter Tag, weil wir vom Vormittag einige Fortschritte gefunden haben. Wir testen hier auch einige Dinge. Wir sind dabei, Speed aufzubauen. Ich hoffe, morgen machen wir noch einen Fortschritt."

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