• 23.07.2007 10:00

Hofmann: Laguna Seca war keine Reise wert

Alex Hofmann ist sauer auf die halbe Welt: Sylvain Guintoli, die Rennleitung und sein eigenes D'Antin-Team - Comeback in Brünn fast ausgeschlossen

(Motorsport-Total.com) - Alex Hofmann gab beim Grand Prix der USA ein kurzes Comeback an der Rennstrecke. Der D'Antin-Ducati-Pilot, der gleich am ersten Trainingstag schuldlos vom Motorrad gerissen worden war und dabei eine schwere Verletzung der linken Hand erlitt, traf sich am Vormittag zu einer Besprechung mit der vierköpfigen Grand-Prix-Sicherheitskommission und reiste dann wieder ab. Sein Vertreter Chaz Davies wurde im Rennen am Nachmittag nach einem Ausritt durchs Kiesbett abgeschlagen Letzter.

Titel-Bild zur News: Alex Hofmann

Alex Hofmann sah sich das Rennen am Sonntag von der Box aus an

Hofmanns Ducati-Markengefährte Casey Stoner holte sich den sechsten Saisonsieg, drei Bridgestone-Piloten besetzten das Podest, und auch für Hofmann wäre der US-Grand-Prix eine tolle Gelegenheit gewesen, eine weitere Topplatzierung unter Dach und Fach zu bringen.#w1#

Hand in kritischem Zustand

"Jetzt habe ich zwei Platten und 23 Schrauben auf zwei Hände verteilt. Das muss man erst einmal verkraften." Alex Hofmann

Doch Punkte und Positionen waren an diesem Tag die geringste Sorge des einzigen deutschen MotoGP-Fahrers. Die am ersten Trainingstag schlimm verletzte linke Hand, vom operierenden Prominentenarzt Arthur Ting nochmals untersucht, war weiterhin in kritischem Zustand, was Durchblutung und mögliche Komplikationen anging, und auch die Schmerzen hatten kaum nachgelassen: "Jetzt habe ich zwei Platten und 23 Schrauben auf zwei Hände verteilt. Das muss man erst einmal verkraften", murmelte Hofmann.

Zumal der Unfall leicht hätte vermieden werden können, wenn sein Gegner Sylvain Guintoli etwas vorsichtiger gewesen wäre: "Er kam mit mindestens 30 km/h Tempoüberschuss an der gefährlichsten Kurve des Planeten an", verwies Hofmann und hatte keinerlei Verständnis dafür, dass der Franzose ohne jegliche Konsequenzen davonkam und der Leichtsinn von der Rennleitung nicht bestraft wurde.

"John Hopkins wurde wegen einer harmlosen Geste in Richtung Carlos Checa, der ihm im Training die schnellste Runde verdorben hatte, zu 2.000 Dollar Strafe verurteilt. Guintoli hat meine Gesundheit und womöglich meine ganze Saison ruiniert, doch gegen ihn wird nichts unternommen", wunderte sich Hofmann. Der Standpunkt der Rennleitung, man müsse zwischen einem vorsätzlichen Vergehen und einem Versehen unterscheiden, und es hätten sich an dieser Stelle auch andere Fahrer verbremst, blieb strittig. "Was wäre passiert, wenn der Leidtragende nicht Hofmann, sondern Valentino Rossi oder Casey Stoner geheißen hätte?" fragte Hofmann in die Runde, erhielt aber keine Antwort.

Einigkeit herrschte dagegen bei der Frage, warum es volle 20 Minuten gedauert hatte, bevor das Training nach dem Unfall abgebrochen wurde und ein Sanitätsfahrzeug auf die Strecke geschickt werden konnte: "Ich saß blutend neben der Strecke, die ersten fünf Minuten halb bewusstlos vor Schmerzen, doch nichts passierte. Nach zehn Minuten habe ich selbst zu einem der Walkie-Talkies der Streckenposten gegriffen und SOS gefunkt, und immer noch passierte nichts", schüttelte Hofmann den Kopf.

Entschuldigung der Rennleitung bei Hofmann

"Das ist absolut inakzeptabel und wir entschuldigen uns in aller Form bei Alex." Paul Butler

"Das ist absolut inakzeptabel und wir entschuldigen uns in aller Form bei Alex", stimmte Rennleiter Paul Butler voll und ganz zu. "In unseren Protokollen ist die Vorgehensweise bei einem Unfall genau festgelegt, doch gegen menschliche Fehler sind wir leider nicht gefeit. Alles, was wir nun tun können, ist sicherzustellen, dass so etwas nicht mehr passiert."

Den dritten Punkt sprach Hofmann bei seinem Teamchef Luis D'Antin an: Dass, noch während er im Rettungshelikopter ins Krankenhaus schwebte, schon die privaten Aufnäher an seiner Lederkombi überklebt und hastig der Engländer Chaz Davies als Ersatz auf die Strecke geschickt wurde. "Ich habe Verständnis für die geschäftlichen Interessen des Teams, doch ich habe kein Verständnis, dass sie so weit gegangen sind", erklärte Hofmann. "Davon abgesehen: Eine Chance für Davies war dieses Rennen sicher nicht - eine wirkliche Talentprobe ist es, einen Neuling zunächst drei Tage auf einer Strecke privat testen zu lassen, nicht aber, ihn ins kalte Wasser zu werfen."

Nach den Krisengesprächen setzte sich der Deutsche mit Freundin Romina ins Auto und drehte dem Grand-Prix-Zirkus auf zunächst unbestimmte Zeit den Rücken. Denn die erste Prognose von Rennarzt Claudio Costa, Hofmann könne womöglich schon in etwas über drei Wochen, beim nächsten Grand Prix Mitte August in Brünn, wieder antreten, erfüllt sich sicher nicht: "Meine erste Sorge ist die Funktionsfähigkeit meiner Hand", erklärte Hofmann. "Rennfahren werde ich erst, wenn ich wieder vollkommen fit bin!"

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