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Herve Poncharal: Warum es für Gardner und Fernandez so schwierig ist

Remy Gardner und Raul Fernandez haben keine einfache Rookie-Saison bei Tech-3-KTM - Teamchef Herve Poncharal versucht eine Erklärung zu finden

(Motorsport-Total.com) - Im vergangenen Jahr haben Remy Gardner und Raul Fernandez die Moto2-Klasse dominiert. Der Aufstieg in die Königsklasse mit dem Tech-3-KTM-Team war der nächste logische Schritt. Aber beide haben es bislang schwer.

Titel-Bild zur News: Raul Fernandez, Remy Gardner

Die beiden Tech-3-Rookies haben noch kein Top-10-Ergebnis geschafft Zoom

Gardner fuhr in den ersten 13 Rennen viermal in die WM-Punkteränge. Sein bestes Ergebnis war Rang elf in Barcelona. Der Australier hat neun Zähler auf dem Konto. Fernandez schaffte zweimal ein Ergebnis in den Top 15. Platz zwölf auf dem Sachsenring war sein bestes Ergebnis.

Fernandez hat fünf Zähler auf dem Konto. Beide werden KTM mit Saisonende verlassen. Für Gardner wird es wohl keinen Platz mehr in der MotoGP geben, wie er jüngst anmerkte. Fernandez soll vor einem Wechsel zu RNF-Aprilia stehen.

Aber warum tun sich beide so schwer? "Um ganz ehrlich zu sein, ich weiß es nicht", sagt Tech-3-Teamchef Herve Poncharal im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Das Level wird immer höher. Früher waren die Abstände größer."

"Manchmal sind wir zum Beispiel auf Position 18, aber der Rückstand beträgt nur 0,6 Sekunden. Die Position ist nicht gut, aber der Rückstand ist nicht so schlimm. Aber im Endeffekt zählt die Position."

"Man muss sich nur die Rookie-Saison von 'Pecco' Bagnaia ansehen. Sein Rückstand war damals größer als jetzt unserer. Aber jetzt zählt er zu den Top-3-Fahrern. Eine Rookie-Saison ist immer schwierig. Manchmal hat ein Rookie Mühe und findet dann seine Pace."

Herve Poncharal

Herve Poncharal versucht eine Erklärung für die Schwierigkeiten zu finden Zoom

"Bei den Rookies ist Bezzecchi herausragend, aber sonst sind alle anderen eng beisammen", verweist Poncharal auf die Gesamtwertung. "Das klare Ziel lautet, den Rückstand auf Brad und Miguel zu reduzieren. Sie sind unsere Benchmark. Wir haben das gleiche Motorrad."

Fehlende Erfahrung über die Renndistanz

"Manchmal sind wir nicht so weit weg. Ich glaube, wir haben die größte Mühe über die Renndistanz. Über eine Runde sind wir manchmal knapp dran. Aber am Sonntag wissen Brad und Miguel genau, wie sie das Motorrad über 20, 25 Runden fahren müssen."

Als Beispiel verweist Poncharal auf das Silverstone-Rennen. Gardner fuhr dort die zwölftschnellste Rennrunde. Die beste Rennrunde von Sieger Francesco Bagnaia (Ducati) war um drei Tausendstelsekunden langsamer.

"Das zeigt, dass wir in der ersten Rennhälfte konkurrenzfähig sind, aber in der zweiten fällt er zurück. Man braucht Erfahrung, wie man in der ersten Rennhälfte den Reifen managt. Man muss auch seinen Fahrstil anpassen. Man muss viele Dinge verstehen. Da fehlt die Erfahrung."

Remy Gardner

Für Remy Gardner gibt es 2023 wohl keinen MotoGP-Platz Zoom

Trotzdem hat es den Anschein, dass Gardner in den vergangenen Rennen insgesamt einen Schritt gemacht hat, Fernandez aber nicht. "Dem stimme ich zu", sagt Poncharal. "Sein großer Schritt passierte in Barcelona. Wir haben immer noch viel Arbeit vor uns, aber bei ihm geht es vorwärts."

"Mit Raul hatten wir ein tolles Rennen auf dem Sachsenring. Ich war sehr glücklich. Aber das war das einzige gute Rennen. Hoffentlich können wir uns in der restlichen Saison verbessern. Das ist das Ziel."

Kam der MotoGP-Aufstieg für Fernandez zu früh?

Während Gardner seit 2016 in der Moto2-Klasse fuhr und sich schrittweise an die Spitze arbeitete, verlief der Aufstieg von Fernandez rasant. Ende 2020 gewann der Spanier seine ersten beiden Moto3-Rennen. Für die kleinste Klasse wurde er aber zu groß.

Dann schlug Fernandez in der Moto2-Klasse wie eine Bombe ein und gewann in seiner Rookie-Saison acht Rennen. Im Alter von 21 Jahren ging es dann direkt in die MotoGP. Kam der Aufstieg zu früh für Fernandez?

"Wenn er noch ein Jahr in der Moto2 geblieben wäre, was hätte er dann gelernt? Wenn man um den WM-Titel kämpft, hat man schon alles verstanden", findet Poncharal. "Was für einen Sinn hätte es gemacht, noch einmal 20 Rennen mit dem gleichen Paket zu fahren?"

Raul Fernandez

In der MotoGP hat Raul Fernandez sein Talent bisher noch nicht gezeigt Zoom

"Ich glaube nicht, dass das die Erklärung ist. Dieses Jahr ist für ihn schwierig, aber im nächsten Jahr wird es besser laufen, weil er sehr viel gelernt hat. Wenn er in der Moto2 geblieben wäre, dann wäre er 2023 ein Rookie gewesen und wäre vor den gleichen Problemen gestanden."

KTM für Rookies ein schwieriges Motorrad?

Stellt sich die Frage, ob die KTM für Rookies ein schwieriges Motorrad ist? Jahrelang hieß es, dass die Yamaha am "einfachsten" zu fahren sein soll. "Ich war bei Yamaha. Wir hatten Johann Zarco und Jonas Folger. Ihre Rookie-Saison war unglaublich", denkt Poncharal an 2017.

"Wir erinnern uns auch an Quartararos erstes Jahr mit der Yamaha. Damals hat jeder gesagt, dass die Ducati für Rookies am schwierigsten ist. Honda scheint auch ein sehr schwieriges Motorrad für Rookies zu sein. Aber einmal hat ein Rookie damit die Weltmeisterschaft gewonnen."

Raul Fernandez

Im nächsten Jahr tritt das Tech-3-Team unter dem Markennamen GasGas an Zoom

"Es ist einfach zu sagen, dass die Yamaha für Rookies einfach war und die Ducati schwierig, oder dass die Ducati jetzt einfach ist. Yamaha hat die Charakteristik nicht verändert. Aber man muss nur Darryn Binder, Morbidelli und Dovizioso fragen."

"Und die Ducati-Rookies sagen jetzt, dass es das beste Motorrad für den Anfang ist. Als Raul und Remy zum ersten Mal in Misano das MotoGP-Motorrad gefahren sind, haben sie gesagt, dass dieses Motorrad so schön und einfach zu fahren ist."

"Raul hatte gemeint, dass er mit diesem Motorrad Weltmeister werden kann. Aber als die Saison begonnen hat, wurde es immer schwieriger. Wäre Bezzecchi mit der KTM in diesem Jahr so gut, oder nicht?", stellt Poncharal eine theoretische Frage. "Ich weiß es nicht."

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