• 17.12.2008 15:58

  • von David Pergler

Gresini fordert Maßnahmen nach Formel-1-Vorbild

Teamchef Fausto Gresini sieht die MotoGP zum Handeln gezwungen, damit alle Hersteller an Bord bleiben - Jorge Lorenzo: " Die MotoGP wird immer existieren"

(Motorsport-Total.com) - Nach diversen Ausstiegen einiger Hersteller aus hochdotierten Rennserien haben die MotoGP-Protagonisten natürlich große Ohren bekommen. Auch in der obersten Motorradklasse ist in den vergangenen Jahren mit Geld nicht unbedingt sparsam umgegangen worden - klotzen statt kleckern hieß die Devise. Nun werden auch im Zweiradzirkus Kostensparmaßnahmen beschworen, um die MotoGP vor dem Sog der Herstellerausstiege zu retten.

Titel-Bild zur News: Fausto Gresini

Teamchef Fausto Gresini will die MotoGP zusammentrommeln

In der Formel 1 war Honda ausgestiegen, in der Rallye-Weltmeisterschaft Suzuki und Subaru, in der amerikanischen NASCAR-Serie wackeln die drei großen Werle von Ford, General Motors und Chrysler, nur die MotoGP ist bislang verschont geblieben.#w1#

Zwar hat noch kein Hersteller durchsickern lassen, sich eventuell zu verabschieden, doch das kann unter Umständen schnell und plötzlich passieren. Fausto Gresini war einer der Teamchefs, die jüngst nicht allzu gut geschlafen haben dürften. Der Formel-1-Ausstieg von Honda wird dem Boss des MotoGP-Honda-Satellitenteams einige Gedanken gemacht haben.

Streichung von vier Maschinen, Stahlbremsen

So ist es kein Wunder, dass der Italiener das Wort ergriffen hat und auch in der obersten Motorradklasse Kosteneinsparungen nach dem Vorbild der Formel 1 gefordert hat. Der Motorradrennsport ist zwar noch populärer, als noch vor einer Dekade und hat immer mehr Sponsoren und Fans rekrutieren können. Gleichzeitig ist jedoch auch das Starterfeld der Königsklasse auf zwei Rädern allmählich zusammengeschmolzen - noch ohne Wirtschaftskrise.

Um die MotoGP vor dem Sturm aus der Wirtschaft zu wappnen, seien drastische Maßnahmen notwendig: "Wir können nicht so weitermachen, wie bisher", gab Gresini gegenüber der 'Gazzetta dello Sport' an. "Wenn die Leute in der Formel 1 das Gefühl hatten, dass sie für Beschneidungen sorgen müssen, dann sollten wir auch darüber nachdenken. Wir können nicht warten, bis die Krise zu groß geworden ist, um noch etwas Wirksames zu tun. Für das Jahr 2009 kann natürlich wenig getan werden. Wir müssen uns zusammensetzen und darüber reden, wohin wir gehen wollen."

Drosselung der Motordrehzahl

Der Teamchef erklärte, er sehe durchaus einige Möglichkeiten: "Unser Ziel sollte sein, die Kosten um 30 Prozent zu senken. Mit den Ideen, die mir so vorschweben, könnten wir bereits 20 Prozent weniger ausgeben. Als erstes sollten wir die vier Bikes in der Garage loswerden. Für beide Fahrer sollte es nach einem Defekt oder Unfall nur ein Ersatzmotorrad geben."

Die Folgen wären klar: "Das würde weniger Gewicht zum Transport bedeuten und es wären auch weniger Techniker nötig. Dann sollten wir die Karbonbremsen streichen und zu Stahlbremsen wechseln. Diese gäbe es billig in der Serienproduktion. Alleine das würde 250.000 Euro sparen."

Aber auch die in der Formel 1 schon fast traditionellen Motoreneinfrierungen sollen in der MotoGP Einzug halten: "Wir müssen etwas ähnliches tun und die Konstruktionen der neuen Maschinen für vier, fünf Jahre einfrieren. Nur die Entwicklung der aktuellen Maschinen sollte erlaubt sein. Und die Lebensdauer der Motoren müssen wir verlängern - weniger Umdrehungen, mehr Kilometer. Sagen wir, 17.000 Umdrehungen reichen."

Yamaha-Pilot Jorge Lorenzo ist aber optimistisch, dass die MotoGP die Krise gut überstehen wird: "Die MotoGP und die Formel 1 werden immer existieren. Wenn Hersteller die Meisterschaft verlassen, sinken die Kosten." Da ist durchaus etwas dran, durch weniger Hersteller sinkt der Kostendruck für die übrigen Werke. Der Motorsport könnte sich wieder gesundschrumpfen.