Geringer Honda-Topspeed: Marini in den Top 10, aber Stürze von Mir und Zarco

Luca Marini trotz falscher Reifenwahl in den Top 10 - Stürze von Joan Mir und Johann Zarco zeigen die Probleme der RC213V auf - Trotzdem ist Honda WM-Zweiter

(Motorsport-Total.com) - Honda-Fahrer Luca Marini setzte in den USA seinen jüngsten Aufwärtstrend fort. Nach Platz zwölf in Thailand und Rang zehn in Argentinien fuhr der Italiener nun in Austin als Achter ins Ziel. Teamkollege Joan Mir schied durch Sturz aus. Es war schon sein fünfter in dieser Saison. Aber auch Mir kratzte im Grand Prix an den Top 10.

Titel-Bild zur News: Luca Marini

Luca Marini fuhr trotz falscher Reifenwahl in Austin in die Top 10 Zoom

Bezüglich Performance sieht Honda die Fortschritte in diesem Jahr auch auf dem Circuit of The Americas bestätigt. "Wir können bestätigen, dass sich unsere Technik mit jedem Grand Prix verbessert", so Marini. "Gerade hier haben wir mit dem Set-up einen Schritt gemacht."

"Das Motorrad funktioniert jetzt besser, und ich fahre es besonders im Kurveneingang sehr gerne. Ich bin aber extrem enttäuscht von mir selbst - vor allem wegen der Reifenwahl. Ich habe zwei Fehler gemacht."

Zunächst stand Marini wie der Großteil des Feldes mit Regenreifen in der Startaufstellung. "Nach der roten Flagge konnte ich zwar auf Slicks wechseln, aber da habe ich den nächsten Fehler gemacht", merkt er kritisch an.

"Ich bin mit Soft-Soft rausgefahren. Das ist für mich unverständlich. Normalerweise bin ich in solchen Situationen sehr clever und mache keine Fehler bei der Reifenwahl. Aber das Positive ist: Trotz der falschen Reifenwahl konnte ich ein sehr gutes Rennen fahren."

"Das Gefühl mit dem Motorrad war gut, ich konnte einen ordentlichen Rhythmus fahren, auch mit den falschen Reifen. Das bedeutet: Wenn wir es schaffen, alles zusammenzubringen, können wir ein richtig gutes Resultat holen."

Deswegen war der Italiener nach dem Rennen enttäuscht: "Ja, weil es eine echte Gelegenheit war. Einige Fahrer vor mir sind gestürzt - da muss man die Chance nutzen. Mit den richtigen Reifen wäre das Ergebnis definitiv noch besser gewesen."

Warum Joan Mir schon wieder gestürzt ist

Für Mir setzte sich die Sturzserie fort. Schon am Samstag war er zweimal am Boden - sowohl im Qualifying als auch im Sprint. Beide Male passierte der Crash in Kurve 15. Im Grand Prix war es dann Kurve 12.

"Ganz ehrlich", sagt Mir, "wenn ich all das sagen würde, was ich fühle, dann wäre das sehr schlecht für mein Image. Was ich also sage, ist nicht das, was ich wirklich denke. Denn ich bin extrem frustriert über die aktuelle Situation."

Prinzipiell ist der Ex-Weltmeister mit der RC213V zufrieden: "Ich habe das Gefühl, dass ich, wenn ich alleine fahre, extrem schnell sein kann." Aber: "Sobald das Rennen losgeht, habe ich einfach nicht die Mittel, um zu überholen, zu verteidigen - was auch immer."

"Das führt dazu, dass ich aggressiver fahren muss, was wiederum alles noch schlimmer macht. Genau das ist passiert. Daran müssen wir arbeiten. Ich selbst muss lernen, mit dieser Situation besser umzugehen, denn sie ist ganz anders als im vergangenen Jahr."

"Es fühlt sich so an, als hätten wir das Potenzial - aber wir können es in gewissen Situationen einfach nicht abrufen. Unser Potenzial an diesem Wochenende war deutlich größer als das, was wir letztlich erreicht haben und wie wir das Rennen beendet haben."

Der geringe Topspeed der Honda ist im Rennen das derzeit größte Problem. Schon nach dem Sprint hat Mir festgehalten, dass er vor der 1,2 Kilometer langen Geraden "eine halbe Sekunde" Vorsprung auf den Hintermann haben muss, um auf der Geraden nicht überholt zu werden.

Joan Mir

Die Sturzanfälligkeit hat Joan Mir bisher nicht abgeschüttelt Zoom

Um den verlorenen Boden gutzumachen, muss extrem spät gebremst werden. "Genau", bestätigt Mir. "Wenn das Rennen jetzt nochmal wäre und ich dieselbe Situation hätte, würde ich wieder stürzen. Ich kann es nicht verhindern."

"Das Motorrad lässt sich schön fahren, aber im Rennen damit konkurrenzfähig zu sein, ist eine echte Herausforderung. Hoffentlich sieht das in Europa besser aus, auf kleineren Strecken mit kürzeren Geraden. Möglicherweise ist dann mehr möglich."

Auch Zarco gestürzt: Er bestätigt Mirs Aussagen

Ein herausforderndes USA-Wochenende hat auch Johann Zarco erlebt. Der LCR-Fahrer konnte nicht an seine starke Performance von Argentinien anknüpfen. Im Sprint wurde der Franzose 16. und sammelte im Grand Prix ebenfalls keine WM-Punkte.

Bis kurz vor Schluss lag Zarco auf dem achten Platz, als er - wie Mir zuvor - ebenfalls in Kurve 12 stürzte. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich in einem engen Dreikampf mit Marco Bezzecchi (Aprilia) und Enea Bastianini (Tech3-KTM).

Zarco spricht ebenfalls die Thematik an, dass es mit der Honda aufgrund des geringen Topspeeds im Rennen sehr schwierig ist: "Bezzecchi war zuerst da - sehr konstant. Als er mich überholte, merkte ich, dass ich nicht mehr wirklich dranbleiben konnte."

"Und dann kam Bastianini - auf den Geraden. Als ich dann in Kurve 12 versuchte, die Linie zu kreuzen, habe ich komplett den Grip am Hinterrad verloren. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich glaube nicht, dass das Vorderrad eingeklappt ist - es war eher das Hinterrad."

Mit zwei Runden Rückstand fuhr Zarco als 17. und Letzter ins Ziel. "Natürlich bin ich enttäuscht", räumt der Franzose ein. "Aber wenn ich daran denke, wo wir am Samstag standen - da hatte ich null Gefühl und war langsam."

"Und wie wettbewerbsfähig ich nun im Rennen war, dann ist das der positive Aspekt. Es ist auch ein gutes Zeichen für die kommenden Rennen. Ich fahre nicht um die Meisterschaft, daher darf ich nicht zu enttäuscht sein."

Johann Zarco, Fermin Aldeguer

Johann Zarco lieferte sich lange ein Duell mit Rookie Fermin Aldeguer Zoom

"Wir haben ein anderes Set-up gewählt. Jetzt die Möglichkeit zu haben, zwischen verschiedenen Abstimmungen zu wechseln und dennoch Performance zu finden, wird für den weiteren Saisonverlauf enorm wichtig sein."

Trotz der Nullrunde ist Zarco als WM-Siebter immer noch der beste Honda-Fahrer. Marini folgt auf Platz neun. Mir ist 15. LCR-Rookie Somkiat Chantra ist der einzige Fahrer im Feld, der noch keinen WM-Punkt gesammelt hat. In der Markenwertung ist Honda weiterhin Zweiter.

In zwei Wochen wird auf dem Lusail-Circuit in Katar gefahren. Marini rechnet mit einer schwierigen Strecke: "Es ist keine Strecke für Honda. In Katar gibt es praktisch keinen Grip - das ist komplett anders als hier. Ich rechne dort mit schwierigeren Bedingungen."

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