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MotoGP-Paddock inside: Das Startchaos in Austin aufgeschlüsselt
Marc Marquez provoziert erfolgreich einen Startabbruch und löst völliges Chaos aus - Was da in Austin wirklich passiert ist und warum die Rennleitung so gehandelt hat
Liebe MotoGP-Fans,

© Gold & Goose Photography/LAT Images
Vor der Aufwärmrunde brach völliges Durcheinander aus Zoom
was wir in Austin beim Vorstart gesehen haben, haben wir so auch noch nicht erlebt. Das Verhalten von Marc Marquez hat völliges Chaos verursacht und viele Fragen aufgeworfen. Es stellt sich auch die Frage, ob die Rennleitung korrekt gehandelt hat. Da es sich um ein komplexes Thema handelt, schauen wir uns Schritt für Schritt die einzelnen Punkte an.
Die letzten Augenblicke vor der Aufwärmrunde finde ich grundsätzlich immer spannend, denn an der jeweiligen Körpersprache kann man eventuell erkennen, was jemand heute im Rennen vorhat. Greift sich jemand nervös an den Helm? Präsentiert jemand breite Schultern?
Dass Marquez neben seinem Motorrad stand, fand ich sehr seltsam. Zunächst dachte ich, dass er vielleicht Anspannung verspürt, denn jeder hat von ihm einen Sieg erwartet. Als er dann wie von einer Biene gestochen in Richtung Boxengasse sprintete, kam das völlig unerwartet.
Marquez sagt dazu Folgendes: "Ich kenne die Regeln wirklich gut und weiß, was zu tun ist und wie man ständig am Limit ist. Als noch etwa acht bis sieben Minuten übrig waren, habe ich erkannt, dass wir mit den Regenreifen einen Fehler gemacht haben."
"Gleichzeitig habe ich verstanden, dass die meisten Fahrer ebenfalls auf Regenreifen unterwegs waren. Also habe ich Marco Rigamonti, meinen Crewchief, gefragt, ob das zweite Motorrad bereit ist, und er hat das bestätigt."

© Gold & Goose Photography/LAT Images
Marc Marquez in der Startaufstellung mit Crewchief Marco Rigamonti Zoom
"Dann sagte ich: 'Okay, vielleicht verlasse ich die Startaufstellung.' Denn ich wusste: Wenn mir mehr als zehn Fahrer folgen würden, wird der Start verschoben und alle starten wieder von der Startaufstellung."
"Genau das wollte ich erreichen - dass mir alle folgen, damit wir alle mit Slicks neu starten und das Rennen unter Bedingungen beginnt, die mir liegen. Ich war von meiner Strategie, im schlimmsten Fall als Letzter zu starten, überzeugt."
"Wenn mir niemand gefolgt wäre, hätte ich eben als Letzter begonnen und versucht, während des Rennens wieder nach vorne zu kommen - denn ich hatte das Tempo dafür." Marquez bestätigt also klar, dass er einen Startabbruch provozieren wollte.
Das steht im Reglement geschrieben
Damit verweist der Ducati-Fahrer auf folgende Zeile im Reglement: "Wenn mehr als zehn Fahrer das Rennen aus der Boxengasse starten, wird der Start verschoben und ein Neustart (Quick Restart) durchgeführt."
Die Taktik von Marquez schien zunächst auch aufzugehen. Einer nach dem anderen sprang von seinem Motorrad und folgte ihm. Das zeigt auch, welchen Status Marquez im Feld als "Führungsfigur" hat, vor allem bei Mischbedingungen. Was er macht, kann nicht so verkehrt sein.
Allerdings kennt Marquez das Reglement auch nicht im Detail. Denn in so einem Fall gibt es zwei weitere Zeilen, die in diesem Zusammenhang interessant sind und die Marquez in seiner Aussage - und somit in seinem Gedankengang - nicht berücksichtigt hat.
So hat Marc Marquez den Startabbruch geplant!
Marc Marquez hat vor dem Start in Austin bewusst einen Startabbruch provoziert! Das hat er mit seiner Crew besprochen, aber niemand hat das Reglement im Detail gekannt! Weitere Motorrad-Videos
Es heißt: "Wenn man die Startaufstellung vor der Aufwärmrunde verlässt und die Reifen wechselt, startet man die Aufwärmrunde aus der Boxengasse. Dann nimmt man seine reguläre Startposition ein und muss im Rennen eine Durchfahrtsstrafe absolvieren."
Und das zweite Szenario: "Wenn man in die Boxengasse kommt oder noch in der Boxengasse ist, wenn die Ausfahrt der Boxengasse geschlossen wurde, startet man die Aufwärmrunde aus der Boxengasse. Dann nimmt man seine reguläre Startposition ein und erhält eine Durchfahrtsstrafe."
Laut diesen Zeilen im Reglement hätten also alle Fahrer, die in die Boxengasse gelaufen sind, im Rennen eine Durchfahrtsstrafe erhalten. Auf dem Circuit of The Americas beträgt der Zeitverlust dadurch rund eine halbe Minute.
Drei Fahrer standen mit Slicks in der ursprünglichen Startaufstellung: Ai Ogura, Brad Binder und Enea Bastianini. Als die rote Flagge gezeigt wurde, schäumte Trackhouse-Teamchef Davide Brivio, dass Ogura der Vorteil seiner richtigen Entscheidung genommen wurde.
"Wir haben gepokert und die richtige Entscheidung getroffen", so Brivio. "Die anderen Fahrer haben einfach die Startaufstellung verlassen. Sie haben die falsche Wahl getroffen! Warum hat man uns nicht erlaubt, mit der richtigen Entscheidung zu starten?"
Warum wirklich abgebrochen wurde
Aber nun kommt der nächste entscheidende Punkt. Ist es Marquez gelungen, genügend Fahrer mit Regenreifen zum Folgen in die Boxengasse zu bewegen, dass der Start laut Reglement abgebrochen werden muss? Nicht ganz.
Von den 22 Fahrern standen noch zwölf in der Startaufstellung. Neun Motorräder befanden sich in der Boxengasse. Ein weiteres wurde gerade in Richtung Boxengasse geschoben. Somit waren es zehn. Für den Abbruch müssen es aber "mehr" als zehn Fahrer sein.
Jetzt kommen wir zum alles entscheidenden Faktor. Es liegt in der Verantwortung der Rennleitung, dass eine Rennveranstaltung so sicher wie möglich durchgeführt wird. Sie können jederzeit auf die rote Stopptaste drücken. Und genau das ist auch geschehen.

© Gold and Goose
Renndirektor Mike Webb hat die komplette Startprozedur abgebrochen Zoom
Denn es herrschte komplettes Chaos. Es sollen auch IRTA-Funktionäre ins Büro der Rennleitung gefunkt haben, dass dort unten ein heilloses Durcheinander herrschte. Deshalb entschied sich die Rennleitung aus Sicherheitsgründen, die gesamte Startprozedur abzubrechen.
Das bestätigt auch Rennleiter Mike Webb in einer Stellungnahme: "Angesichts der Anzahl von Fahrern, Motorrädern und Boxencrews auf dem Grid und im Bereich der Boxengasse war es unmöglich, die Aufwärmrunde zu starten."
"Wir haben aufgrund von Sicherheitsbedenken eine Verschiebung und anschließend das Quick-Restart-Verfahren veranlasst. Ein Neustart des Rennens war die sicherste Maßnahme als Reaktion auf die beispiellose Situation beim Start des Grand Prix."
Deshalb gab es keine Strafen
Durch den vollständigen Abbruch erübrigten sich auch Diskussionen über Durchfahrtsstrafen. Es begann alles praktisch bei Null. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob die drei Slick-Fahrer eines Vorteils beraubt wurden.
Aber wenn zum Beispiel ein Rennen abgebrochen und neugestartet werden muss, verliert der Führende ebenfalls seinen bis dahin herausgefahrenen Vorsprung, da schon seit vielen Jahren nicht mehr die Zeiten von zwei Rennsegmenten addiert werden. Es ist, wie es ist.
Hat die Rennleitung richtig gehandelt? Ich finde schon, denn in einer ohnehin schon chaotischen Situation haben sie auf die rote Stopptaste gedrückt, um potenziell noch mehr Chaos zu vermeiden. Im Zweifel ist das mit Blick auf die Sicherheit die bessere Lösung.

© Gold & Goose Photography/LAT Images
Das Rennen wurde schließlich komplett neu gestartet Zoom
Im Endeffekt ist Marquez mit seinem Plan durchgekommen, einen Abbruch zu provozieren. Da komplett abgebrochen wurde, hatte er sogar doppelt Glück, denn so entging er (und die Fahrer, die ihm nachgelaufen sind) einer Durchfahrtsstrafe.
Diese Geschehnisse werden trotzdem noch für einige Diskussionen sorgen, vor allem, wie man in Zukunft mit so einer Situation umgehen soll. Renndirektor Webb kündigt deshalb an: "Wir werden die Situation gemeinsam mit den Teams analysieren und die Regularien überprüfen."
Ein kleines Update, weil in den Kommentaren danach gefragt wurde: Der Unfall des Safety-Cars hat sich rund 45 Minuten vor dem Rennstart zugetragen. Also noch bevor die Fahrer ihre Besichtigungsrunden in die Startaufstellung gefahren sind. Der Safety-Car-Abflug hatte nichts mit dem Abbruch der Startprozedur zu tun.
Euer

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