• 12.06.2017 09:01

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

"Fahre gute Rennen": Jorge Lorenzo in Barcelona Vierter

Führungsrunden und starke Schlussphase: Jorge Lorenzo analysiert seinen vierten Platz in Barcelona - Der Ducati-Pilot lernt reifenschonende Fahrweise

(Motorsport-Total.com) - "Ich freue mich sehr für das Team und für Dovi über den zweiten Sieg in Folge", ist Jorge Lorenzo seinem Ducati-Teamkollegen den Erfolg nicht neidisch. "Vor einigen Monaten schien das unmöglich, aber jetzt passiert es." Während Andrea Dovizioso in Barcelona seinen zweiten MotoGP-Sieg in Folge feierte, zeigte auch Lorenzo ein positives Rennen. Der Spanier führte seinen Heim-Grand-Prix für die ersten fünf Runden an und fiel dann zurück. Aber in der zweiten Rennhälfte stabilisierten sich seine Rundenzeiten. Lorenzo konnte wieder Gegner überholen und kam als Vierter ins Ziel.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo; Marc Marquez

Die ersten fünf Runden konnte Jorge Lorenzo anführen Zoom

Nach dem dritten Platz in Jerez war es sein zweitbestes Rennen in diesem Jahr. Die Performance-Kurve zeigt bei Lorenzo langsam, aber stetig bergauf. "Ich bin zufrieden mit meinem Rennen, denn hier haben wir wieder etwas Neues geschafft. Am Samstag stand ich zum ersten Mal in der ersten Startreihe und ich konnte das Rennen eine halbe Sekunde vor Marc (Marquez; Anm. d. Red.) anführen. Ich konnte die gleiche Pace fahren, das wusste ich schon vor dem Rennen", analysiert der dreifache MotoGP-Weltmeister seine Leistung.

"Dani (Pedrosa; Anm. d. Red.) ist 45er-Zeiten gefahren und Dovi war mit dem gleichen Reifen sehr konkurrenzfähig. Marquez überraschte mich, weil ich dachte, seine Zeiten würden einbrechen, aber er konnte eine gute Pace halten. Schließlich wurde ich Vierter, weil ich den Hinterreifen etwas besser geschont habe. Ich war immer sehr sanft mit dem Gas und hatte mehr Traktion als die zweite Gruppe. Deswegen konnte ich sie noch überholen."

"Neun Sekunden hinter dem Sieger! Zum ersten Mal bin ich weniger als zehn Sekunden hinten", betont Lorenzo die Fortschritte. "Es war also ein gutes Rennen. Ich will natürlich gewinnen und der vierte Platz entspricht nicht meinen Erwartungen. Aber ich komme näher Ich brauche ein natürlicheres Motorrad, um mein Potenzial zu entfalten. Momentan fahre ich gute Rennen, aber keine außergewöhnlichen."

Umgang mit Reifen: Lorenzo arbeitet am Fahrstil

Interessant ist in diesem Jahr vor allem eine Tatsache: Im heißen Jerez und Barcelona, wo wenig Grip herrschte, war Lorenzo konkurrenzfähig. Das steht komplett im Kontrast zum Vorjahr, als er mit der Yamaha bei Rennen mit wenig Grip chancenlos war. Liegt das an der Ducati, den Reifen oder hat er seinen Fahrstil verändert? "Früher hatte ich bei Hitze große Probleme, weil ich ein Fahrer bin, der früh Vollgas gibt. Das war für das Spinning des Hinterreifens nicht gut", lautet seine Erklärung.

Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo arbeitet an seinem Fahrstil und macht konstant Fortschritte Zoom

"In den letzten Rennen habe ich besser verstanden, wie ich den Reifen schonen kann. Ich verbessere mich in diesem Bereich deutlich. Außerdem haben wir auch Glück, dass wir nicht so starkes Graining haben. Honda hat mit der rechten Seite des Vorderreifens große Probleme bekommen. Deshalb konnte Dovi konstanter bleiben", nennt Lorenzo einen entscheidenden Faktor für den Ducati-Sieg. "Er machte keine Fehler und konnte wie in Mugello einen kleinen Vorsprung halten. Im Vergleich zu Jerez und Montmelo 2016 hat Ducati einen deutlichen Fortschritt gemacht."

Außerdem wurde in Barcelona auch deutlich, dass die Ducati den Vorderreifen nicht so extrem belastet wie die Honda. "Ich denke, das ist seit zwei oder drei Jahren eine Spezialität unseres Motorrades. Wir hatten auch Glück, denn in den vergangenen beiden Jahren hatte ich starkes Graining, vor allem mit der Yamaha. Aber mit der Ducati kann man normalerweise einen weicheren Vorderreifen verwenden als die anderen Teams."


Fotos: MotoGP in Barcelona, Rennen


Einen Unterschied zwischen Dovizioso und Lorenzo gab es im Rennen dennoch. Während der Italiener mit dem Medium-Hinterreifen fuhr, wählte Lorenzo den harten. Warum? "Ich entschied mich für den harten Hinterreifen, weil ich mich damit in den ersten Runden besser fühlte. Spinning und Reifenverschleiß war ähnlich, aber ich hatte überraschenderweise in den ersten fünf Runden mehr Grip auf der rechten Seite. Deshalb entschied ich mich für den harten Hinterreifen."

In der Weltmeisterschaft ist Lorenzo nach sieben Rennen auf dem siebten Platz. Sein Rückstand auf Maverick Vinales beträgt 52 Punkte. "Meine Resultate sind schlechter, schwierig zu sagen", antwortet Lorenzo auf die Frage, ob er jetzt ein besserer Fahrer als 2016 ist. "Wir werden es wohl nie wissen. Natürlich lerne ich jetzt Dinge, die ich wahrscheinlich nicht gelernt hätte, wenn ich bei Yamaha geblieben wäre."