Dovizioso gibt zu: "Weiß nicht, warum ich gewonnen habe!"

Andrea Dovizioso freut sich über den zweiten Sieg in sieben Tagen und glaubt, dass er in Barcelona selbst den Unterschied ausmachen konnte

(Motorsport-Total.com) - "Ich weiß nicht, warum ich die vergangenen Rennen gewonnen habe", wundert sich Andrea Dovizioso nach seinem zweiten Sieg in Serie. Nachdem er vor sieben Tagen bereits in Italien triumphieren konnte, holte er sich auch in Barcelona 25 Punkte ab. Damit liegt er nur noch sieben WM-Punkte hinter Maverick Vinales in der Tabelle - doch er ist zu sehr Realist, um jetzt schon daran zu denken. Sein Erfolgsgeheimnis: Er hat seine Herangehensweise an sein Leben und den Sport verändert. Damit konnte er schließlich auch in Spanien auftrumpfen. (Zum Ergebnis!)

Titel-Bild zur News: Andrea Dovizioso

Zum zweiten Mal in sieben Tagen darf Dovizioso den Champagner versprühen Zoom

"In Mugello hat dieses Ergebnis niemand erwartet. Das war etwas Besonderes. Aber auch hier haben wir das nicht erwartet, weil mein Gefühl beim Test noch sehr schlecht war - wie auch am Freitag", gibt er zu. Vor wenigen Wochen fuhr Ducati mit Honda einen Test in Barcelona. "Im Test konnte ich Marc folgen und war in einer Runde acht Zehntel hinten. Uns fehlt also noch Speed", schildert er. "Wir waren aber dieses Wochenende sehr entspannt und konnten alles perfekt managen. Ich habe viel Erfahrung und kenne Ducati sehr gut, also habe ich heute vielleicht den kleinen Unterschied ausgemacht."

Schon nach dem Start von Platz sieben war Dovizioso in der Spitzengruppe vertreten. Er konnte sich hinter Jorge Lorenzo, Marc Marquez und Dani Pedrosa einreihen, bis er in Runde acht auf die zweite Position nach vorne fuhr. Wie auch die Honda-Piloten hatte sich auch der Italiener am Start für den harten Vorderreifen und den Medium hinten entschieden. "Der Reifenverschleiß des Hinterreifens war so hoch, daher konnten wir uns nicht auf den Speed fokussieren. Wir haben uns darauf konzentriert, das Bike in der Hitze mit gebrauchten Reifen fahren zu können." Das kam ihm im Rennen zugute.

Dovi schmunzelt: "Habe gewonnen, ohne hundert Prozent zu geben"

"Niemand hatte Grip und jeder musste den Reifen schonen und keiner konnte daher richtig pushen. Wir waren daher schon in der ersten Runde in einer guten Position. Ich konnte ein paar Fahrer überholen. Ich war hinter Dani und habe mich dann entschieden, hinter ihm zu bleiben. Er fuhr sehr gut und hat den Reifen stark geschont", erinnert sich der Italiener. Auch er habe auf seinen Hinterreifen geachtet. Den Vorderreifen hatte er besser im Griff, da er eine bessere Beschleunigung hatte. "Ich habe außerdem nie stark gebremst. Bis zehn Runden vor Rennende war es perfekt."

Dann ging Dovizioso in Runde 16 endgültig an Pedrosa vorbei, der zu diesem Zeitpunkt führte. "Ich wollte pushen, als ich in Führung ging, habe ich aber realisiert, dass mein Hinterreifen komplett fertig war." Er konnte daher keinen großen Abstand herausfahren, sondern kontrollierte das Rennen. "Es war ein komisches Gefühl, weil ich gewonnen habe, ohne hundert Prozent gepusht zu haben. Das ist mir auch noch nie passiert", lacht der 31-Jährige und fügt hinzu: "Ich habe nicht erwartet, hier konkurrenzfähig zu sein, und dann gewinne ich."

Durch diesen Sieg konnte er zusätzlich Selbstvertrauen tanken und kann entspannt nach Assen zum nächsten Grand Prix in zwei Wochen reisen. Dennoch hat er auch in der Stunde des Erfolgs ein Auge auf die Problemzonen der Desmosedici: "Ich will mich in diesem Moment nicht beschweren, aber wir müssen uns immer noch verbessern. Das war ein komisches Rennen, es ging nicht um den Speed. Niemand konnte pushen, daher hatte ich auf den Geraden einen Vorteil durch den stärkeren Motor", weiß er. Wenn Ducati in diesem Jahr wirklich um die Meisterschaft fahren will, dann müsse man sich in gewissen Bereichen noch steigern, weil die Konkurrenz stark ist.

2016: Dovizioso verändert Herangehensweise an den Sport

An die Meisterschaft will er aber eigentlich gar nicht denken, sondern sich voll und ganz auf die Entwicklung des Bikes konzentrieren. Aber nicht nur an der Maschine arbeitet Dovizioso, sondern auch an sich selbst. Er verrät: "Viele kleine Dinge können ein tolles Ergebnis einbringen. Seit Mitte vergangenen Jahres habe ich viele Dinge über das Leben besser verstanden. Das hat mir geholfen, mein Leben und den Sport in einer anderen Art und Weise anzugehen. Seither sind meine Ergebnisse viel besser. Darüber bin ich sehr glücklich. Ich bin jetzt viel entspannter. Ich weiß nun viel mehr über die Realität vieler Dinge."

Konkret darauf angesprochen, warum er sich nun besser fühlt, gibt er eine kryptische Antwort: "Du triffst manchmal Leute im Leben, die dir Dinge erklären. Dann lebst du plötzlich auf eine ganz andere Art und Weise. Jeder wird im Leben reifer in gewissen Punkten. Das sind nur kleine Dinge, die können aber einen großen Unterschied ausmachen", weiß der 13-malige Grand-Prix-Sieger. Mit seinem Alter hätte das jedenfalls nur wenig zu tun. "Ich fühle mich nicht zu alt", lacht er.

Andrea Dovizioso, Marc Marquez

Sieben Runden musste Dovizioso Marquez zu Rennende auf Distanz halten Zoom

Sieben Jahre musste er auf seinen zweiten MotoGP-Sieg warten, sieben weitere Monate auf den dritten und nur sieben Tage auf den vierten. In sieben Stunden will Dovizioso dennoch kein weiteres Rennen fahren, wie er lachend anmerkt: "Nein, nein! Jetzt muss ich mich erst einmal ein bisschen erholen. Außerdem machen wir heute Abend lieber Party."