• 16.01.2009 11:46

  • von Roman Wittemeier

Ezpeleta: Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos

Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta sieht die Wirtschaftskrise auch als Chance für eine Gesundung der MotoGP - Rechtliche Schritte gegen Kawasaki?

(Motorsport-Total.com) - Nach dem werksseitigen Ausstieg von Kawasaki sucht Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta händeringend nach einer Lösung seiner aktuellen MotoGP-Krise. Der Vermarkter hat in seinen Verträgen ein Starterfeld von mindestens 18 Maschinen festgeschrieben. Sollten die Grünen sich 2009 gar nicht zeigen, wären aber nur 17 Bikes im Grid. Daher drängt Ezpeleta auf den privaten Einsatz der Ninja ZX-RR durch das spanische Aspar-Team.

Titel-Bild zur News: Carmelo Ezpeleta

Carmelo Ezpeleta verhandelt zurzeit intensiv mit Kwasaki und Jorge Martinez

Dessen Chef Jorge Martinez will das finanzielle Risiko eines solchen Einsatzes verständlicherweise nicht allein tragen. Auch wenn sich die Kawasaki-Testpiloten bei den aktuellen Probefahrten in Eastern Creek äußerst positiv über die neue Maschine äußerten, so ist dennoch zu erwarten, dass man mit den Kawas in der kommenden Saison nicht gerade siegfähig sein dürfte.#w1#

Martinez verlangt also eine Art Schmerzensgeld und ist in den Gesprächen mit Ezpeleta in einer guten Position. Zum einen muss der Dorna-Boss sein Starterfeld komplettieren, auf der anderen Seite kann man Forderungen gegenüber Kawasaki geltend machen. Der japanische Hersteller hatte sich vertraglich zur Teilnahme an der MotoGP bis 2011 verpflichtet. Durch den vorzeitigen Ausstieg brach man diesen Kontrakt.

"Rechtliche Schritte sind die allerletzte Option", zeigte sich Ezpeleta im 'Reuters'-Interview gesprächsbereit. "Ich würde es bevorzugen, wenn sie das irgendwie kompensieren würden." Klartext: Kawasaki soll ich aus dem Vertrag herauskaufen. Mit diesem Geld könnte Ezpeleta den privaten Einsatz der Maschinen in Gesprächen mit Jorge Martinez schmackhaft machen. So hätte der Aspar-Chef zumindest finanziell ein begrenztes Risiko bei seinem Schritt in die MotoGP.

"Wenn es der Superbike-WM gut geht, geht es auch uns gut." Carmelo Ezpeleta

"Wir müssen das jetzt schnell klären, denn die Saison fängt schon bald an", machte Ezpeleta sich und seinen Verhandlungspartnern Druck. "In spätestens zwei oder drei Wochen müssen wir eine Lösung haben, vielleicht sogar schon früher." Der Spanier will seine MotoGP als Zugpferd der Vermarktung schnell wieder als gesundes Gebilde darstellen können.

"Die finanzielle Krise hat den Sport voll getroffen", beschrieb Ezpeleta die Auswirkungen der wirtschaftlichen Schieflage. "Das ist ein ganz wichtiges Thema. Wir haben aber alle Möglichkeiten, damit umzugehen. Ich bin ganz sicher, dass unsere Maßnahmen, die wir ergreifen werden, die MotoGP in eine bessere Situation bringen wird als jemals zuvor." Trotz der insgesamt vier japanischen Hersteller, die sich in den vergangenen Wochen aus den höchsten Motorsport-Ebenen ausgeklinkt haben, stehe man vor einer rosigen Zukunft.

Auch die immer stärker auftrumpfende Superbike-WM könne die MotoGP nicht einbremsen. "Wir können fantastisch nebeneinander existieren", so der Dorna-Chef. "Wir schaffen das ja schon seit vielen Jahren und es gibt keinen Grund, warum sich etwas daran ändern sollte. Wenn es der Superbike-WM gut geht, geht es auch uns gut." Anmerkung am Rande: Während Kawasaki die MotoGP-Bremse zog, bekräftigte man sein Engagement in der WSBK.